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09.10.2011 Michael Herrmann

Olgerd Eichler: "Mit Aktien wird bald wieder Geld zu verdienen sein"

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Olgerd Eichler zählt zu den besten Fondsmanagern Europas. Mit dem MainFirst Top European Ideas schägt er seit Jahren deutlich den Markt. Im Interview mit DER AKTIONÄR spricht Eichler über lehrreiche Krisenerfahrungen, die Unterschiede zwischen der aktuellen Krise und dem Lehman-Crash 2008 sowie seine aktuellen Favoriten.

DER AKTIONÄR: Herr Eichler, wie groß ist Ihre Frustration angesichts des jüngsten Börsencrashs?

Der Crash hat Sie also nicht entmutigt?

Im Gegenteil. Große Wendepunkte wie Fukushima, die SARS-Pandemie 2002/2003 oder der drohende Zusammenbruch des globalen Finanzsystems vor rund drei Jahren sind für mich eine besonders reizvolle Zeit. Wenn man die Folgen der neuen Rahmenbedingungen frühzeitig antizipiert, kann man gerade in schwierigen Zeiten den Grundstein für langfristige Outperformance legen.

Wie hilfreich sind dabei die Erfahrungen aus früheren Krisen?

Die Erfahrungen, die man in turbulenten Börsenphasen sammelt, sind sehr hilfreich. Wenn man schon mehrere Krisen erfolgreich gemeistert hat, fällt es einem leichter, neue Rahmenbedingungen richtig einzuschätzen und sein Portfolio konsequent umzustellen. So wie ein Hochleistungssportler bei schlechtem Wetter antreten und anstrengende Trainingseinheiten absolvieren muss, muss man als Aktieninvestor turbulente Phasen durchstehen, um auf Dauer erfolgreich zu arbeiten.

Ist die aktuelle Börsenphase schwieriger als die Lehman-Krise?

Lehman war ein Präzedenzfall. Die Kombination einer Subprime-Krise mit einem intransparenten Finanzsystem und dem Bankrott einer Großbank hatte es so noch nie gegeben. Es war deshalb sehr schwer abzuschätzen, wie tiefgreifend das Problem ist.

Heute handelt es sich nur um einen normalen bis leicht beschleunigten Abschwung in Kombination mit einer europäischen Währungskrise. In den letzten Jahrzehnten hat es schon mehrere Staatspleiten und Währungsreformen gegeben. Dadurch lässt sich die Situation viel besser einschätzen. Argentinien hat sich etwa viel schneller als erwartet von der schmerzhaften Währungsreform erholt. Auch Russland hat sich nach dem Staatsbankrott 1998 positiv entwickelt.

Dennoch hat der Crash viele Investoren kalt erwischt. Sie auch?

In seiner Geschwindigkeit und Heftigkeit hat er mich schon überrascht. Dennoch haben wir bereits im Frühjahr einige Anzeichen für ein Ende der Aktienrallye erkannt. Vor allem in den USA haben die Konjunkturdaten regelmäßig die Erwartungen verfehlt. Ein weiteres negatives Indiz waren die Unternehmensergebnisse im ersten Quartal.

Die Unternehmen hatten zwar reihenweise ihre Umsätze dynamisch gesteigert. Bei gesundem Wachstum geht dies einher mit steigenden Margen. Im ersten Quartal war das nicht der Fall.

Wie haben Sie auf die veränderten Rahmenbedingungen reagiert?

Wir haben die Portfolios dem Schlechtwetter-Szenario angepasst. Der Anteil Zyklischer Branchen wie Chemie oder Technologie wurde reduziert. Wegen der Eurokrise haben wir den Anteil der europäischen Banken und des Euroraums im Allgemeinen deutlich gesenkt. In den südeuropäischen Randstaaten sind wir Überhaupt nicht mehr investiert.

Wo haben Sie zugekauft?

Wir haben gezielt nach Unternehmen mit robusten Geschäftsmodellen gesucht und daher den Anteil defensiver Branchen wie Konsum oder Pharma erhöht. Zudem versprechen international ausgerichtetete Large Caps relative Stärke.

 Wer sind aktuell Ihre Favoriten?

Mit seinen international gut aufgestellten Marken ist Nestlé sehr konjunkturresistent. Zudem hat Nestlé ein zuverlässiges Management. Auch Vodafone und Royal Dutch Shell haben wir zugekauft. Letztere ist eine der wenigen Mineralölgesellschaften, die ihre Produktionsmenge in den letzten Jahren gesteigert haben. Mit einem KGV von 8 und einer Dividendenrendite von fünf Prozent ist die Aktie günstig bewertet.

 Zum Abschluss: Was erwarten Sie von der Politik?

Dass sie in einem Schritt gravierende Reformen auf den Weg bringt. Wegen des komplexen Systems und unterschiedlicher Interessen ist das in der EU aber schwierig. Trotz des Streits zwischen Demokraten und Republikanern sind die USA diesbezüglich im Vorteil und sollten schneller aus der Rezession kommen. Ich glaube aber nicht, dass uns die Krise mehrere Jahre begleiten und solche Ausmaße haben wird wie 2008. Sobald die Wirtschaft wieder in Schwung kommt, wird mit Aktien wieder Geld zu verdienen sein. Das könnte schon in weniger als einem Jahr der Fall sein, vor allem wenn die Politik einige überfällige Entscheidungen trifft.

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