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11.05.2012 Nils Carolath

Fuchs Petrolub CEO Stefan Fuchs: „Eitelkeiten sind uns fremd“

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Fuchs Petrolub

In der Ausgabe „Die Gier nach Gold“ (AKTIONÄR 19/2012) wurde die Aktie des Schmierstoffspezialisten Fuchs Petrolub als „Top Tipp der Woche“ vorgestellt. Der Vorstandsvorsitzende Stefan Fuchs verriet die Erfolgsstrategie des MDAX-Konzerns und gab einen Ausblick für die Zukunft. Das gesamte Interview ist können Sie hier nachlesen:

DER AKTIONÄR: Sie haben 2004 die Unternehmensführung übernommen und damit Ihren Vater Dr. Manfred Fuchs beerbt. Wie hat er Sie geprägt? Und wie haben Sie sich auf diese Aufgabe vorbereitet?

Stefan Fuchs: Geprägt wird man in der Kinderstube. Wille, Hartnäckigkeit, eiserne Disziplin und das offene Zugehen auf andere Leute sowie das Respektieren der Meinung Anderer sind Tugenden, die ich vermittelt bekommen habe und auch weitergebe.

Auf den Job wurde ich nicht von Kindesbeinen an vorbereitet. Ich wollte eigentlich gar nicht in das Unternehmen. Durch ein Praktikum in den USA habe ich das Geschäft dann aber im Außendienst lieben gelernt. Danach war ich zwei Jahre bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, um die Zahlen zu verstehen, das war mir sehr wichtig.

Statt im warmen VIP -Bereich in einer Loge zu speisen, sieht man Sie gelegentlich bei Fußballspielen von 1899 Hoffenheim mit Bratwurst auf der Haupttribüne. Das unterstreicht die positive Einschätzung vieler Aktionäre, dass Sie und Ihr gesamtes Vorstandsteam sehr bodenständig sind. Wie schaffen Sie es, persönlich und als Team, eine solche Ruhe und Sicherheit für das gesamte Unternehmen auszustrahlen und vorzuleben? Ist das ein Schlüssel für den Erfolg von Fuchs Petrolub?

Ja. Der Schlüssel sind die 3.700 motivierten und loyalen Mitarbeiter. Wir haben zudem ein Top-Management-Team mit lokalen Geschäftsführern, die alle ähnlich ticken. Extrem wichtig ist es, dass man unaufgeregt aber bestimmt die großen und kleinen Themen abarbeitet. Eitelkeiten und Statusdenken sind uns fremd. Die Teamleistung steht bei uns im Vordergrund. Einzelne Länder oder Produktsparten laufen mal besser und mal weniger gut. Dieser positive interne Wettbewerb, wo sich jeder beweisen muss, hilft uns. Und VIP-Bereiche sind für mich übrigens eher ein Graus.

Als global agierendes Unternehmen mit Milliarden-Umsätzen und Weltmarktführerschaft in diversen Bereichen ist der Spagat zwischen Weltkonzern und Familienunternehmen sicherlich schwer zu meistern. Welche Vorteile bringt Ihnen dieser Status als Familienunternehmen gegenüber Konkurrenten aus der Schmierstoff-Szene wie Shell oder Exxon?

Die Familie hält insgesamt 52 Prozent der Stammaktien. Wir haben also eine Stimmenmehrheit aber nur 26 Prozent Anteil am Kapital. Wir haben unabhängige Persönlichkeiten im Aufsichtsrat, die alles von der Familienthematik losgelöst betrachten. Es ist wichtig, dass die Firma wie ein Kapitalmarktunternehmen geführt wird.

Wir nutzen die familiäre Stimmung positiv zum Beispiel durch unseren Ankeraktionär, der Ruhe ausstrahlt. Viele große Firmen haben keinen Aktionär über fünf Prozent am Unternehmen beteiligt. Wir sind außerdem sehr solide finanziert im Gegensatz zu Firmen in Private Equity Hand. Unser Vorteil gegenüber Mineralölkonzernen: Der Fokus liegt voll auf Schmierstoffen, wir machen nichts anderes. Wir haben weniger strategische und personelle Wechsel. Bei den Großen spielen die Schmierstoffe nur eine untergeordnete Rolle, was z.B. bei 40 Milliarden Dollar Gewinn auch nicht überrascht. Das ist unser Vorteil.

