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27.09.2014 Marion Schlegel

Medigene-Aktie – Biotech-Liebling vor dem Comeback? Großes Interview mit dem Vorstand

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Medigene

Die Aktie von Medigene hat zuletzt ihre seit Juli gestartete Abwärtsbewegung beendet und sich mit einem Kurssprung von mehr als zwei Prozent zurückgemeldet. Und das an einem Tag, an dem die meisten Vorzeichen an den Börsen negativ waren. Das Unternehmen hatte in der vergangenen Woche eine neue Forschungskooperation gemeldet und sich auf zwei Konferenzen präsentiert. Diese scheinen wohl gut angekommen zu sein. Zwar ist die Aktie mit dem Rutsch unter die Marke von 3,90 Euro unter den vom AKTIONÄR empfohlenen Stoppkurs gefallen, die Aktie sollte aber in jedem Fall auf die Watchlist wandern. Denn das Unternehmen hat durchaus Interessantes zu bieten. DER AKTIONÄR hat diesbezüglich mit dem Vorstandsvorsitzenden von Medigene, Dr. Frank Mathias, gesprochen.


DER AKTIONÄR: Veregen®, ein Medikament zur Behandlung von Genitalwarzen, wurde bisher unter anderem in den USA, in 15 europäischen Ländern, in Taiwan und zuletzt auch in Kanada zugelassen. Was bedeutet das für Medigene?

Dr. Frank Mathias: Die mit Veregen® generierten Umsätze steigen weiter an und leisten einen wertvollen Beitrag zur Unternehmensfinanzierung von Medigene. Die Veregen®-Einnahmen setzen sich aus drei Umsatzkomponenten zusammen: Erstens aus Umsatzbeteiligungen an den durch unsere Vertriebspartner mit Veregen® erzielten Marktumsätze, zweitens aus Meilensteinzahlungen, die wir von unseren Partnern erhalten, wenn bestimmte regulatorische oder kommerzielle Ziele erreicht werden, sowie drittens aus der Marge, die wir erzielen, wenn wir das Veregen®-Material an unsere Partner verkaufen. Zusammengenommen hat Medigene im ersten Halbjahr 2014 eine Steigerung der Veregen®-Umsätze um 36 Prozent erzielt. Durch weitere Markteinführungen erwarten wir weiteres Wachstum.

Welchen Umsatzbeitrag prognostizieren Sie für dieses Präparat mit Blick auf die Jahre 2015 und 2016?

Unsere Vertriebspartner erwarten einen weiteren Anstieg der Marktumsätze, das heißt Peak-Sales von 60 -80 Millionen US-Dollar in den kommenden Jahren. Eine konkrete Prognose für 2015 und 2016 haben wir noch nicht veröffentlicht.

Wann sind die Vorbereitungen für den Start der Phase-III-Studie zu EndoTAG-1® abgeschlossen? Wie lange schätzen Sie die Dauer dieser entscheidenden Phase im optimistischsten Fall ein? Wie hoch sind die diesbezüglichen Umsatzbeteiligungen des Partners SynCore?

Wir haben EndoTAG®-1 erfolgreich an unseren Partner SynCore aus Taiwan auslizensiert. Die Verantwortung liegt nun vollständig in dessen Händen, und gemeinsam mit dem Partner sind wir mit den Vorbereitungen für die Phase III-Studie, die eine Marktzulassung ermöglichen soll, intensiv beschäftigt. Die Durchführung der Studie wird wie üblich eine globale Full-Service-CRO, also eine klinische Forschungsorganisation, im Auftrag von SynCore übernehmen. SynCore ist Sponsor der Studie und übernimmt die volle Finanzierung und Verantwortung. Angaben zum Studiendesign und der damit verbundenen Studiendauer wird SynCore voraussichtlich bei Studienstart bekannt geben.

Welches (jährliche) Spitzenumsatzpotenzial sehen Sie für EndoTAG-1®? In welchem Jahr könnte dieses Szenario – positive Studienergebnisse und die Marktzulassung vorausgesetzt – erreicht werden?

Zeiträume und Umsatzentwicklungen hängen von vielen Faktoren ab, unter anderem vom Studiendesign und der Positionierung im Markt. Die Phase III-Studie wird SynCore in der Indikation TNBC durchführen, das ist eine besonders aggressive Form von Brustkrebs. Für Patientinnen die an dieser schwer zu behandelnden Brustkrebsart leiden, besteht hoher medizinischer Bedarf. Jährlich wird bei circa 3,2 Millionen Frauen Brustkrebs diagnostiziert. Etwa 15 Prozent davon sind von der Krebsform TNBC betroffen. Diese Zahlen geben vielleicht ein paar Hinweise zum möglichen Umsatzpotenzial.

Können Sie schon nähere Einzelheiten zu der weiteren Entwicklung der DC-Vakzine für Blutkrebserkrankungen verraten?

Die DC-Vakzine in dieser Indikation werden derzeit in einer laufenden klinischen prüfarzt-initiierten und damit extern finanzierten Studie getestet: Eine klinische Phase I/II-Studie zur Behandlung akuter myeloischer Leukämie (AML) läuft am Klinikum Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität München. Bisherige Ergebnisse von Medigenes DC-Vakzinen aus so genanntem „Compassionate Use“- das ist der ärztlich angeordnete Einsatz noch nicht zugelassener Arzneimittel bei Patienten mit besonders schweren Krankheitsverläufen ohne Therapiealternativen - haben bereits ermutigende Daten zur Sicherheit und zum klinischen Nutzen bei verschiedenen Tumorerkrankungen geliefert. Medigene plant den Start einer eigenen klinischen Studie in AML für Ende 2014.

