Nach einem tödlichen Unfall mit einem Elektroauto von Xiaomi gerät ein bisher oft übersehener Teil moderner Fahrzeugtechnik ins Visier der Behörden: elektronische Türgriffe. Chinas Industrie- und IT-Ministerium will neue Sicherheitsstandards für Türgriffe schaffen, die bündig mit der Karosserie abschließen und nur bei Bedarf automatisch ausfahren.
Der Anlass ist tragisch: Im März starben drei Menschen bei einem Unfall mit einem Xiaomi SU7, bei dem die Türen nach dem Aufprall blockiert haben sollen und ein Entkommen unmöglich war. Die Familien der Opfer behaupten, die elektronischen Griffe hätten nach dem Stromausfall nicht mehr funktioniert. Das Auto stand beim Crash offenbar im Autopilot-Modus und ging anschließend in Flammen auf.
DER AKTIONÄR berichtete (siehe Beiträge am Artikelende).
Das chinesische Ministerium sieht laut eigener Mitteilung ein „Risiko für Flucht und Rettung“ bei E-Fahrzeugen mit versenkbaren Türgriffen, berichtet Bloomberg. Diese seien zwar aus optischen und technologischen Gründen weit verbreitet, doch Probleme träten vor allem dann auf, wenn das Fahrzeug keinen Strom mehr hat oder der Griff schwer bedienbar ist.
Künftig sollen manuelle Notentriegelungen, einheitliche Beschilderungen und klar definierte Teststandards verpflichtend werden.
Der Fall ist besonders brisant, da Xiaomis Start in den EV-Markt im Frühjahr 2024 eigentlich durchaus erfolgreich verlief. Die SU7-Limousine soll ein Tesla-Konkurrent „Made in China“ werden. Auch wenn die chinesische Führung nun regulatorisch tätig werden sollte, dürften die Auswirkungen auf Xiaomi aber nach derzeitigem Stand überschaubar bleiben. Es ist unklar, ob Xiaomi überhaupt ein Versagen vorzuwerfen ist. Eine Regulierung der Türgriffe bei Elektrofahrzeugen würde alle Autohersteller betreffen, die in China verkaufen wollen. Die jüngste Erholung bei der Xiaomi-Aktie verlief stark, DER AKTIONÄR hatte im Heft rechtzeitig wieder zum Kauf geraten.