Geldregen für BP? Der britische Konzern hat vor einem internationalen Schiedsgericht einen Sieg im Streit mit dem US-Erdgasexporteur Venture Global errungen. BP und weitere Abnehmer mit langfristigen Lieferverträgen werfen dem Unternehmen vor, nach dem russischen Angriff auf die Ukraine vertraglich zugesicherte LNG-Lieferungen einbehalten und stattdessen auf dem Spotmarkt zu höheren Preisen verkauft zu haben.
Dadurch habe sich Venture Global unrechtmäßig bereichert. Laut einer Pflichtmitteilung des Unternehmens sprach der Internationale Schiedsgerichtshof BP einen teilweise endgültigen Anspruch zu. Der britische Energieriese fordert demnach über eine Milliarde US-Dollar an Schadenersatz – zuzüglich Zinsen, Kosten und Anwaltsgebühren. Es laufen indes auch noch weitere Verfahren gegen Venture Global. So fordern beispielsweise auch Galp und Edison vom Unternehmen rund sieben Milliarden Dollar Entschädigungszahlungen.
Das Urteil fällt nur wenige Wochen nach einem anderen Verfahren, in dem Venture Global noch einen Sieg gegen Shell errungen hatte. Damals feierte das Unternehmen den Ausgang als Bestätigung seiner Geschäftspraxis. Nun aber befand das Gericht, Venture Global habe gegen seine Pflichten verstoßen – insbesondere, weil es den offiziellen Beginn des kommerziellen Betriebs seines Calcasieu-Pass-Projekts in Louisiana nicht rechtzeitig gemeldet und nicht mit der erforderlichen Sorgfalt gehandelt habe.
Venture Global kritisierte die Entscheidung scharf und sieht sie im Widerspruch zu dem früheren Shell-Verfahren. Man prüfe derzeit rechtliche Schritte. Das Unternehmen betont, die Kunden seien von Anfang an über den gestaffelten Hochlauf der Anlage informiert gewesen. In dieser Phase habe man geplant, LNG-Lieferungen vorübergehend anderweitig zu verkaufen, bis die langfristigen Verträge in Kraft treten.
Erhält BP am Ende tatsächlich den Schadenersatz, so könnte dies dem Kurs etwas Rückenwind bescheren. Zur Einordnung: Für das laufende Jahr rechnen Analysten durchschnittlich mit einem Nettogewinn in Höhe von 6,3 Milliarden Dollar, für 2026 werden 7,7 Milliarden Dollar erwartet. Die Aktie bleibt eine Halteposition. Der Stoppkurs sollte bei 3,50 Euro belassen werden.
10.10.2025, 09:29