Wie soll es hier nach dem Start einer eigenen klinischen Studie im Jahr 2014 konkret weitergehen?

Zuerst wird nun einmal die laufende prüfarzt-initiierte Phase I/II-Studie zur Behandlung der Leukämieform AML an der Universitätsklinik München fortgesetzt. Nach dem Start einer eigenen klinischen Phase I/IIa-Studie in AML noch im Jahr 2014 plant Medigene den Start einer weiteren klinischen Studie im Jahr 2015.

Auf welche Weise funktionieren die Immuntherapie-Plattformen von Trianta Immunotherapies genau?

Unsere Therapieansätze setzen auf eine gezielte Stärkung des Immunsystems und nutzen die eigenen Abwehrmechanismen des Körpers, um Krebs und Autoimmunerkrankungen zu bekämpfen. Der Fokus liegt dabei immer auf T-Zellen, dies sind weiße Blutkörperchen, die der Immunabwehr dienen. Diese körpereigenen „Killerzellen“ haben den Auftrag, Krankheitserreger zu identifizieren und abzutöten. Doch Krebszellen werden von diesen T-Zellen oft nicht mehr erkannt. Medigenes Immuntherapien aktivieren, präparieren und „trainieren“ patienteneigene T-Zellen, um Tumorzellen gezielt aufzuspüren und zu vernichten. Bei einer weiteren Plattform werden dagegen unerwünschte T-Zellen, etwa bei Autoimmunerkrankungen, identifiziert und entfernt. Diese T-Zell-fokussierten Therapieansätze gehören zum Spitzenfeld im Bereich der Immuntherapie, die als entscheidende Zukunftstechnologie zur Behandlung von Krebs und anderen Erkrankungen gilt.

Welche Alleinstellungsmerkmale weisen die Plattformen auf?

Unsere drei Immuntherapie-Plattformen ergänzen sich gegenseitig, so dass sie Therapieansätze sowohl für verschiedene Krebs- und Autoimmunerkrankungen als auch für verschiedene Krankheitsstadien bilden: Die DC-Vakzine werden zur Behandlung von Krebserkrankungen im Frühstadium bzw. mit geringer Tumormenge entwickelt, die TCR-Technologie ist potenziell geeignet für die Behandlung fortgeschrittener Tumorstadien und die TABs-Technologie soll der Behandlung von Krankheiten dienen, die durch T-Zellen verursacht werden, z.B. T-Zell-Leukämie und andere Autoimmunerkrankungen. Zudem gehören unsere Technologien einer neuen Generation an, d. h. sie wurden gegenüber früheren Ansätzen weiterentwickelt und könnten zu deutlichen Verbesserungen bei Wirksamkeit, zeitlichen Abläufen und Kosten führen.

Wie sieht die langfristige Vision von Medigene in Bezug auf die personalisierte Immuntherapie aus?

Unsere Technologie-Plattformen bieten vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten. Um uns nicht zu verzetteln, haben wir für Medigene einen Fokus definiert: Unser Ziel ist es, eine klare Expertise (im Fachjargon Franchise) im Bereich Blutkrebserkrankungen mit eigenen Entwicklungsprogrammen aufzubauen und ausgewählten Partnern weitere Entwicklungsoptionen in soliden Tumorindikationen zur Verfügung zu stellen. Damit geben wir Medigene ein klares Profil, nutzen vorhandene Synergien und können von weiteren Entwicklungschancen durch Partner profitieren. In zehn Jahren werden nach Expertenschätzungen über 60 Prozent der Krebsarten mit Immuntherapien behandelt werden. Der Gesamtmarkt für diese Therapien könnte zu diesem Zeitpunkt 35 Milliarden Dollar betragen – für Medikamente, die verbesserte und gezielte (personalisierte) Behandlungsmethoden für schwerkranke Patienten ermöglichen. Medigene möchte einen Beitrag leisten, um diese Vision zu ermöglichen – zum Nutzen für Patienten und für unsere Investoren.

Sie haben zuletzt eine Kapitalerhöhung erfolgreich abgeschlossen. Wie sehen Sie sich nun derzeit finanziell aufgestellt?

Durch die Kapitalerhöhung haben wir die Reichweite unserer Barmittel bis Ende 2016 verlängert. Damit können wir wichtige Schritte zur Weiterentwicklung unserer Therapieplattformen umsetzen. Zusätzlich haben wir durch die Kapitalmaßnahme neue institutionelle Investoren an Bord geholt. Auch dies war ein wichtiges Ziel, das wir erreicht haben.

Welche wichtigen Termine stehen in den kommenden Wochen und Monaten an und könnten an der Börse für Bewegung sorgen?

Wir haben bereits im ersten Halbjahr und bis heute viele unserer Ziele erfolgreich umsetzten können. Durch die wegweisende Akquisition der Trianta Immunotherapies und die Verpartnerung von RhuDex® hat sich Medigene komplett neu ausgerichtet. Unsere fortgeschrittenen Projekte EndoTAG® und RhuDex® liegen nun in den Händen von Partnern, während Medigene sich künftig auf die innovativen Immuntherapien fokussiert. In den kommenden Monaten werden wir weiter daran arbeiten, die Entwicklung der Immuntherapien voran zu bringen: Insbesondere durch den Start eigener klinischer Studien, die Entwicklung eines automatisierten Herstellungsprozesses und die Generierung klinischer und präklinischer Daten. Über Neuigkeiten und Fortschritte werden wir jeweils zeitnah informieren. Wir haben viele Aufgaben vor uns und freuen uns darauf!

Herr Dr. Mathias, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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