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09.03.2018 Jochen Kauper

Sporttotal: Nischenanbieter mit sportlichen Zielen

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Jahrelang reiste Peter Lauterbach dem Formel 1-Tross hinterher. Barcelona, Hockenheim, Spa, Melbourne. Ein Leben aus dem Koffer: einchecken ins Hotelzimmer, Rennen am Wochenende, auschecken, weiter geht’s zum Flieger, ab in die nächste Metropole, ab zum nächsten Event.
Lauterbach war Moderator für den Pay-TV Sender Premiere. Heute ist er Vorstand der Firma Sporttotal mit Sitz in Köln. Zwar sind die großen Reisestrapazen passé, jedoch ist Lauterbachs Job nicht unbedingt einfacher geworden. Mit seinem Team hat er sich ehrgeizige Ziele gesetzt.
Lauterbachs Firma Sporttotal will die deutschen Fußball-Amateurklubs – von der Regionalliga (4. Liga) abwärts – mit einer 180-Grad-Kamera ausstatten. Mit dieser Kamera ist es dann möglich, Fußballspiele live auf der Plattform Sporttotal.tv zu streamen. Klingt irgendwie simpel. Doch stellt(e) das Ganze die Macher von Sporttotal vor etliche große He­raus­forderungen: Die technische Seite lösten Lauterbach und sein Team mit einer Firma namens Pixellot. Eigentlich ist das Start-up mit Sitz in Israel auf Sicherheitstechnologie spezialisiert. Doch irgendwie fanden alle Gefallen an der Idee, Fußballspiele komplett automatisch ohne menschliche Hilfe live im Netz zu übertragen.
Möglich macht das eine von Pixellot entwickelte 180-Grad-Kamera. Diese ist mit einer speziellen Software ausgestattet, die mithilfe eines Algorithmus vollautomatisiert das Spiel auf dem Platz verfolgt. Sporttotal braucht also vor Ort weder Kameraleute noch Bildregisseure noch einen Übertragungswagen.

Der Zuschauer führt Regie
Der Zuschauer zu Hause kann entweder über die Webseite von Sporttotal oder über die App selbst Regie führen und die Perspektive bestimmen.
Die Qualität der vollautomatischen 180-Grad-Kamera war von Anfang an beeindruckend. Sporttotal startete einen ersten Testballon bei einem Vorbereitungsspiel des FC Bayern München im Juli 2016 in Lippstadt. In den ersten 24 Stunden hatte das Spiel sensationelle 141.000 Abrufe. Eine Bestätigung für Lauterbach und Co sowie deren Idee.
In der Folge sicherte sich Sporttotal die Exklusivrechte für den Einsatz der Kameras für drei Jahre plus eine Option für weitere zwei Jahre. Im Schnitt kostet eine Installation rund 15.000 Euro. Dabei arbeitet Sporttotal mit der Telekom-Tochter T-Systems zusammen. In den kommenden Monaten sollen die Kosten pro Installation auf 9.000 bis 11.000 Euro sinken.
Ende 2017 waren 219 Kameras auf deutschen Amateur-Fußballplätzen aufgebaut. Im laufenden Jahr soll die Zahl auf rund 1.900 steigen. Zwei Jahre später haben sich Lauterbach und sein Team 3.370 Kameras zum Ziel gesetzt.
Im vergangenen Jahr hat Sporttotal bereits rund 1.000 Spiele live übertragen. Gehen die Pläne auf, so wird Sporttotal über die Website im Jahr 2020 knapp 108.000 Fußballspiele streamen. Macht rund 4.000 an einem Wochenende. Zum Vergleich: In der Fußballbundesliga sind es 625 – pro

