Am Donnerstag, den 5. Juni, steht der nächste Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) an. Ökonomen erwarten, dass die Währungshüter der EU die Zinssätze um 25 Basispunkte senken. Spannung verspricht vor allem die Pressekonferenz von EZB-Präsidentin Christine Lagarde, da eine zunehmend volatile Inflationslage die künftige Geldpolitik beeinflussen könnte.
In drei Tagen wird die EZB voraussichtlich die achte Zinssenkung innerhalb eines Jahres vornehmen. Der Einlagensatz dürfte von derzeit 2,25 auf 2,00 Prozent gesenkt werden. In den vergangenen zwölf Monaten herrschte dabei weitgehend Konsens im 26-köpfigen Rat – doch diese Einigkeit droht zu bröckeln.
Trump als Unsicherheitsfaktor
Grund: Während ein Lager im Rat aus Sorge vor anziehenden Staatsausgaben auf ein baldiges Ende der geldpolitischen Lockerung drängt, sprechen sich andere Mitglieder für weitere Maßnahmen aus, um das fragile Wachstum zu stützen.
Im Zentrum der neuen Unsicherheit stehen die von Donald Trump verhängten Handelszölle. Am 23. Mai 2025 hatte der US-Präsident angekündigt, ab dem 1. Juni Zölle in Höhe von 50 Prozent auf alle EU-Importe zu erheben. Diese Maßnahme wurde jedoch nach Gesprächen mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf den 9. Juli verschoben, um weiteren Verhandlungen Raum zu geben.
Aktuell bewegt sich die Teuerungsrate nahe dem 2-Prozent-Ziel. Die Energiepreise sind zuletzt stark gefallen, der Euro wurde durch die US-Zollankündigungen gestützt. Die Eurostat-Daten für Mai (Veröffentlichung steht am Dienstag an) dürften diesen Trend bestätigen.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde dürfte sich auf der Pressekonferenz am Donnerstag erneut nicht zu einem klaren geldpolitischen Kurs bekennen. Stattdessen wird die Zentralbank voraussichtlich nur die Faktoren benennen, die künftig für ihre Entscheidungen maßgeblich sein werden.
Für Anleger heißt das: Das Zinsplateau ist noch nicht erreicht, aber das Ende des geldpolitischen Easy Mode ist in Sicht. Neue geopolitische Unwägbarkeiten und ein sich veränderndes Inflationsregime könnten die geldpolitische Ausrichtung der EZB im zweiten Halbjahr grundlegend verändern.
02.06.2025, 11:55