ProSiebenSat.1-Chef Max Conze hat sich im Münchner Club der Wirtschaftspresse zum geplanten neuen Streaming-Portal geäußert, das er am liebsten gemeinsam mit weiteren deutschen Sendern aufbauen will. Demnach soll der deutsche Netflix-Konkurrent bereits Mitte 2019 startklar sein. Die Anleger reagieren zunächst jedoch weiterhin zurückhaltend.
Es ist eins der ganz großen Projekte des neuen ProSieben-Chefs: Bereits bei seinem Amtsantritt als Vorstandschef im Juni hatte Max Conze die Idee einer deutschen Streaming-Plattform im Gepäck. Seine Vision: Mit dem US-Medienkonzern Discovery sowie dem hiesigen Konkurrenten RTL und den öffentlichen-rechtlichen Sendern „gemeinsam einen deutschen Champion“ schaffen.
„Wir sind auf einem ganz guten Weg mit den Öffentlich-Rechtlichen, wie wir deren Inhalte darstellen können“, so Conze. Dass auch Inhalte des ZDF über das neue Portal abrufbar sein sollen, hatte ProSiebenSat.1 bereits beim Kapitalmarkttag am 14. November verraten.
Auch RTL soll mitmachen
Er wolle auch mit RTL zusammenkommen, „aber das passiert nicht morgen früh“. Mit dem neu berufenen RTL-Deutschland-Chef Bernd Reichart habe er noch nicht gesprochen. RTL-II-Geschäftsführer Andreas Bartl äußerte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa allerdings Zweifel, ob eine gemeinsame Plattform kommen wird und erinnerte an Bedenken des Bundeskartellamts bei früheren Vorstößen.
Conze verweist auf langjährige TV-Erfahrung
Sein Ziel sei eine Alternative zu Netflix für die deutschen Zuschauer, sagte Conze. Sie wollten nicht ein Dutzend Mediatheken und Apps, sondern eine Plattform. Diese werde sich auf persönliche Vorlieben jedes Zuschauers einstellen und ihm nicht nach einem Abruf mehrfach nacheinander dasselbe Genre vorschlagen wie die heutige Konkurrenz. „Das Produkt wird komplett neu gebaut.“
Netflix und Co seien starke Konkurrenten. Aber „wir verstehen Deutschland und die Menschen in Deutschland besser“, sagte Conze und Verwies auf 25 Jahren Fernseh-Erfahrung des Unternehmens. ProSiebenSat.1 wolle dieses Pfund wieder stärker nutzen und mehr eigene Comedy, Livesendungen, Magazinformate und Infotainment senden -- auch digital. Zugleich werde das Unterhaltungsangebot stärker mit den eigenen Internetshops und -Portalen verknüpft.
Aktie derzeit kein Kauf
Wegen sinkender Werbeerlöse im klassischen TV-Geschäft muss ProSiebenSat.1 dringend neue Erlösquellen erschließen. Ob die geplante Streaming-Plattform dafür der richtige Weg ist, muss sich zeigen. Die Investoren trauen den Plänen offenbar noch nicht so recht, denn nach der heftigen Talfahrt kommt die Erholung der Aktie nur langsam voran. In Anbetracht des trüben Chartbilds und der operativen Herausforderungen sollten Anleger die Aktie meiden.