Die katholische Kirche hat seit Donnerstagabend ein neues Oberhaupt: Papst Leo XIV., bürgerlich Robert Francis Prevost, wurde zum 273. Papst gewählt, wie der weiße Rauch aus dem berühmten Schornstein verriet. Doch was haben die Papstwahl und die Börse gemeinsam? Mehr als manch ein Anleger glauben mag oder ist es doch nur ein göttlicher Zufall? Ein Meinungsbeitrag.
Der nachfolgende Text zeigt auf, warum Anleger durchaus stutzig sein sollten, wenn bestimmte Indikatoren die Kursentwicklungen vorhersagen wollen.
Seit 1945 gab es vor der jüngsten Wahl von Leo XIV. am 8. Mai 2025 insgesamt sechs weitere Papstwahlen, die jeweils in unterschiedlichen wirtschaftlichen und geopolitischen Umfeldern stattfanden:
- 1958: Johannes XXIII. (28. Oktober 1958)
- 1963: Paul VI. (21. Juni 1963)
- 1978 (August): Johannes Paul I. (26. August 1978)
- 1978 (Oktober): Johannes Paul II. (16. Oktober 1978)
- 2005: Benedikt XVI. (19. April 2005)
- 2013: Franziskus (13. März 2013)
Eine Auswertung der Kursentwicklung des S&P 500 zeigt: Wer am Tag der Papst-Wahl in den Index investierte, war exakt ein Jahr danach immer im Plus. Bei Johannes XXIII. (1958) waren es 9,7 Prozent, bei Paul VI. (1963) 11,9 Prozent. Weniger gut, aber dennoch üppig entwickelte sich der S&P 500 unter Johannes Paul I. (1978). Dieser starb nach nur 33 Tagen im Amt. Wer jedoch zum Tag seiner Wahl (26. August 1978; der Tag an dem auch der erste Deutsche ins All flog) gekauft hätte, wäre ein Jahr später 7,5 Prozent im Plus gewesen. Nach der Wahl von Johannes Paul II. (1978) stieg der Index in den kommenden zwölf Monaten um 8,9 Prozent. Zweistellig wurde es bei Benedikt XVI. (2005) mit einem Zuwachs um 13,5 Prozent und Papst Franziskus (2013) mit plus 18,5 Prozent.
Papstwahl | Weißer Rauch am | Datum ein Jahr Später | S&P 500 Performance |
---|---|---|---|
Johannes XXIII. (1958) | 28. Oktober 1958 | 28. Oktober 1959 | +9,7% |
Paul VI. (1963) | 21. Juni 1963 | 21. Juni 1964 | +11,9% |
Johannes Paul I. (1978) | 26. August 1978 | 27. August 1979 | +7,5% |
Johannes Paul II. (1978) | 16. Oktober 1978 | 16. Oktober 1979 | +8,9% |
Benedikt XVI. (2005) | 19. April 2005 | 19. April 2006 | +13,5% |
Franziskus (2013) | 13. März 2013 | 13. März 2014 | +18,5% |
Durchschnitt | 11,67% |
Im Schnitt ist der S&P 500 nach den letzten sechs Papstwahlen damit um rund 11,7 Prozent gestiegen. Notiert der S&P 500 also am 08. Mai 2026 erneut prozentual zweistellig über dem gestrigen Schlusskurs? Vielleicht. Doch Gewissheit gibt es dafür nicht. Ähnlich wie beim Super-Bowl-Index ist die Trefferquote des „Papst-Indikators“ rein zufällig. Einen echter kausaler Zusammenhang zwischen der Papstwahl und der Börse lässt nicht herstellen.
Während die Papst-Wahl die Börsen nicht beeinflusst, haben der Zollkrieg und andere Nachrichten sehr wohl Einfluss auf die Kursentwicklungen. DER AKTIONÄR hält Sie auf dem Laufenden. Tragen Sie jetzt Ihre E-Mail-Adresse ein und erhalten Sie die wichtigsten Börsennachrichten täglich direkt in Ihr Postfach.