Großes Spielfeld
Der Livestream jedes Spiels ist umsonst und für jedermann zugänglich. Die Sportvereine selbst müssen für die Installation der Kamera nichts berappen. Die Kosten trägt Sporttotal. Stand jetzt braucht Sporttotal dafür rund 30 Millionen Euro. Bis Mitte 2018 reichen die finanziellen Mittel aus. Im Anschluss werden Lauterbach und sein Team wohl über die Aufnahme von Fremdkapital oder eine kleine Kapitalerhöhung nachdenken müssen.
Sporttotal hat zwei Einnahmequellen: Einerseits finanziert sich die Firma über Werbung. Die Einnahmen richten sich dabei nach dem Traffic auf der Website. Zuletzt registrierte Sporttotal im Durchschnitt pro Spiel rund 15.000 Views. Die nach jedem Spieltag zusammengefassten Amateurfußball-Highlights, die über die Website von Bild.de veröffentlicht werden, kommen in der Spitze auf knackige 150.000 Abrufe. Damit ist man jede Woche unter den Top 5.
Viel wichtiger und aussichtsreicher ist jedoch der Bereich Direktsponsoring. Anfang Juli 2017 fädelte Sporttotal zum Beispiel einen 3-Jahres-Deal mit Hyundai ein. Die Werbespots des koreanischen Autobauers werden zwischen den einzelnen Übertragungen platziert, wofür Sporttotal von Hyundai eine Summe im mittleren einstelligen Millionenbereich bekommt.
Läuft alles nach Plan, wird der Umsatz von Sporttotal von 57 Millionen Euro im Jahr 2017 auf über 100 Millionen Euro bis 2020 klettern. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern soll sich im selben Zeitraum von 1,5 Millionen Euro auf über zehn Millionen Euro verbessern. Ehrgeizige Ziele, keine Frage, aber machbar!
Sporttotal hat nämlich nicht nur den deutschen Markt im Visier. Seit mehreren Monaten läuft die Testphase für die Installation der Kameras in Österreichs 3. Fußballliga. Als Nächstes könnte die Schweiz als Zielmarkt auserkoren werden. Auch im asiatischen Markt haben Lauterbach und Co einen Fuß in der Tür. Seit 2016 läuft eine Kooperation mit der Alibaba Sports Group. Hieraus könnte sich in den nächsten Monaten auch der eine oder andere spannende Deal ergeben.
Lauterbach und sein Team haben in den letzten Monaten mit viel Herz und Leidenschaft an ihrer Idee gearbeitet und damit viele namhafte Partner von ihrem Projekt begeistert, zum Beispiel den Axel Springer Verlag mit Bild.de, die Allianz, die Deutsche Post, die Telekom und Hyundai. Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ist mit an Bord sowie das Amateurfußballportal Fussball.de.

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Starke Partner
Zusammen mit den starken Partnern soll die Reichweite von Sporttotal.tv ausgebaut werden. Neben dem Amateurbereich im Fußball sind etliche andere Sportarten im deutschen Fernsehen völlig unterrepräsentiert. Eine Übertragung wäre aufgrund der zu niedrigen Einschaltquote für die Sender viel zu teuer. Nicht aber für Sporttotal. Mit einem übersichtlichen und kalkulierbaren Kapitaleinsatz können durch die niedrigen Markteintrittsbarrieren völlig neue Sportarten erschlossen und live übertragen werden: Volleyball ist im deutschen TV nahezu überhaupt nicht präsent. Basketball hat sicherlich viele Fans, ist jedoch ebenso unterrepräsentiert wie auch Hockey oder Handball oder die zweite und dritte Liga im deutschen Eishockey. In der heutigen Zeit, in der das lineare Fernsehen immer mehr an Bedeutung verliert und die Menschen vermehrt auf Streamingportale wie zum Beispiel DAZN oder Amazon Prime zurückgreifen, trifft das Geschäftsmodell von Sporttotal den Nerv der Zeit.
Weitere Beispiele gefällig? Vor wenigen Wochen schloss Sporttotal einen interessanten Deal mit der Deutschen Sporthilfe. Diese wird einen eigenen Channel bei Sporttotal.tv bekommen: Neben Berichten zu Sportveranstaltungen und Events wird es auch exklusive Einblicke in den Alltag verschiedener Spitzenathleten geben. Auch ist die Sportstadt Düsseldorf seit Neuestem mit bei Sporttotal im Boot. Ziel ist es, mehrere Sportstätten in der Landeshauptstadt mit vollautomatisierter Kameratechnik von Sporttotal.tv auszustatten, um Sportereignisse live im Internet zu übertragen. Alles neue, spannende Themen für Sporttotal. Dadurch werden neue Inhalte geschaffen, neue Communities entstehen.
Laut dem Marktforschungsunternehmen Bitkom schauen bereits jetzt über 30 Prozent der 14- bis 29-Jährigen Live-Sportevents im Netz. Das Marktvolumen für Videowerbung soll Studien zu­folge von vier Milliarden Euro im Jahr 2017 auf sieben Milliarden Euro bis 2021 klettern. Sporttotal jedenfalls ist in einer guten Ausgangsposition, sich ein Stück vom Kuchen abzuschneiden.

Gute Geschäfte in der Nische
Jetzt gilt es, die Pläne umzusetzen, die Kameras „auszurollen“ und neue Partner wie die Stadt Düsseldorf oder die Deutsche Sporthilfe zu gewinnen. Diejenigen Firmen, die Content anbieten, werden in den nächsten Jahren im Fokus von Firmen wie Facebook oder Amazon stehen. Gut möglich, dass hier irgendwann Kooperationen geschmiedet werden. Eine erste könnte sich bereits in wenigen Tagen oder Wochen abzeichnen. Laut letzten Meldungen von Sporttotal steht die Bild.de GmbH vor einem Einstieg.
Sporttotal hat eine spannende wie auch aussichtsreiche Nische gefunden. Hat Sporttotal einmal einen Fuß in der Tür, sind die Markteintrittsbarrieren für mögliche Konkurrenten hoch. Hinzu kommen starke Partner, die Sporttotal von seinem Geschäftsmodell begeistern konnte. Die Börsenbewertung von knapp 95 Millionen Euro hat noch Luft nach oben. Kurse um 4,50 Euro eignen sich zum Aufbau einer ersten Position.

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