Der Leitspruch des Geschäftsberichts 2011 lautet "Nähe schafft Werte". Laut Finanzvorstand Dr. Selent bezieht sich der Satz auf die besondere Nähe zum Kunden. Könnten Sie darauf etwas genauer eingehen?

Wir sind ein klassisches Vertriebsunternehmen. Der Kunde steht im Mittelpunkt. Über 50 Prozent der Belegschaft ist im Bereich Vertrieb und Technik tätig. Über 75 Prozent des Umsatzes wird direkt mit dem Endkunden generiert. Wir haben zudem ein weltweit flächendeckendes Netz von Vertriebsleuten, Labors und Werken, wo wir sehr nah am Kunden dran sind, natürlich mit hohem Servicestandard. Wir stellen nicht nur auf das Fass Öl ab, sondern bieten Lösungen und verstehen den Prozess beim Kunden. Wir müssen die Belange und Bedürfnisse verstehen. Die Dienstleistung ist fast wichtiger als das Produkt. Die Auswirkung des Produkts im Prozess des Kunden muss für uns eine zentrale Rolle spielen. Wir liefern eindeutig eine Beratungsleistung.

Reden wir über die Zukunft. Sie haben für 2012 das größte Investitionsbudget der Unternehmensgeschichte aufgestellt. Wie sehen Ihre Wachstumsinitiativen für 2012 konkret aus? Sind Akquisitionen geplant?

Die Initiativen führen wir seit 2008 ungebremst durch. Nach dem Börsengang gab es durch viele Zukäufe fast nur externes Wachstum. Wir mussten dann alle Geschäfte zusammenführen, eine einheitliche Kultur einführen. Wenn heute eine Akquisition strategisch sinnvoll ist, dann denken wir darüber nach, aber wir sind heute schon weltweit präsent. Oberste Priorität liegt auf dem organischen Wachstum. Wir investieren viel in zusätzliches Personal und neue Werke in Wachstumsmärkten. Wir planen ein neues Werk in Brasilien, bauen gerade eins in Russland, vor drei Jahren haben wir in Indien gebaut, das wir jetzt ständig erweitern, auch ein zweiter Standort in China wird neu aufgebaut.

Der Ausbau der Spezialitäten Sparte steht ebenfalls auf dem Programm. Beispielhaft zu erwähnen sind die lebensmitteltechnischen Schmierstoffe, die wir von SHELL übernommen haben.

Von der Summe her ist es das größte Budget. Allerdings muss man immer abwarten,  was wir operativ im laufenden Betrieb umsetzen können. Ich glaube, dass es dieses Jahr so klappt, wie wir uns das vorgenommen haben.

Der Bereich Forschung und die Entwicklung von Innovationen ist für Ihr Unternehmen unerlässlich. Wie sehen in diesem Bereich Ihre Pläne für die Zukunft aus?

Auch Wichtig: Der Ausbau in der Forschung. Wir haben ein Riesenlabor in Mannheim gebaut, das Ende April bezogen wird. Wir haben in viel in Laborausstattung und Geräte investiert und sie global vereinheitlicht, so dass die Kommunikation zwischen den Abteilungen optimiert wird. Daneben gilt es, Kompetenz in Labors wie z.B. den USA und China auf- und auszubauen.

Fuchs ist als Schmierstoffhersteller sehr vom Ölpreis abhängig. Hedgen Sie sich dagegen ab?

Wir sind indirekt vom Ölpreis abhängig, aber von dem Barrel Rohöl, der gehandelt wird, machen Schmierstoffe nur ein Prozent aus. Also spielt das eine untergeordnete Rolle. Im Werk Mannheim haben wir alleine 120 verschiedene Basisflüssigkeiten. Von daher gibt es keinen Commoditymarkt, auf dem man sich absichern kann. Zudem verläuft die Preiskurve für unsere Basisöle nicht so sprunghaft wie z.B. die für Heizöl.

Der weltweite Schmierstoffmarkt wächst kaum noch. Sie aber schaffen es, kontinuierlich Gewinn und Umsatz zu steigern. Wie schaffen Sie das und wird das auch in Zukunft gelingen?

Der Gesamtmarkt wird in Volumen berechnet. Wir sind ein reiner Spezialanbieter, und die Wertigkeit der Produkte nimmt ständig zu. Beispiel USA und die automotiven Öle: Da wird ein Ölwechselzyklus immer länger und dafür braucht man technisch anspruchsvollere Produkte, und das kommt uns extrem entgegen. Der für uns relevante Markt wächst, obwohl das Volumen insgesamt zurück geht, weil man immer speziellere und hochwertigere Lösungen braucht, und das wird sich auch so fortsetzen.

