Aller Anfang ist schwer an der Börse – das gilt sowohl für Profis als auch für Amateure. Exklusiv für den AKTIONÄR erinnert sich Thomas Gebert, Erfinder des Gebert-Indikators, an seine erste Aktie.
Ich habe schon immer Zahlen lieber gemocht als Buchstaben. Sobald ich lesen konnte, habe ich in unserer Tageszeitung die Fußballtabellen und die Börsenkurse verfolgt. Politik und Kommentare waren zu vermeiden. Noch heute lese ich lieber Börsenkurse als einen Roman.
Eines Tages, vielleicht war ich zwölf Jahre alt, beschloss ich, von meinen Ersparnissen zwei Wintershall-Aktien zu kaufen. Wie ich auf die gekommen bin, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls hatte ich schon Jahre vorher die Kurse verfolgt. So um die 130 D-Mark pro Stück müssen sie damals ungefähr gekostet haben.
Gar nicht lange, nachdem ich sie gekauft hatte, fanden sie in der libyschen Wüste Öl. Die Aktie schoss auf über 500 D-Mark hoch. Ich war reich. Später ist die Firma Wintershall dann von BASF übernommen worden.
Ich hätte die beiden Wintershall-Aktien gerne für immer behalten, aber es fand irgendwann ein Zwangsumtausch in BASF-Aktien statt, dem ich mich nur mit einem langwierigen Gerichtsverfahren mit ungewissem Ausgang hätte entziehen können.
Wären die Bohrungen von Wintershall damals nicht auf Öl gestoßen, sondern im Sande verlaufen, wäre mein Lebensweg vermutlich anders verlaufen. Aber durch den Ölfund bin ich irgendwie positiv konditioniert worden.