Ein ungewöhnlicher Schritt der US-Regierung sorgt in der Tech-Szene bereits seit einigen Wochen für Aufsehen: Mit knapp 8,9 Milliarden Dollar beteiligt sich Washington direkt an Intel. Das Geld stammt überwiegend aus dem „CHIPS and Science Act“ von 2022, der eigentlich Subventionen und Steueranreize für den Aufbau von Halbleiterfabriken vorsieht.
Intel bestätigte, dass die Mittel sich aus 5,7 Milliarden Dollar an noch nicht ausgezahlten Zuschüssen sowie 3,2 Milliarden Dollar aus dem Secure-Enclave-Programm zusammensetzen. Ziel sei es, die US-Halbleiterproduktion zu stärken.
Seltsamer Kauf
Doch die direkte Beteiligung ist höchst ungewöhnlich. Normalerweise steigt die Regierung nur in Krisensituationen bei Unternehmen ein, etwa während der Finanzkrise 2008. Dieses Mal gibt es keine akute Notlage – was Beobachter als möglichen Präzedenzfall werten. National Economic Council Director Kevin Hassett verglich die Intel-Beteiligung jüngst mit einem Staatsfonds: „Es wird mehr Transaktionen geben, wenn nicht in dieser Industrie, dann in anderen.“
Kritik kommt unter anderem von Joe Lonsdale, Mitgründer von Palantir und Partner der VC-Firma 8VC, den DER AKTIONÄR bereits im Interview hatte (siehe Beiträge am Artikel-Ende). Er bezeichnete den Schritt in einem CNBC-Interview jüngst als sehr merkwürdig. „Es ist auch ein bisschen merkwürdig, wenn die Regierung einem Unternehmen 9 Milliarden Dollar gibt.“ Lonsdale weiter: „Es ist in gewisser Weise Vetternwirtschaft.“
Gleichzeitig räumte er ein, dass eine staatliche Beteiligung gerechtfertigt sein könnte, falls sie klar der nationalen Sicherheit dient. In diesem Fall, so Lonsdale, gebe es keinen Grund, warum der Staat nicht auch Anteile an Unternehmen übernehmen sollte.
Das Investment des Staates stärkt Intels Kapitalbasis und signalisiert politische Rückendeckung für die US-Halbleiterindustrie. Gleichzeitig wirft es Fragen nach Marktverzerrung und einem neuen industriepolitischen Kurs auf. Lonsdales Äußerung schließt allerdings explizit nicht aus, dass auch Palantir irgendwann einen ähnlichen Deal mit der US-Regierung machen könnte – halt unter dem Motto: nationale Sicherheit. Mehr dazu, was das bedeuten könnten und zur Lage bei der Palantir-Aktie lesen Sie unter anderem in den weiterführenden Beiträgen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Palantir Technologies.
06.09.2025, 08:00