Die umsatzstärksten Regionen für Fuchs sind nach ihrer Wichtigkeit sortiert Europa, Asien und Nordamerika. Wird sich an dieser Reihenfolge mittel- bis langfristig etwas ändern? Werden Sie einen größeren Fokus auf Asien und Nordamerika legen und was ist mit Südamerika und Afrika? Wie schätzen Sie das Potenzial ein?

Erstmal, Europa mit Osteuropa ist für mich ein genauso großer Wachstumsmarkt, wie Teile Asiens und Südamerika. Darum wachsen wir auch in Europa gut. Der Bereich Asien-Pazifik hat Amerika in den letzten Jahren überholt und ist von zehn Prozent auf über 25 Prozent gewachsen, und wir wollen weiter wachsen. Insbesondere wollen wir aber in Nordamerika weiter wachsen. Bisher haben wir da nicht die ganze Produktpalette abgebildet. Wir sehen hier gute Wachstumsmöglichkeiten. Das Potenzial ist recht hoch in Amerika! Da haben wir noch einiges in petto.

Ich glaube, Europa bleibt auch langfristig die Nummer Eins. Eine realistische mittelfristige Einschätzung wäre aus meiner Sicht:  50 Prozent Europa, 30 Prozent Asien 20 Prozent Amerika.

Haben Sie auch Kunden in Spanien und Italien? Ist hier mit Ausfällen zu rechnen?

Wir haben da Werke, Spanien hat den Knick aber bereits hinter sich, Italien kriegt ihn dieses Jahr, denke ich. Wir haben ein sehr gutes Früherkennungssystem für Forderungen. Bisher hatten wir keine nennenswerten Ausfälle, und es gab noch nie eine Profitwarnung bei uns, weil eine Forderung ausgefallen ist. Wenn es einen regionalen Ausfall gibt, wäre der nicht für den Gesamtkonzern ergebnisrelevant.

Reden wir zum Schluss über die Aktie. Insgesamt ist die Aktie seit zehn Jahren eine reine Erfolgsstory, aus jeder Krise kam das Papier noch stärker zurück. Seit Anfang 2009 hat sich der Wert der Fuchs Petrolub Aktie von acht auf über 40 Euro mehr als verfünffacht. Im selben Zeitraum hat der MDAX lediglich rund 240 Prozent zugelegt. Können Sie den Aktionären Hoffnung machen, dass es ähnlich rasant mit neuen Höchstständen weitergeht?

Da halte ich mich zurück Kurse vorherzusagen. Folgendes ist wichtig:

Seit 27 Jahren sind wir an der Börse, kein Jahr mit Verlust. Es gab jedes Jahr eine Dividende. Es folgt nun die zehnte Erhöhung in Folge. Zudem haben wir in den letzten 10 Jahren den Gewinn nach Steuern im Schnitt um 25 Prozent jährlich erhöht. Diese Themen sind doch viel wichtiger. Wir hatten durch die Akquisen eine sehr hohe Verschuldung und die haben wir komplett zurück geführt. Wir sind schuldenfrei mit über 60 Prozent Eigenkapitalquote, das ist doch eine tolle Substanz. Die Fundamentaldaten sind ausschlaggebend und wenn wir uns weiterhin positiv entwickeln, wird das der Kapitalmarkt auch honorieren.

Die Analysten stufen die Aktie häufig auf "Halten" ein. Warum ist Fuchs für den langfristig orientierten Anleger dennoch ein absoluter Kauf?

Ich muss sagen, dass wir über 20 anspruchsvolle Analysten haben, die uns sehr positiv begleiten über die Jahre. Aber manchmal muss ich schon schmunzeln, das stimmt: Ein Investor sagte zu mir, dass Fuchs eine tolle Firma ist, aber der Kurs zu hoch zum Einsteigen sei. Ein Jahr später sagt er zu mir, dass er besser eingestiegen wäre.

Mit den Kapitalmarktprognosen sollte man derzeit generell vorsichtig sein. Auf dem Gesamtmarkt gibt es noch große Risiken und da muss man aktuell drauf achten. Themen wie der Iran können schnell Kursfälle auslösen. Das haben m. E. nach auch die Analysten im Gesamtkontext zu bewerten.

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