Nach dem größeren Rücksetzer der letzten Tage schaltet die Aktie der Deutschen Bank wieder in den Rallye-Modus. Nicht nur der Rückenwind vom Gesamtmarkt dürfte dafür verantwortlich sein. Ein Interview des Handelsblatts mit CEO Christian Sewing dürfte ebenfalls für Aufmerksamkeit sorgen.
Sewing äußert sich in dem Interview unter anderem zu den bisherigen Maßnahmen, die die Bundesregierung zur Milderung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie beschlossen hat, und zur Lage der Banken. Zum Konzernumbau der Deutschen Bank sagt er: „Wir haben uns bereits vor Ausbruch der Krise auf die Geschäftsbereiche fokussiert, in denen wir wettbewerbsfähig sind. Deshalb haben wir beispielsweise den institutionellen Aktienhandel eingestellt. Dieser Fokus hat uns geholfen, dass wir trotz der Kosten für die Transformation und trotz Corona noch profitabel sind und investieren können.“
Keine Kaufempfehlung
Obwohl die Aktie der Deutschen-Bank in Europa der Titel ist, der im laufenden Jahr in der Branche am besten performte, sind die Analysten mehrheitlich skeptisch. Seit Monaten gibt es keine einzige Kaufsempfehlung, der durchschnittliche Zielkurs der Experten liegt mit 6,68 Euro deutlich unter dem aktuellen Kursniveau. Auf Jahressicht erwartet der Konsens einen Vorsteuerverlust von mehr als 400 Millionen Euro.
Sewing erwartet schwarze Null in 2020
Sewing kann die Skepsis der Analysten sogar nachvollziehen: „Ich will mich nicht darüber beschweren, dass die Analysten uns noch nicht komplett vertrauen, nachdem wir über Jahre immer wieder Ziele ausgegeben haben, die wir dann nicht erreichten.“ Allerdings sehe man an der einen oder anderen Stelle, dass das Vertrauen wieder da sei. So gebe es keine Fragen mehr nach einer möglichen Kapitalerhöhung und auch auf der Kostenseite treue man der Bank zu, dass sie es schaffe. „Jetzt müssen wir daran arbeiten, dass wir auch auf der Ertragsseite vorankommen und die Erwartungen erfüllen.“ Für 2020 hat er einen schwarze Null vor Steeurn in Ausicht gestellt.
Jahrelang schrumpften bei der Deutschen Bank die Erträge schneller als die Kosten. Trotz verschiedener Sonderfaktoren war das der Hauptgrund dafür, dass die Bank nicht profitabel wurde. Es wäre ein Zeichen der Stärke, wenn CEO Sewing das ausgerechnet im Pandemie-Jahr 2020 umkehren könnte. Zumindest zeichnet sich immer mehr ab, dass die Bank besser als erwartet durch das laufende Jahr kommen dürfte.
Die Aktie bleibt ein heißer Turnaround-Kandidat, die Kursentwicklung nimmt das heute vorweg. Anleger mit starken Nerven können zukaufen.