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13.01.2016 Andreas Deutsch

Experte warnt: So hat der Euro keine Chance

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Die EZB flutet die Märkte weiterhin mit etlichen Milliarden. Hat Draghi noch alles unter Kontrolle? Thomas Mayer, früherer Chefvolkswirt der Deutschen Bank, und nun Founding Director bei Flossbach von Storch, warnt vor gravierenden Folgen der ultralockeren Geldpolitik.


DER AKTIONÄR: Herr Mayer, die EZB hat bislang mit ihrer ultralockeren Geldpolitik keinen Erfolg gehabt. Die Inflation ist immer noch nicht da. Sie können sich vorstellen, dass Draghi sogar zu einem extremen Mittel greift: Überweisungen der EZB an die Banken mit der Maßgabe, dass diese den Betrag anteilig den Konten ihrer Kunden gutschreiben. Welche Folgen hätte diese Geldpolitik?

Grundsätzlich kann man mit der Geldpolitik die Inflation nicht fein steuern, egal wie man sie aufzieht. Man kann die Funktionsweise der Geldpolitik mit der einer Ketchupflasche vergleichen. Sie haben Pommes auf dem Teller, aber aus der Ketchupflasche kommt nichts heraus. Sie drücken und quetschen, aber der Ketchup will nicht fließen. Irgendwann verlieren sie die Geduld und drücken mit aller Kraft zu. Plötzlich schießt der Ketchup aus der Flasche und von ihren Pommes ist vor lauter Ketchup kaum noch etwas zu sehen. So kann es auch mit der Geldpolitik gehen: Die Banken geben keine Kredite und die Leute horten das Geld, dann verliert die Notenbank die Geduld, und – zack! – das Vertrauen in die Kaufkraft des Geldes ist dahin, die Leute fliehen aus dem Geld und die Inflation ist da.

Aber dann könnten die Notenbanken die Zinsen doch einfach wieder erhöhen.

Eben nicht. Viele der hoch verschuldeten Staaten, Unternehmen und Haushalte könnten die hohen Zinsen nicht bezahlen und wären mit einem Schlag pleite. Schauen Sie sich an, was gegenwärtig im amerikanischen „High Yield“-Markt passiert. Die Investoren fliehen aus dem Markt, sodass schon mehrere High-Yield-Fonds geschlossen werden mussten. Die Zinsen schießen nach oben und die Unternehmen werden von einer weiteren Finanzierung abgeschnitten.

Wen trifft eigentlich die Hauptschuld an dem ganzen Dilemma?

Eine große Schuld trifft die Notenbanken. Sie haben ein Umfeld geschaffen, in dem lange Zeit sehr großzügig Kredite vergeben wurden. Viele Staaten, Unternehmen und private Haushalte haben sich in dieser Zeit übermäßig verschuldet. Als die Kreditblase platzte und es zur Finanzkrise kam, gab es plötzlich keine Kredite mehr. Eine Massenpleite drohte. Die Notenbanken sprangen ein. Ihr Ziel: Aus der Rezession sollte auf keinen Fall eine Depression werden. Doch mit ihrer Nothilfe haben sie es verhindert, dass die Schulden zügig abgebaut wurden. Jetzt sitzen wir in der Catch-22-Falle: Weil die Schulden noch immer zu hoch sind, bekommen die Schuldner nur wenig neue Kredite, sodass die Wirtschaft nicht wächst und die Schulden nicht abgebaut werden können. Die Notenbanken haben das Umfeld selbst geschaffen, das sie nun mit den gleichen Mitteln bekämpfen, mit dem sie es geschaffen haben.

Womit das Vertrauen in den Euro nicht gerade steigt. Hat der Euro eine Zukunft?

Die Frage ist nicht, ob der Euro auseinanderbricht, sondern wann. Im Grunde ist der Euro nicht lebensfähig, da in unserem gegenwärtigen Geldsystem eine Währungsunion souveräner Staaten nicht funktionieren kann. Um den Euro lebensfähig zu machen, wäre eine politische Union der Euroländer nötig, aber die will man nicht.

Und wann wird der Euro kollabieren?

Das kann keiner sagen. Bei der lateinischen Münzunion hat es lange gedauert, bis sie am Ende war, nämlich von 1865 bis 1914. Bei der Rubelzone nach dem Zerfall der Sowjetunion ging es schnell, sie existierte nur von 1991 bis 1992. Den Euro scheint eher das Schicksal der lateinischen Münzunion zu ereilen: Tod nach langer, schwerer Krankheit.

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