+++ 5 Top-Titel zum Sonderpreis +++
Foto: Börsenmedien AG
23.09.2015 Jochen Kauper

Horrorwoche für VW – BMW und Daimler in Sippenhaft

-%
Volkswagen

Am Dienstag ging die VW-Aktie mit 108,99 Euro aus dem Handel - das war der niedrigste Stand seit Oktober 2011. Seit Montag hat die Aktie damit mehr als ein Drittel ihres Wertes verloren. Schon zuvor hatten Sorgen insbesondere um den wichtigen chinesischen Markt das Papier vom März-Zwischenhoch bei 262,45 Euro purzeln lassen. Nachdem der Skandal um manipulierte Abgastests die Vorzugsaktie schon zum Wochenauftakt fast ein Fünftel ihres Werts gekostet hatte, rauschte sie am Dienstag um weitere bis zu 23 Prozent nach unten. Auch die Aktien der Rivalen BMW und Daimler gerieten stark unter Druck. Die Aktien von Autozulieferern bildeten überdies die Schlusslichter im MDax der mittelgroßen Unternehmen und im SDax der kleineren Werte.
Der Fall VW "könnte einen weitreichenden Einfluss auf die Branche haben und den Herstellern mit Blick auf die Reduzierung von Schadstoffemissionen das Leben schwer machen", warnte Michael Raab vom Analysehaus Kepler Cheuvreux.

Gewinnwarnung

Die Wolfsburger räumten am Dienstag ein, es gebe Unstimmigkeiten in den Messwerten bei weltweit rund elf Millionen Diesel-Fahrzeugen - davor war nur die Rede von knapp einer halben Million betroffener Fahrzeugen in den USA. VW stellte in der Folge 6,5 Milliarden Euro ergebniswirksam zurück, um die Folgen der Manipulation für die Kunden abzufedern und weitere Maßnahmen zu bezahlen.

Analyst sieht Unklarheiten
"Es ist ziemlich unklar, welche Risiken wie etwa Rückrufe und mögliche Strafen VW mit den zurückgestellten 6,5 Milliarden Euro abdecken will", schrieb Analyst Michael Punzet von der DZ Bank. Er rechne mit weiteren negativen Nachrichten und werde seine Schätzungen für das Unternehmen überarbeiten.
Diesel-Fahrzeuge von VW und anderen Autobauern könnten langfristig auf Akzeptanzprobleme in den USA stoßen und dürften auch in anderen Regionen verschärft unter Beobachtung stehen, erklärte Kepler-Experte Raab. Mit viel Mühe war es den deutschen Autobauern überhaupt erst in den vergangenen Jahren gelungen, den Diesel in den USA salonfähig zu machen. Die Diesel-Verkäufe sind jedoch verglichen mit Europa weiterhin verschwindend gering.

Hoher Dieselanteil bei deutschen Autobauern

Der weltweite Anteil der Diesel-Fahrzeuge an den Verkäufen liege bei BMW bei 38 Prozent, führte Analyst Raab aus. Bei Daimlers Pkw-Sparte inklusive Smart seien es 33 Prozent. Von den VW-Fahrzeugen werde jedes vierte mit Diesel betrieben, und bei den französischen Wettbewerbern Renault und PSA Peugeot Citroen betrage der Anteil 29 beziehungsweise 33 Prozent. In Europa fahre sogar mehr als jedes zweite Auto mit Diesel.
Entsprechend harsch fielen die Kursreaktionen aus: Für Daimler-Aktien ging es um annähernd 6 Prozent bergab und BMW-Papiere verloren rund 5 Prozent bis zum frühen Nachmittag. Der ebenfalls im Dax gelistete Zulieferer und Reifenhersteller Continental verlor gut 4 Prozent an Wert.

Favorit Daimler, abwarten bei VW

Der Markt hat die VW-Aktie böse abgestraft. Sicher ist es reizvoll, bei Kursen um 110 Euro zuzugreifen, nur, ist das Ende der Fahnenstange schon erreicht? Die Versuchung ins fallende Messer zu greifen, ist groß! Ob das Chance-Risiko-Verhältnis auf dem aktuellen Niveau gut ist können wir derzeit nicht sagen. Dass BMW und Daimler mit in Sippenhaft genommen wurden, ist klar. Nur geht Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut davon aus, dass ähnliche Probleme bei beiden nicht anstehen. „Nach meinem Wissen sind dort die Diesel Fahrzeuge mit der SCR-Kat-Technologie unterwegs. Daher gehe ich nicht davon aus, dass es Probleme gibt“, so Dudenhöffer gegenüber dem AKTIONÄR. DER AKTIONÄR favorisiert Daimler. Bei VW ist weiterhin Vorsicht geboten.

 

Behandelte Werte

Name Wert Veränderung
Heute in %
Volkswagen - €
DAX - Pkt.

Buchtipp: Der Freiheitshandel

„Wandel durch Handel“, so lautet die Devise, mit der deutsche Unternehmen (gute) Geschäfte mit Diktatoren und Diktaturen machen. Mathias Döpfner hat als junger Journalist diese Devise aus dem Mund von Kanzler Kohl höchstpersönlich gehört. Es hat sich jedoch gezeigt: Dadurch verändert sich nichts zum Besseren, ganz im Gegenteil. Deutschland, der Westen, wir alle machen uns vielmehr von Diktaturen abhängig und damit mitschuldig an Menschenrechtsverletzungen, Gewalt gegen die eigene Bevölkerung, gegen Journalisten, die nur die Wahrheit herausfinden und darüber berichten wollen. Spektakuläre Fälle wie der von Jamal Khashoggi oder Deniz Yücel zeigen: Wir müssen unsere (Handels-)Strategie im Umgang mit Despoten und Diktatoren überdenken.

Der Freiheitshandel

Autoren: Döpfner, Mathias
Seitenanzahl: 192
Erscheinungstermin: 18.04.2024
Format: Softcover
ISBN: 978-3-86470-953-1

Jetzt sichern