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17.11.2014 Markus Horntrich

Neue Anleihe für Studenten

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Wenn man das Ortsschild von Witten passiert weiß man was einen erwartet: Schwarz auf gelbem Hintergrund steht groß „Universitätsstadt Witten“. Im Wintersemester 2014/15 studierten an der Privatuni rund 2.000 junge Leute. Die Studenten haben einen hohen Einfluss in Witten, sie bestimmen mit, welche Professoren berufen werden, schließlich sind sie auch Teilhaber der Hochschule. Die "StudierendenGesellschaft Witten/Herdecke e.V." (SG) hält Anteile von 3,95 Prozent. In Witten studieren vor allem Mediziner und Wirtschaftswissenschaftler. Wer aus Witten kommt, hat später im Job beste Aussichten auf einen gut dotierten Posten. Medizin-Studenten kostet diese Perspektive rund 4.800 Euro im Semester, Wirtschaftsstudenten müssen für ein Vollstudium fast 6.000 Euro zahlen. Viel Geld, das bei Studenten bekanntermaßen nicht locker sitzt.

Erst studieren, dann zahlen

Damit auch Studenten ohne reiche Eltern in Witten studieren können, gibt es einen "umgekehrten Generationenvertrag". Wer kein Geld hat, zahlt später, wenn er gut verdient. Die Studierendengesellschaft Witten/Herdecke, ein von Studenten geführter gemeinnütziger Verein mit über 2.700 Mitgliedern erhebt und finanziert die Studienbeiträge. Die SG steuert das Finanzierungsmodell. Beitragserhebung, Vorfinanzierung und anschließendes einkommensabhängiges Inkasso nach dem Studium organisiert die SG. Dabei kann entweder der halbe oder der ganze Studienbeitrag durch die StudierendenGesellschaft vorfinanziert werden. Je nach Studium werden dann 10 Jahre lang bis zu 14 Prozent des maßgeblichen Einkommens zur Rückzahlung fällig.

Anleihe gegen die Finanzierungslücke

Da zuletzt die Studiengebühren gestiegen sind und gleichzeitig die Zahl der Studenten gestiegen ist und bis 2020 auf 2.500 weiter steigen wird, tut sich in Witten eine Finanzierungslücke von rund 25 Millionen Euro auf. Diese will man mit mehreren Anleihen schließen. In einem ersten Schritt begibt die Studierendengesellschaft einen Bond im Volumen von 7,5 Millionen Euro. Weitere sollen folgen. „Wir haben viele Zusagen, und rechnen mit einer Vollplatzierung“, so SG-Financhef Niklas Becker im Gespräch mit dem AKTIONÄR. Die SG verfügt über eine Bilanzsumme von 13,1 Millionen Euro. Damit gehört sie zu den eher größeren reinen Bildungsfinanzierern im deutschen Hochschulbereich. Die Eigenkapitalquote lag per 31. Dezember 2013 bei 77 Prozent. Wesentliche Assets sind die Forderungen aus Altverträgen, sprich aus Ausleihungen an Studenten. Das Geschäftsmodell hat sich bislang bewährt. Die Ausfallquote ist laut Becker gering: „Erst bei weniger als fünf Prozent wurde bisher ein Mahnverfahren eingeleitet.“

3,6 Prozent Kupon für ein gutes Gewissen

Das Konzept der SG und damit auch die Anleihe sind zweifellos interessant. Einerseits ist das Geschäftsmodell bewährt, andererseits tätigt man mit der Anleihe Bildungsinvestitionen in eine einkommensstarke Gruppe. Der Kupon fällt mit 3,6 Prozent jedoch übersichtlich aus. Auch vor dem Hintergrund des geringen Volumens müssen sich Anleger darauf gefasst machen, dass die Handelbarkeit an der Börse eingeschränkt sein dürfte. Wer sich die Anleihe ins Depot legt, erkauft sich gewissermaßen ein gutes Gewissen, aus bildungspolitischer Sicht etwas für das Gemeinwohl zu tun, mit einer überschaubaren Rendite.
Ein Risiko stellt die Verflechtung mit der Hochschule dar. Sollte die Institution wie 2009 in finanzielle Schwierigkeiten geraten, könnte das auch der SG Probleme bereiten, wenn Studiengebühren steigen oder andere Investoren an der Uni das Ruder übernehmen. Dennoch ist mit einer erfolgreichen Emission zu rechnen. DER AKTIONÄR geht davon aus, dass die vollen 7,5 Millionen Euro platziert werden.

Die Eckdaten zur Anleihe sind auf der Website der SG zu finden.

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