Neun Wochen nach Ausbruch der Coronakrise in Europa kommen die Börsen noch immer nicht zur Ruhe. Dem brutalen Absturz folgte eine starke Gegenbewegung. Doch wie geht es jetzt weiter?
An manche Ereignisse erinnert sich der Mensch, als hätten sie erst gestern stattgefunden, obwohl sie doch lange zurückliegen, etwa Urlaube oder die Einschulung der mittlerweile erwachsenen Kinder. Andere Dinge scheinen hingegen viel länger zurückzuliegen, als sie es tatsächlich tun. Dazu zählt die Coronakrise. Sicher, der Ausbruch in China datiert von Ende Dezember, doch im Westen erlangte das Virus erst mit Meldungen über Infektionen in Frankreich und Italien in der letzten Februarwoche breite Beachtung. In den neun Wochen seither – ein vergleichsweise kurzer Zeitraum und kaum länger als die Sommerferien – haben sich die Ereignisse überschlagen, angefangen von Ausgangsbeschränkungen, Schulschließungen und Kontaktverboten über Grenzkontrollen bis hin zum Lockdown ganzer Industriezweige. Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass das alles schon viel länger her sein müsste, vielleicht (oder gerade deshalb) weil so viele Dinge in so kurzer Zeit geschehen. Auch an der Börse. Am 19. Februar kletterte der DAX auf 13.784 Punkte und damit auf ein Allzeithoch. Vier Wochen später notierte er nie für möglich gehaltene 5.400 Zähler unter diesem Hoch, nur um heute bei 10.700 Punkten schon wieder um 2.200 Punkte gestiegen zu sein. Kursausschläge innerhalb eines Tages von drei, vier oder fünf Prozent gehörten in dieser Phase so sehr zum Alltag der Investoren wie mittlerweile die Gesichtsmaske beim Brötchenkauf. Zuletzt ist allerdings etwas Ruhe an den Märkten eingekehrt und die Schwankungsbreite ist nicht mehr ganz so hoch. Doch was heißt das jetzt genau? Zunächst einmal nur, dass die tief hängenden Früchte nach dem Absturz abgeerntet sind.