Es ist kein Geheimnis: Die Geschäftsentwicklung bei Bechtle stand im abgelaufenen Jahr unter dem Einfluss schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen. Vor allem die Investitionszurückhaltung der öffentlichen Auftraggeber (Umsatzanteil: 40 Prozent) hat den IT-Profi ausgebremst. Doch hier deutet sich nun eine Trendwende an.
Die operative Talsohle dürfte erreicht oder sogar bereits durchschritten sein. Auch wenn das zweite Quartal nochmals schwach ausfallen und 2025 insgesamt kein Höhenflug werden dürfte, blicken Investoren bereits auf das kommende Jahr. Und hier gibt es gleich mehrere potenzielle Impulse:
• Ein ab September erwarteter Bundeshaushaltsbeschluss dürfte Abrufe aus Rahmenverträgen mit Bundesbehörden wieder deutlich ankurbeln. Wichtig: Die strukturellen Wachstumstreiber waren stets intakt, das belegt ein historisch hohes Rahmenvertragsvolumen in diesem Bereich. Was fehlte, war die finale Auftragserteilung. Das dürfte sich ändern, wenn die neue Regierung ihre Arbeit aufnimmt und den Worten auch Taten folgen lässt.
• Der Investitionsstau durch veraltete Endgeräte und Netzwerke sowie die Umstellung auf Windows 11 sollte sich perspektivisch auflösen. Der Support für Windows 10 läuft im Oktober 2025 aus.
• Die Nachfrage nach ganzheitlicher IT-Beratung – u.a. zu Cybersicherheit, digitalem Arbeitsplatz und KI-Implementierung – dürfte den margenstarken Dienstleistungsanteil am Umsatz nachhaltig steigern. Hintergrund: Zusätzliches Wachstum sollten steigende Investitionen im Bereich Cybersecurity durch die EU-weite Gesetzgebung (NIS2-Richtlinie) zur Stärkung der Sicherheitsanforderungen ebenso sorgen wie die generelle Notwendigkeit, eine KI-fähige IT-Infrastruktur zu schaffen.
Bei aller Euphorie: Für das Jahr 2025 peilt Bechtle beim Geschäftsvolumen ein leichtes Wachstum an. Beim Ergebnis gibt Bechtle aufgrund der hohen Unsicherheiten eine Bandbreite von minus fünf bis plus fünf Prozent an. Ab dem kommenden Jahr sollte der Konzern aber wieder nachhaltig auf die operative Überholspur wechseln. Ein steigender Anteil höhermargiger Services sowie Skaleneffekte im Cloud-Geschäft sollten sich dabei positiv auf die Profitabilität auswirken.
Richten die Investoren den Blick nach vorne, könnte die Aktie schon bald den nächsten Aufwärtsimpuls starten. Die Aktie kratzt an der 40-Euro-Marke. Mit einem nachhaltigen Sprung über diese Hürde rückt das Verlaufshoch aus dem März bei 41,68 Euro in den Fokus. Wird auch dieses überwunden, eröffnet sich aus charttechnischer Sicht Potenzial bis 48/50 Euro. Im Real-Depot wird auf dieses Szenario spekuliert.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Aktien von Bechtle befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.
09.07.2025, 09:03