Unglaublich, aber wahr: In den Industrienationen geben die Menschen für kaum einen anderen Bereich so viel Geld aus wie für Haustiere. So ist das Geschäft mit Hund & Co inzwischen zu einem nicht zu vernachlässigenden Wirtschaftszweig geworden. In den USA lassen Hundebesitzer jährlich im Durchschnitt 1.571 Dollar für Nahrung und Medikamente in Tierläden und Tierpraxen.
Das Geschäft mit Medikamenten und Accessoires für Haustiere boomt. Auch Anleger können von dem Trend profitieren.
Unglaublich, aber wahr: In den Industrienationen geben die Menschen für kaum einen anderen Bereich so viel Geld aus wie für Haustiere. So ist das Geschäft mit Hund, Katze, Vogel & Co inzwischen zu einem nicht zu vernachlässigenden Wirtschaftszweig geworden. In den USA zum Beispiel lassen Hundebesitzer jährlich im Durchschnitt 1.571 Dollar für Nahrung, Medikamente und Spielzeug in Tierläden und Tierpraxen. In Japan sind es immerhin schon 1.140 Dollar – Tendenz stark steigend. Schon jetzt dürften im Land der aufgehenden Sonne mehr Hunde und Katzen leben als Kinder unter 15 Jahren. Da die Menschen immer älter werden, die Anzahl der Single-Haushalte rapide ansteigt und Ehepaare immer öfter auf kindlichen Nachwuchs verzichten, steigt das Bedürfnis nach tierischer Gesellschaft. So legte die Zahl der registrierten Hunde in Japan allein im Jahr 2005 um 30 Prozent zu. In den USA ist die Tendenz ähnlich: In zwei von drei US-Haushalten miaut oder bellt mindestens ein Vierbeiner, piepst ein Vogel oder schwimmen Fische in einem Aquarium.
Der Tierliebe scheinen dabei keine Grenzen gesetzt. Neben Unmengen an Spielzeug und Bekleidungsaccessoires werden auch mehr und mehr therapeutische Dienstleistungen nachgefragt. Spezielle Tiersanatorien bieten sportliche Ertüchtigungsprogramme, Massagen, Heilquellen und Aromatherapien für das tierische Wohlbefinden an. Selbst Großkonzerne haben erkannt, dass man mit „Tier“ Geld verdienen kann. Der Automobilhersteller Honda etwa stellte kürzlich das Konzeptauto WOW vor. Dieses verfügt über eine hundgerechte Innenausstattung, mit Hundefach und heraustrennbaren Sitzpolstern für die schnelle und gründliche Reinigung.
Doch während das WOW-Auto für Honda wohl nur ein Nischenprodukt bleiben wird, setzt die Firma Unicharm Petcare voll und ganz auf das Geschäft mit dem Haustier. Das japanische Unternehmen stellt Trockenfutter und Pflege - beziehungsweise Hygieneprodukte für Hunde und Katzen her. Neben dem klassischen Katzenklo sind dies vor allem Antigeruchstabletten für Katzenstreu, Hunde- und Katzenwindeln und Hygienetücher. Was sich für europäische Ohren noch ungewohnt anhört, ist in Japan längst Usus. Seit Jahren verzeichnet Unicharm Petcare rasante Wachstumszahlen: So zog der Umsatz von 21,4 Milliarden Yen im Jahr 2002 auf 30,5 Milliarden Yen in 2005 an. Der Gewinn je Aktie kletterte im gleichen Zeitraum sogar um über 130 Prozent, nämlich von 55 Yen auf knapp 130 Yen. Und auch für die kommenden Jahre rechnen Analysten mit einer weiteren Steigerung. Sie gehen beim Gewinn je Aktie von durchschnittlich 153 Yen für 2006 und 177 Yen für 2007 aus. Der Umsatz soll nach ihren Schätzungen im laufenden Jahr auf 33,5 Milliarden Yen und 2007 auf 36,4 Milliarden Yen zulegen.
Voll im Trend liegt auch VCA Antech. Das Unternehmen, das seinen Hauptsitz im kalifornischen Los Angeles hat, betreibt in 37 US-Bundesstaaten 375 Tierkrankenhäuser. Diese werden von über 14.000 kleineren Diagnosenzentren unterstützt, die landesweit verteilt sind und im Notfall schnell eingreifen können. Gegründet wurde VCA Antech 1986, damals noch unter dem Namen „Veterinary Centers of America“, von den beiden Brüdern Bob und Arthur Antin sowie Neil Taube. Sie geben noch heute den Unternehmenskurs vor, der von Anfang an stark auf Expansion ausgerichtet war. Seit 2001 ist die Gesellschaft an der Börse in New York gelistet, sinnigerweise unter dem Kürzel „WOOF“. Das Unternehmen beschäftigt über 5.000 Mitarbeiter. Für 2005 wies VCA Antech einen Umsatz von 840 Millionen Dollar aus. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies eine 25-prozentige Steigerung. Für das laufende Geschäftsjahr rechnen die Analysten mit Umsatzerlösen von 973 Millionen Dollar, für 2007 mit 1,07 Milliarden Dollar. Beim Gewinn je Aktie liegen die Schätzungen bei durchschnittlich 1,11 Dollar für 2006 und 1,28 Dollar für das kommende Jahr.
Dass man mit Produkten für Haustiere gutes Geld verdienen kann, zeigen die Beispiele Unicharm Petcare und VCA Antech. Beide Unternehmen haben in den letzten Jahren konstant hohe Zuwächse bei Umsatz und Gewinn verzeichnet. Und dass dieser Trend nicht abreißt, dafür sorgt ein intaktes Marktumfeld: Die demografische und gesellschaftliche Entwicklung spricht eindeutig dafür, dass vor allem in nordamerikanischen, europäischen und japanischen Haushalten immer mehr Haustiere gehalten werden und damit auch die Kassen der Unternehmen klingeln.
Erschienen in DER AKTIONÄR Ausgabe 31/2006.