Überraschend wilder Handelstag: Angeführt von Nvidia legte der US-Leitindex S&P 500 am Donnerstag um 0,4 Prozent auf 5.912 Punkte zu. Zwischenzeitlich war das Plus mit 0,9 Prozent deutlich kräftiger, doch politische Unsicherheiten und Gerichtsentscheidungen rund um Donald Trumps umstrittene Zölle bremsten die Kauflaune.
Auch der Nasdaq 100 konnte am Ende des Tages ein Plus von 0,21 Prozent auf 21.363 Zähler verbuchen – nach einem deutlich stärkeren Handelsauftakt. Der Dow Jones stieg um 0,28 Prozent auf 42.215 Punkte.
Ein US-Handelsgericht hatte geurteilt, dass Trump mit der Einführung seiner Gegenzölle seine Befugnisse überschritten habe. Doch die Freude am Markt währte nur kurz: Noch am Donnerstag reichte die Trump-Regierung eine Berufung ein – mit Erfolg. Das Gericht setzte die Zölle zumindest vorerst erneut in Kraft. Zudem könnte die Regierung bereits morgen beim Supreme Court eine Aussetzung des ursprünglichen Urteils beantragen.
Besonders volatil ging es einmal mehr bei Quanten-Aktien zu. D-Wave verlor im Tagesverlauf rund 10 Prozent. Die Chefjuristin meldete Aktienverkäufe nach der jüngsten Kursrally. Diane Nguyen, General Counsel von D-Wave Quantum, verkaufte laut aktuellen SEC-Unterlagen am 23. Mai insgesamt 85.762 Aktien im Gegenwert von 1,61 Millionen Dollar. Die Transaktion erfolgte im Zusammenhang mit der Ausübung von 58.255 Optionen. Zudem wurden 141.421 Aktien durch Optionsumwandlung erworben. Trotz der Verkäufe hält Nguyen weiterhin 590.323 Aktien des Quantencomputing-Unternehmens.
Nvidia schloss nach den gestrigen Zahlen heute 3,2 Prozent im Plus bei 139,19 Dollar. Zeitweise war das Plus noch deutlich höher. Etwas Unruhe gibt es weiterhin an der politischen Front: Ein parteiübergreifender Appell aus dem US-Senat sorgt für neuen Druck. Die Senatoren Elizabeth Warren (Demokraten) und Jim Banks (Republikaner) haben sich in einem offenen Brief an Nvidia-CEO Jensen Huang gewandt und Bedenken wegen eines angeblich geplanten Forschungszentrums in Shanghai geäußert.
Laut einem Bericht der Financial Times plant Nvidia, in der chinesischen Metropole ein neues Zentrum zu eröffnen und stellt dort aktiv KI-Fachkräfte ein. Die Sorge der Senatoren: Solche Schritte könnten die nationale und wirtschaftliche Sicherheit der USA gefährden. Man warne insbesondere vor möglichen Daten- und Wissensabflüssen nach China.
Nvidia dementierte die Darstellung teilweise: Sprecherin Sarah Weinstein erklärte, man miete lediglich zusätzliche Büroflächen für bestehende Mitarbeiter an.
Warren und Banks kritisieren jedoch, dass Nvidia mit solchen Schritten das Vertrauen des Kongresses aufs Spiel setze. Die technologische Führungsrolle des Unternehmens sei durch amerikanische Forschung, Steuergelder und das sichere Umfeld einer Demokratie ermöglicht worden – nicht durch Kooperation mit autoritär regierten Staaten. Bis zum 20. Juni fordern die beiden Senatoren nun detaillierte Informationen.
Boeing stieg um 2,5 Prozent. Der Flugzeugbauer will die Produktion des Modells 787 Dreamliner auf sieben Stück pro Monat steigern.
Best Buy brach hingegen rund 8 Prozent ein, nachdem die Prognose enttäuschte – ebenso wie bei HP.
Gap bricht nachbörslich zunächst um 15 Prozent ein, weil Zölle das Unternehmen 250 bis 300 Millionen Dollar kosten könnten. Gap will daher sein China-Exposure verringern, um die Kosten gegebenenfalls in Richtung 100 Millionen zu drücken.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.
29.05.2025, 22:49