Die SAP-Aktie steht am Dienstag kräftig unter Druck und verliert satte sechs Prozent. Damit steuert das Papier der Walldorfer Softwareschmiede auf den größten Tagesverlust seit Oktober 2020 zu. Doch nicht nur SAP notiert tiefrot – der gesamte Softwaresektor wird heute abverkauft. Auslöser sind Sorgen der Anleger über mögliche Folgen der KI, befeuert durch diesen Medienbericht.
„KI frisst Software – und Adobe steht auf dem Speiseplan“ – mit dieser Schlagzeile hat das Finanzportal MarketWatch gestern einen Bericht veröffentlicht, der anschließend viele Anleger in Panik versetzte. Der Kern des Berichts: Im KI-Zeitalter gerät Adobe zunehmend unter Druck. Der harte Wettbewerb mit KI-first-Plattformen wie Canva oder Figma setzt dem US-Unternehmen zu. Analyst Ben Reitzes von Melius Research stufte die Aktie daher von „Halten“ auf „Verkaufen“ herab – und sparte in seiner Einschätzung nicht mit Kritik.
Adobes KI-Lösung Firefly sei laut Reitzes „schwer zu monetarisieren“, da „Kunden nicht wirklich mehr für KI zahlen wollen, wenn es KI-First-Alternativen von anderen gibt“.
Damit bleibe Adobe vor allem der Weg über Preiserhöhungen – oder neue Abo-Stufen, die Reitzes als faktische Preiserhöhung sieht – um den Umsatz zu steigern. Diese Taktik sei in den letzten Jahren bei SaaS-Unternehmen üblich gewesen, könnte jedoch letztlich die Abwanderung zu KI-First-Wettbewerbern beschleunigen, da neue und bestehende Kunden günstigere Optionen prüfen. Sätze wie diese verfangen sich am Markt nur allzu gut: Anleger gerieten daraufhin in Panik und stießen hastig Technologie-Aktien ab.
Zum Wochenauftakt ging es daher für Adobe, Salesforce, Intuit und Workday abwärts. Am Dienstag übertrug sich der Rücksetzer auf den europäischen Markt.
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SaaS-Unternehmen unter Druck
Neben SAP waren auch andere Schwergewichte des europäischen Technologiesektors vom Abverkauf am Dienstag betroffen. Beispielsweise fielen die Papiere von Nemetschek zeitweise um sieben Prozent, die Aktie von Dassault Systèmes verzeichnet einen Rücksetzer um vier Prozent.
Anleger sollten sich vom Kursrücksetzer bei SAP nicht verunsichern lassen. Aus Sicht des AKTIONÄR kann künstliche Intelligenz SAP weder ersetzen noch obsolet machen. Zwar verschärft der technologische Fortschritt den Wettbewerb und bringt neue Herausforderer hervor, doch der Burggraben der Walldorfer bleibt tief: Weltweit setzt nahezu jedes dritte Unternehmen auf ERP-Systeme von SAP. Zudem treibt der DAX-Konzern die Integration von KI in seine bestehenden Anwendungen mit Nachdruck voran.
Analysten weiter bullish
Überdies rechnen auch die Analysten nicht mit einem zeitnahen Ende der SAP-Dominanz. Laut Bloomberg empfehlen derzeit 26 von 34 Analysten die SAP-Aktien zum Kauf. Bei einem Konsenskursziel von 291 Euro sehen sie dabei im Schnitt ein Aufwärtspotenzial von rund 25 Prozent.
DER AKTIONÄR hat die SAP-Aktie bereits in Ausgabe 20/25 zum Kauf empfohlen – und das Fazit gilt unverändert: „Keine Frage: Die SAP-Aktie ist ein Basisinvestment unter den deutschen Technologiewerten.“ Der heutige Rücksetzer ist ein Geschenk für langfristig orientierte Anleger. Ein Blick auf das Chartbild zeigt: Jeder größere Kursrückgang erwies sich in der Vergangenheit langfristig als attraktive Kaufchance – und alles deutet darauf hin, dass sich dieses Muster auch diesmal wiederholt.
12.08.2025, 17:20