Amazon übertrifft im ersten Quartal mit starken Zahlen die Erwartungen der Wall Street – doch der Ausblick auf das zweite Quartal sorgt für Enttäuschung. Die Aktie rutscht im nachbörslichen Handel deutlich ab. DER AKTIONÄR analysiert die Ergebnisse, den Ausblick und die Folgen für Anleger.
Amazon hat im ersten Quartal 2025 deutlich mehr verdient als erwartet. Der Umsatz stieg um 8,6 Prozent auf 155,67 Milliarden Dollar. Analysten hatten mit 155,16 Milliarden gerechnet. Der Gewinn je Aktie lag bei 1,59 Dollar – 17 Prozent über den Schätzungen. Das operative Ergebnis erreichte 18,4 Milliarden Dollar, erwartet waren 17,51 Milliarden. Die operative Marge verbesserte sich von 10,7 auf 11,8 Prozent.
Starke Entwicklung in den Kernsparten
Die Online-Stores erzielten 57,41 Milliarden Dollar Umsatz (plus fünf Prozent). Physische Läden legten um 6,4 Prozent auf 5,53 Milliarden Dollar zu. Drittanbieter-Services wuchsen um 5,5 Prozent auf 36,51 Milliarden Dollar. AWS kam auf 29,27 Milliarden Dollar – ein Plus von 17 Prozent, aber leicht unter der Erwartung von 29,36 Milliarden. Der internationale Handel legte um 4,9 Prozent auf 33,51 Milliarden Dollar zu. Die Fulfillment-Kosten stiegen um zehn Prozent auf 24,59 Milliarden Dollar.
Ausblick enttäuscht – Aktie unter Druck
Trotz der guten Zahlen fiel die Aktie nachbörslich um rund fünf Prozent auf 181,58 Dollar. Der Grund: ein schwacher Ausblick. Amazon rechnet im zweiten Quartal mit 159 bis 164 Milliarden Dollar Umsatz – im Mittel knapp über dem Konsens von 161,4 Milliarden. Kritisch ist jedoch die Prognose für das operative Ergebnis. Amazon stellt 13,0 bis 17,5 Milliarden Dollar in Aussicht. Analysten hatten 17,82 Milliarden erwartet. Selbst am oberen Ende verfehlt Amazon die Schätzungen. Belastungen durch Wechselkurse könnten die Marge zusätzlich drücken.
Besonders schwach zeigte sich die Marge im Nordamerikageschäft: 6,3 Prozent statt erwarteter 6,65 Prozent. Auch AWS lieferte keine Überraschung – das Wachstum blieb mit 17 Prozent auf Vorjahresniveau. Eine Beschleunigung blieb aus.
Die Börse reagiert nervös. 78 Analysten empfehlen die Aktie zum Kauf, kein einziger zum Verkauf – doch der Kursrückgang zeigt: Die Erwartungen sind hoch, die Toleranz gering. Amazon bleibt operativ stark. Doch die Bewertung verlangt dauerhafte Bestwerte. Wer einsteigen will, wartet auf eine Stabilisierung – und den Nachweis, dass Cloud- und Handelsmargen wieder dynamischer wachsen.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Aktien von Amazon befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.