Das GPU-Cloud-Unternehmen CoreWeave hat zugestimmt, den Bitcoin-Miner Core Scientific zu übernehmen. Der reine Aktientausch bewertet das Zielunternehmen mit rund neun Milliarden Dollar und sichert CoreWeave den Zugriff auf dringend benötigte Energie für den KI-Boom. Trotz eines satten Aufpreises reagieren die Anleger panisch und schicken die Aktie von Core Scientific auf Talfahrt.
Gemäß den Fusionsbedingungen erhalten die Aktionäre von Core Scientific für jede ihrer Aktien 0,1235 Stammaktien der Klasse A von CoreWeave. Basierend auf dem Schlusskurs von CoreWeave vom 3. Juli entspricht dies einem Wert von 20,40 Dollar pro Aktie. Das Angebot entspricht einer Prämie von 66 Prozent auf den Core-Scientific-Schlusskurs von 12,30 Dollar Ende Juni, bevor erste Übernahmegerüchte kursierten. CoreWeave hatte bereits zuvor im Jahr 2024 versucht, das Unternehmen zu erwerben.
Der Deal wurde nun inzwischen von den Vorständen beider Unternehmen genehmigt und soll, vorbehaltlich der Zustimmung der Aufsichtsbehörden und der Aktionäre von Core Scientific, im vierten Quartal 2025 abgeschlossen werden. Nach Abschluss der Transaktion werden die bisherigen Aktionäre von Core Scientific weniger als 10 Prozent des fusionierten Unternehmens halten.
KI-Hunger als Treiber
CoreWeave vermietet besonders leistungsstarke Computer mit Nvidia-Chips an Kunden wie OpenAI und Microsoft. Um diese Computer zu betreiben, braucht das Unternehmen sehr viel günstigen Strom – darum ist CoreWeave in einem Wettlauf um preiswerte Energiequellen.
Schon jetzt nutzt CoreWeave Rechenzentren von Core Scientific, basierend auf einem im vergangenen Jahr abgeschlossenen 12-Jahres-Vertrag im Wert von rund zehn Milliarden Dollar. Mit der Übernahme von Core Scientific wird dieser Vertrag nun hinfällig. Durch die Übernahme spart CoreWeave sich somit voraussichtlich Milliarden, weil der bestehende 12-Jahres-Vertrag mit Core Scientific (rund zehn Milliarden Dollar Volumen) nun nicht mehr bezahlt werden muss. Statt die Rechenzentren zu mieten, gehören sie dem Unternehmen künftig selbst. CoreWeave kontrolliert damit nicht nur die Rechenleistung, sondern sichert sich auch langfristig Zugang zu günstiger Energie, was gerade bei stromhungrigen KI-Rechenzentren entscheidend ist.
Michael Intrator, CEO von CoreWeave, erklärte, dass der Kauf des angeschlagenen Bitcoin-Miners es dem Unternehmen ermöglichen werde, sein Geschäft zu erweitern und den Betrieb zu skalieren. „Die Vertikalisierung des Eigentums an der Hochleistungs-Rechenzentrumsinfrastruktur von Core Scientific ermöglicht es CoreWeave, die Betriebseffizienz erheblich zu steigern und unsere zukünftige Expansion abzusichern“, so Intrator in einer Erklärung.
Vom Pleitekandidaten zum Übernahmeziel – Anleger trotzdem skeptisch
Die Geschichte von Core Scientific ist turbulent: Das Unternehmen meldete im Dezember 2022, nur elf Monate nach seinem Börsengang über eine 4,3-Milliarden-Dollar-SPAC-Fusion, Insolvenz nach Chapter 11 an. Nach einer Reorganisation wurde die Aktie im letzten Jahr wieder an der Nasdaq gelistet.
Trotz der hohen Übernahmeprämie brach die Aktie von Core Scientific am Montag zum Handelsstart an der Wall Street um rund 20 Prozent ein. Der Grund dürfte in der starken Verwässerung und der langen Wartezeit bis zum Abschluss des Deals liegen. Zudem werden die bestehenden Aktionäre künftig nur noch einen Bruchteil an einem weitaus größeren, aber anders ausgerichteten Unternehmen halten.
Der Deal zwischen CoreWeave und Core Scientific ist auf den ersten Blick ein strategischer Geniestreich, doch für die Aktionäre von Core Scientific hat er einen bitteren Beigeschmack. Die massive Verwässerung – am Ende werden sie weniger als zehn Prozent am fusionierten Giganten halten – und die lange Wartezeit bis Ende 2025 missfällt den Anlegern. Aktuell sind weder CoreWeave noch Core Sientific laufende AKTIONÄR-Empfehlungen. Favorit im KI-Sektor bleibt hingegen Nvidia. Die Aktie wurde erst kürzlich in Ausgabe 24/25 erneut zum Kauf empfohlen.
07.07.2025, 16:30