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27.07.2011 Markus Horntrich

Mensch und Maschine: "Unsere Aktie ist billig"

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Mensch und Maschine

Der CAD- und CAM-Spezialist Mensch und Maschine konnte im ersten Halbjahr 2011 einen Gewinnsprung verzeichnen. Im Interview mit dem AKTIONÄR verrät Vorstandschef Adi Drotleff, was in diesem Jahr noch von dem Software-Spezialisten zu erwarten ist und warum er die MuM-Aktie für billig hält.

Gewinnsprung bei Mensch und Maschine (MuM): Der CAD-/CAM-Spezialist steigerte den operativen Gewinn im ersten Halbjahr 2011 um 157 Prozent auf 3,22 Millionen Euro, der Konzernumsatz legte um elf Prozent auf 108,1 Millionen Euro zu. Mit einer EBIT-Marge von 15,7 Prozent konnte das Software-Segment bereits wieder an die Rekordwerte der Jahre 2007/08 anknüpfen. Für das Gesamtjahr erwartet MuM-CEO Adi Drotleff bei einem Konzernumsatz von 220 Millionen Euro einen Gewinn je Aktie von 0,20 bis 0,30 Euro. Die Dividende soll auf 0,20 Euro verdoppelt werden. Warburg Research hat die Aktie nach Vorlage der Halbjahreszahlen auf "Kaufen" hochgestuft. Im AKTIONÄRs-Interview gibt Konzernlenker Drotleff einen optimistischen Ausblick und verrät, welche ehrgeizigen Kursziele er für die MuM-Aktie hat.

DER AKTIONÄR: Herr Drotleff, Mensch und Maschine (MuM) hat im ersten Halbjahr den Gewinn mehr als verdoppelt. Das EBIT stieg um 157 Prozent auf 3,22 Mio. Euro, das Nettoergebnis verbesserte sich um 125 Prozent auf 1,39 Mio. Euro. Worauf führen Sie den Gewinnsprung zurück?

Adi Drotleff: Wir profitieren immer stärker vom Umbau unseres Geschäftsmodells hin zu den margenstarken Segmenten Software und Systemhaus. Dadurch wurde aus scheinbar bescheidenen elf Prozent Umsatzsteigerung im Halbjahr immerhin 15 Prozent Rohertragswachstum, 68 Prozent Plus beim EBITDA und die von Ihnen schon genannten Sprünge bei EBIT und Nettoergebnis.

Besonders das Software-Segment machte mit einem Umsatzplus von 18 Prozent viel Freude. Mit einer operativen Marge von 15,7 Prozent konnte dieser Bereich bereits wieder an die Rekordwerte der Jahre 2007/08 anknüpfen. Ist hier noch Steigerungspotenzial vorhanden?

Im Softwarebereich beginnen sich unsere hohen Investitionen in die Entwicklung auszuzahlen. Allein in den letzten zwei Jahren haben wir die Entwicklungsaufwendungen um 16 Prozent pro Jahr gesteigert, 2011 werden sie bei mehr als acht Millionen Euro liegen. Das hat 2009 und 2010 den Ertrag noch belastet, aber jetzt profitieren wir zunehmend. Das Ende der Fahnenstange ist aber noch nicht erreicht, in zwei Jahren wollen wir eher bei 20 Prozent operativer Umsatzrendite im Softwaresegment sein.

Branchenexperten zufolge könnte ein Spin-off der Software-Tochter Open Mind die Unterbewertung von Mensch und Maschine offenlegen. Wäre dieser Schritt für Sie eine Option?

Ich kenne solche Gedankenspiele und halte davon nicht viel. Das würden wir nur tun, wenn wir Geld brauchen würden, aber das ist nicht der Fall. Der Markt versteht mehr und mehr, dass wir eine hohe proprietäre Wertschöpfung haben, das hilft mittelfristig am besten gegen Unterbewertung.

Im Distributions-Segment sank die EBIT-Marge im ersten Halbjahr hingegen von 3,2 auf 2,8 Prozent. Mussten Sie in diesem Bereich dem starken Vorjahresergebnis Tribut zollen?

Das Vorjahr war in der Tat enorm stark, vor allem in den ersten sechs Monaten. Unser Hauptlieferant Autodesk hatte mit der Ankündigung, Updates künftig viel teurer zu machen, für einen Run auf Wartungsverträge mit automatischem Update gesorgt. Unter Berücksichtigung dieses Effekts sind wir mit der Marge ganz zufrieden, immerhin trägt die Distribution rund ein Drittel zum Betriebsergebnis bei.

Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung des 2009 gestarteten Systemhaus-Geschäfts? Haben sich Ihre Erwartungen bisher erfüllt?

Mittlerweile bin ich sehr zufrieden, nachdem wir nun im dritten Quartal in Folge operativ profitabel sind. Vorher war auch die Umsatz- und Rohertrags-Entwicklung sehr ordentlich - immerhin haben wir aus dem Stand in zwei Jahren einen Umsatz von gut 57 Millionen Euro in 2010 gestemmt und liegen im ersten Halbjahr 2011 schon bei über 33 Millionen Euro. Die Kosten für diesen Senkrechtstart waren von Mitte 2009 bis Mitte 2010 zwar etwas höher als wir kalkuliert hatten. Jetzt sind wir aber auf einem guten Weg mit 2,9 Prozent EBITDA-Rendite im ersten Halbjahr, so dass das Ziel, pro Jahr drei bis vier Prozentpunkte Margenzuwachs bis zur Zielrendite zehn Prozent zu schaffen, wohl realistisch sein dürfte. Wir müssten also 2013 im eingeschwungenen Zustand sein. Dann sollte das Systemhaussegment ca. 90 Millionen Euro Umsatz und ca. neun Millionen Euro EBITDA beitragen.

