Auch wenn es gerade nicht mehr ganz so schlimm aussieht: Die Börsen sind angeschlagen – und Paul Tudor Jones sieht kein schnelles Comeback. Der Star-Investor und Gründer von Tudor Investment rechnet mit neuen Tiefständen an den Aktienmärkten. Selbst wenn US-Präsident Donald Trump seine drastischen China-Zölle zurücknimmt, sei keine Trendwende in Sicht.
„Trump ist bei den Zöllen blockiert, die US-Notenbank Fed bei den Zinsen ebenso – das ist ein toxisches Umfeld für Aktien“, sagte Jones im Interview mit CNBC. Trump hatte kürzlich Importzölle von bis zu 145 Prozent auf chinesische Waren verhängt. China reagierte mit Gegenzöllen von 125 Prozent, signalisiert aber nun wieder Verhandlungsbereitschaft.
Trump oder Fed – wer bewegt sich zuerst?
Laut Jones sei es zwar „ziemlich sicher“, dass Trump die Zölle um 50 Prozent kürzen werde. Doch das reiche nicht: „Selbst dann wären es die größten Steuererhöhungen seit den 1960er-Jahren.“ Und: „Das könnte zwei bis drei Prozent Wirtschaftswachstum kosten.“
Für Jones war die Erholung bei den großen US-Indizes lediglich eine Atempause.
Die Notenbank hat den Leitzins seit Dezember nicht mehr verändert. Fed-Chef Jerome Powell deutete zuletzt an, zunächst weitere Klarheit zur wirtschaftlichen Entwicklung abzuwarten. Jones meint diesbezüglich: „Wenn der Markt fällt, wird der Druck steigen – dann bewegt sich vielleicht etwas bei Trump oder der Fed.“ Dies werde wohl aber erst bei neuen Tiefs am Aktienmarkt der Fall sein.
Zusätzlich warnte Jones eindringlich vor den Gefahren unregulierter Künstlicher Intelligenz. Nach einem Treffen mit führenden Entwicklern sprach er von einer „potenziell existenziellen Bedrohung“. KI müsse dringend politisch reguliert werden: „Trump muss hier genauso aktiv werden wie bei den Zöllen.“
Die Warnung von Paul Tudor Jones ist deutlich: Der Hedgefonds-Manager erwartet angesichts hoher Zölle und restriktiver Geldpolitik einen stärkeren Rücksetzer. Jones ist Multimilliardär und spekulierte unter anderem erfolgreich auf den Schwarzen Montag 1987. Vor allem bei großen Themen wie dem Corona-Crash, der anschließenden Erholung und Inflationsfragen war er auch in den vergangenen Jahren relativ treffsicher. DER AKTIONÄR bleibt zwar grundsätzlich zuversichtlich gestimmt, sieht auf dem aktuellen Niveau aber auch Abwärtsrisiken, solange es keine klare Änderung bei Trumps Zoll-Politik gibt.
06.05.2025, 18:31