Frankreich steht mit dem Rücken zur Wand: Premierminister François Bayrou hat am Abend des 8. September die Vertrauensabstimmung in der Nationalversammlung verloren – ein erwarteter, aber dennoch schwerwiegender Schlag für die Mitte-Rechts-Regierung. Doch während die Regierung im Chaos versinkt und der Druck auf Macron wächst, zeigt sich der französische Aktienmarkt robust.
Im Kern der Krise steht Bayrous umstrittenes Sparprogramm: Mit einem Volumen von 43,8 Milliarden Euro sollte es die desolate Haushaltslage des Landes entschärfen, das mit einem Defizit, das fast doppelt so hoch wie die EU-Obergrenze von drei Prozent und einer Schuldenquote von 114 Prozent des BIP ist, kämpft. Vorschläge wie die Abschaffung zweier Feiertage und Steuererhöhungen stießen auf breite Ablehnung in der Bevölkerung und im Parlament.
Mit 364 zu 194 Stimmen sprach die deutliche Mehrheit der Abgeordneten der amtierenden Regierung ihr Misstrauen aus. Bayrou kündigte daraufhin an, am Dienstagmorgen seinen Rücktritt bei Präsident Emmanuel Macron einzureichen. Dieser steht zugleich unter massiven Zeitdruck, um einen neuen Regierungschef zu finden. Sollte es Macron nicht gelingen, rasch einen Nachfolger zu präsentieren, könnte der französische Staatspräsident die Nationalversammlung auflösen – es käme zu Neuwahlen, bei denen andere Machtverhältnisse als aktuell jedoch als unwahrscheinlich gelten. Nachdem die ersten beiden Regierungen gescheitert sind, fordern Kritiker zudem, dass Macron sich diesmal dem Linken Lager zuwendet.
Ungeachtet der Regierungskrise und der drohenden Rezession – Wirtschaftsvertreter wie MEDEF-Chef Patrick Martin warnen vor einem „Rezessionsrisiko“, da Auftragsbücher austrocknen und die politische Unsicherheit Investitionen hemmt – zeigte sich der französische Leitindex CAC 40 zuletzt robust: Am Montag kletterte das Börsenbarometer um 0,8 Prozent auf 7.734 Zähler. Seit Jahresbeginn beträgt der Kursanstieg jedoch nur vergleichsweise magere 4,9 Prozent, während der DAX auf ein Plus von rund 19 Prozent kommt.
Dass der politische Super-GAU zum Non-Event wird, dürfte auch daran liegen, dass die größten französischen Konzerne wie der Luxuskonzern LVMH und der Mineralölkonzern TotalEnergies den Großteil ihrer Einnahmen im Ausland erwirtschaften.
Die Krise in Frankreich dürfte sich noch einige Wochen hinziehen, trotzdem lassen sich Anleger dadurch nicht aus der Fassung bringen. Es gilt: Politische Börsen haben kurze Beine. Die besten Aktientipps finden Anleger wie gewohnt in der aktuellen Ausgabe.
09.09.2025, 08:51