Mit der Übernahme des Architektur/Infrastruktur-Spezialisten acadGraph haben Sie das Systemhaussegment weiter gestärkt. Welche Bedeutung hat dieser Zukauf für Mensch und Maschine?

acadGraph ergänzt uns wunderbar, denn in diesen Bereichen waren wir bisher gegenüber unseren Stärken im Mechanik-Geschäft noch etwas unterentwickelt. Außerdem beseitigen die Standorte Berlin, Leipzig und Weimar unsere bisherige Nicht-Präsenz in Ostdeutschland. Zusammen mit acadGraph bringt MuM im deutschsprachigen Raum nächstes Jahr etwa 30 Millionen Euro Umsatz auf die Waage, damit sind wir nicht nur die unangefochtene Nummer 1 im Autodesk-basierenden Markt, sondern auch ein Schwergewicht gegenüber unserem Haupt-Wettbewerber Nemetschek.

Wie sieht zukünftig Ihre Expansionsstrategie aus? Planen Sie weitere Übernahmen im Systemhausgeschäft?

Wir haben jetzt alles, was wir für eine erfolgreiche Umsetzung unserer Strategie brauchen und konzentrieren uns auf die organische Entwicklung.

Der ifo-Geschäftsklima-Index hat zuletzt überraschend nachgegeben. Spüren auch Sie bereits eine Eintrübung der Geschäftsaussichten?

Überhaupt nicht, das sehen Sie ja an den Q2-Zahlen. Auch der Juli hat diesen Trend fortgesetzt. Außerdem sind wir normalerweise nicht sehr konjunkturabhängig, weil unsere Hauptkunden im Maschinenbau eher antizyklisch in unsere Produkte investieren. Da war nur die Weltwirtschaftskrise im Jahr 2009 eine Ausnahme, weil bei völlig wegbrechenden Auftragseingängen auch der Maschinenbau vorübergehend nicht mehr investiert hat.

Sie planen für 2011 eine Verdopplung der Dividende auf 0,20 Euro je Aktie. Damit liegt die Dividendenrendite aktuell bei über 4 Prozent. Welche Ausschüttungsquote streben Sie zukünftig an?

Für 2012 planen wir eine weitere Erhöhung auf 30 Cent, was bei einem angepeilten Ergebnis je Aktie von ca. 50 Cent einer Ausschüttungsquote von 60 Prozent entspricht.

Wie weit ist das Aktienrückkaufprogramm aktuell fortgeschritten? Wird Mensch und Maschine auch im zweiten Halbjahr eigene Aktien zurückkaufen?

Wir kaufen dann zurück, wenn die Aktie billig ist, und das ist bei Kursen unter fünf Euro ohne Frage der Fall. Im ersten Halbjahr haben wir eine knappe halbe Million in eigene Aktien investiert, auch im Juli haben wir bei Kursen um 4,50 Euro gerne zugegriffen. Insgesamt haben wir seit dem Start des Rückkaufprogramms im Oktober 2008 schon fast 600.000 Aktien aus dem Markt genommen.

Warburg Research hat die MuM-Aktie nach Vorlage der Halbjahreszahlen auf „Kaufen" hochgestuft. Sein Kursziel liegt bei 5,60 Euro. Wo sehen Sie den fairen Wert der Aktie?

Wie schon erwähnt, liegt unser EPS-Ziel für 2012 bei etwa 50 Cent. Darauf bezogen haben wir im Moment trotz hoher Wachstumsraten ein einstelliges KGV. Ich denke, wir werden in den nächsten zwölf Monaten die Marke von sieben Euro überwinden, die die Aktie 2007 zuletzt erklommen hatte. Mittelfristig sehe ich auch freie Bahn bis neun oder zehn Euro.

Kommen wir abschließend auf Ihre mittelfristigen Ziele zu sprechen: Wo steht der MuM-Konzern Ihrer Ansicht nach in drei bis fünf Jahren?

Mein persönliches Ziel ist ein EBITDA oberhalb von 25 Millionen Euro und ein Ergebnis je Aktie oberhalb der Ein-Euro-Marke bis 2015 oder 2016.

Herr Drotleff, vielen Dank für das Interview.

 

Kaufchance

Mensch und Maschine befindet sich wieder auf Erfolgskurs. Eine günstige Bewertung und eine überdurchschnittliche Dividendenrendite sprechen für die Aktie. Die aktuellen Zahlen belegen, dass die jüngste Kursschwäche keine fundamentalen Gründe hat. Das Kursziel für die nächsten Monate ist zunächst das bisherige Jahreshoch bei 5,60 Euro. Das mittelfristige Kursziel des AKTIONÄRs liegt bei 6,50 Euro. Zur Absicherung dient ein Stopp bei 4,10 Euro.   

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