Aktien und Edelmetalle konnten sich zuletzt erholen. Es ist vor allem die Hoffnung, dass die US-Notenbank in Sachen Zinsanhebungen auf die Bremse tritt, die die Märkte bewegte. Bloomberg Intelligence rät Anleger dazu, einen wichtigen Faktor genau im Auge zu behalten: den Ölpreis.
Niedrigere Rohölpreise könnten laut Bloomberg Intelligence die wichtigste Voraussetzung für eine Änderung der geldpolitischen Ausrichtung der Zentralbank sein. „Die Tatsache, dass die US-Notenbank die Straffung der Geldpolitik trotz rasch deflationierender Aktien- und Anleihemärkte intensiviert, könnte darauf hindeuten, dass stärkere Frühindikatoren erforderlich sind", schrieb der leitende Rohstoffstratege von Bloomberg Intelligence, Mike McGlone. Rohöl liegt seit Jahresbeginn immer noch rund 13 Prozent im Plus. „Eine beschleunigte Rückkehr des Rohölpreisanstiegs im ersten Halbjahr, der die Inflation und die Zinserhöhungen der Fed angekurbelt hat, könnte eine Voraussetzung für eine Pause der Fed sein“, schrieb McGlone.
Rohstoffe seien im Allgemeinen ein hervorragender vorlaufender Inflationsindikator, insbesondere Rohöl. Im Vergleich dazu sind Kupfer und der S&P 500 seit Jahresbeginn um über 20 Prozent gefallen. Ein ähnlicher Rückgang beim Rohöl könnte nötig sein, damit die Fed ihren Straffungspfad verlangsamt, so McGlone. Die letzten beiden Zinswendepunkte der Fed fielen mit einem starken Rückgang des Rohölpreises in den Jahren 2018 und 2020 zusammen.
Und mit Blick auf das nächste Jahr sind die Aussichten für Rohstoffe nicht optimistisch, was laut Bloomberg Intelligence das Argument des Fed-Pivot begünstigt. „Die globale Tendenz zur Rezession und die sinkende Geldmenge könnten die Rohstoffpreise auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Wenn die Rohstoffe nicht das tun, was normal ist - auf relativ kalte Niveaus fallen - nach der zu heißen Periode im ersten Halbjahr, ist es wahrscheinlicher, dass die Inflation hartnäckig bleibt und die Zentralbanken weiter straffen", schrieb McGlone. "Ein Hauptindikator für Verluste bei den Rohstoffpreisen ist die sinkende Weltgeldmenge.“ Der Bericht verglich seine Rohstoffprognose mit der von 2008 und warnte, dass sich die Rohstoffpreise immer noch in der Anfangsphase eines größeren Ausverkaufs befinden.
Die Rohstoffe befinden sich in einer Zwickmühle. Einerseits steigt die Nachfrage nach Kupfer und anderen Metallen aufgrund des Wandels hin zu einer grüneren Gesellschaft, andererseits bremst die Rezessionsangst. Aktuell lässt sich schwer prognostizieren, welcher Aspekt kurzfristig die Oberhand behalten dürfte. Mittel- bis langfristig sollte jedoch das Angebots- und Nachfrageszenario den Preis bestimmen.