BYD hat im Juni beeindruckende Verkaufszahlen geliefert, einen neuen Verkaufsrekord markiert und feiert die Eröffnung einer milliardenteuren Fabrik in Brasilien. Der Erfolg hat allerdings seinen Preis. Der aggressive Preiskampf im Heimatmarkt China hinterlässt tiefe Spuren in der Bilanz und drückt auf den Aktienkurs.
Der chinesische Elektroauto-Gigant BYD hat im Juni mit 377.628 ausgelieferten Fahrzeugen einen neuen Rekord für das laufende Jahr aufgestellt. Dies entspricht einem Zuwachs von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Im gesamten ersten Halbjahr 2025 konnte der Konzern seinen Absatz auf beeindruckende 2,1 Millionen Fahrzeuge steigern. Doch der Erfolg hat einen hohen Preis, der Anlegern zunehmend Sorgen bereitet.
Teuer erkaufter Erfolg
Möglich wurde dieser Absatzschub nur durch eine aggressive Rabattpolitik. Ende Mai hatte BYD bei einigen Modellen Nachlässe von bis zu 34 Prozent gewährt, um den Verkauf anzukurbeln. Die Aktion führte jedoch nicht zum erhofften Befreiungsschlag sondern verursachte stattdessen massive Folgekosten. Die Reaktion an der Börse war eindeutig: Aus Sorge vor schmelzenden Margen fiel die Aktie empfindlich, der Börsenwert des Unternehmens schrumpfte zeitweise um mehr als 20 Milliarden Dollar.
Der Preiskrieg rief auch die chinesischen Regulierungsbehörden auf den Plan. Die Regierung in Peking kritisierte den Wettbewerb und forderte die Hersteller zur Selbstregulierung auf. BYD reagierte prompt, nahm einige der extremen Rabatte zurück und unterzeichnete eine Branchenvereinbarung zur pünktlichen Bezahlung von Zulieferern.
Expansion als Ausweg?
Während der Heimatmarkt unter Druck steht, gibt BYD im Ausland weiter Vollgas. In Europa ist der Konzern Tesla dicht auf den Fersen. Laut Jato Dynamics schloss BYD bei den Neuzulassungen im Mai beinahe zum US-Konkurrenten auf, nachdem man ihn in einigen Märkten bereits im April überholt hatte.
Gleichzeitig treibt BYD die globale Expansion mit Nachdruck voran. Ein Meilenstein wurde nun in Brasilien erreicht: Das neue Pkw-Werk im Bundesstaat Bahia hat am 1. Juli die Produktion aufgenommen. Mit einer Gesamtinvestition von einer Milliarde Dollar und einer geplanten Jahreskapazität von 150.000 Fahrzeugen in der ersten Phase will BYD seine Vormachtstellung im lokalen Markt zementieren. Seit dem Markteintritt 2021 hat das Unternehmen in Brasilien bereits über 130.000 Autos verkauft.
BYD präsentiert sich derzeit mit zwei Gesichtern. Einerseits beeindruckt das Unternehmen mit seinem Wachstum und seiner konsequenten internationalen Expansion, die das enorme Potenzial des Konzerns unterstreichen. Andererseits schwebt das Damoklesschwert des brutalen Preiskampfs in China über der Aktie. Dank BYDs Größe und der daraus resultierenden Skalenvorteile wird der Konzern aber wahrscheinlich als Sieger aus dem Preiskrieg hervorgehen. Anleger bleiben an Bord.
02.07.2025, 10:32