Der eskalierende Handelsstreit zwischen China und den USA bringt die Börsen erneut unter Druck. Besonders heftig trifft es am Mittwoch diesmal Immobilien-Aktien: Der Stoxx Europe 600 Real Estate fiel auf den tiefsten Stand seit November 2023. Vonovia verlor zeitweise über vier Prozent und war damit der größte Verlierer im DAX.
Zunächst hatten die neuen US-Zölle bei den Immobilien-Aktien noch für Rückenwind gesorgt, weil sinkende Anleiherenditen die zinssensiblen Immobilienwerte stützten. Doch dieser Effekt ist verpufft. Die Zinsen steigen wieder, und der Immobilienindex büßte seit der Zoll-Ankündigung bereits rund acht Prozent ein.
Auch die Banken stehen unterdessen unter Druck. Sie leiden unter den zunehmenden Konjunktursorgen im Zuge des Zollkonflikts. Droht eine Rezession, könnte sich die Kreditwürdigkeit vieler Unternehmen verschlechtern.
Die Unsicherheit am Anleihemarkt verschärft derweil die Lage bei Immobilienwerten weiter. Die Renditen für US-Staatsanleihen steigen seit Tagen, zehnjährige Titel kletterten zeitweise über 4,5 Prozent – so hoch wie zuletzt im Februar. Das Vertrauenssignal „sicherer Hafen“ gerät offenbar ins Wanken, die Märkte reagieren nervös. Einige Experten sehen in dem Anstieg der Renditen trotz fallender Aktienmärkte ein klares Warnsignal.
US-Finanzminister Scott Bessent könnte mit niedrigeren Renditen die Belastungen durch Zölle und Staatsverschuldung abzufedern versuchen – bislang jedoch ohne Erfolg.
Trotz der angespannten Lage sehen die Analysten von JPMorgan Chancen bei den deutschen Immobilien-Aktien. Die Kurse der Wohnimmobilienunternehmen wie Vonovia und LEG könnten sich nach Einschätzung der Experten um bis zu 50 Prozent erholen. Die positiven Effekte durch mögliche Zinssenkungen seien in den Kursen noch kaum eingepreist.
Kurzfristig mag sich der Zusammenhang zwischen Unsicherheit, Anleihen und Zinsen zwar geändert haben. Dass er grundsätzlich nicht mehr gilt, ist aber unwahrscheinlich. Immobilien-Aktien dürften in unsicheren Zeiten daher den Markt schon bald wieder schlagen. Das gilt insbesondere für Wohnimmobilienunternehmen wie Vonovia mit ihren stabil wachsenden Mieteinnahmen und niedrigen Leerstandsquoten.
Mittel- bis langfristig hat Vonovia aufgrund des unverändert hohen Bewertungsabschlags das Potenzial zur Outperformance, weshalb Anleger speziell beim deutschen Marktführer unter den Immobilien-Aktien weiter einen ersten Fuß in die Tür stellen können.