Der S&P500 hat nun eines der bekanntesten Bärensignale überhaupt geliefert: Das negative Kreuzen von 50- und 200-Tage-Linie. Zuvor ist dieses Signal in der Geschichte des Indexes seit 1928 lediglich 48 mal aufgetreten. Wie es danach wirklich mit dem weltweiten Leitindex weiterging und ob Anleger entsprechend jetzt gut daran tun, ihre Aktien zu verkaufen, erklärt dieser Artikel.
„Todeskreuze“ im S&P500: Ein seltenes Ereignis
Sogar die Welt titelte gestern „Das Todeskreuz kündigt die Wende zum Schlechten an“. Grund genug, sich die Qualität dieses Signals einmal anzusehen. Im Schnitt kommt es beim S&P500 nur etwa alle zwei Jahre zu der Situation, dass die 50-Tage-Linie unter die 200-Tage-Linie fällt. Zuletzt war dies im Januar 2016 der Fall. Danach folgten tatsächlich sehr schwache Wochen für den Aktienmarkt.
Das Death Cross im Test
Die folgende Grafik zeigt, wie es nach einem Death Cross im S&P500 im darauffolgenden Halbjahr (26 Handelswochen) durchschnittlich weiterging:
Das überraschende Ergebnis: Ein Death Cross (graue Linie) ist für den S&P500 nicht(!) von Bedeutung. Die Schwankungen rund um das normale Mittel (gestrichelte blaue Linie) sind allein mit Zufallseffekten, also Rauschen, zu erklären. Rein rechnerisch hat sich der S&P500 im Halbjahr nach dem Death Cross sogar besser entwickelt als im sonstigen historischen Durchschnitt. Ich meine das daher ganz ernsthaft: Dieses Ergebnis sollte Ihnen zu denken geben.
Übrigens schneidet der umgekehrte Fall eines Golden Crosses (50-Tage-Linie steigt über die 200-Tage-Linie) ebenfalls nicht besonders auffällig ab. Hier deutet sich aber immerhin eine leicht höhere Renditeerwartung für die nächsten sechs Monate an.
Fazit: Es herrscht leider viel Unwissenheit unter Anlegern, und die Schreckensszenarien eines „Death Cross“ gehören hierzu. Eine solide Geldanlage sollte dagegen auf Prinzipien beruhen, die sich zumindest in der Vergangenheit nachweisbar als vorteilhaft erwiesen haben.
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Dr. Dennis Riedl ist professioneller Strategie-Entwickler und Autor der Börsenbriefe „Die Turnaround-Formel“ (+63% seit Feb 2017) und „TSI USA“ (+81% seit März 2016).