Die erratische US-Zollpolitik bereitet Firmen weltweit Sorgen. Nun warnt auch Evonik-Chef Christian Kullmann vor den Folgen. Der Spezialchemiekonzern sieht sich zwar hinsichtlich der direkten Auswirkungen der aggressiven Zollpolitik der USA gut gewappnet, eine mögliche Wirtschaftsschwäche würde aber auch den Essener Konzern treffen.
"Unmittelbar machen wir uns keine Sorgen, 80 Prozent des Evonik-Umsatzes in Amerika machen wir mit Produkten, die wir in den USA herstellen", sagte Kullmann der "Rheinischen Post" am Wochenende. "Wir haben dort rund 4.400 Mitarbeiter. Weil die Zölle nun die Exporte unserer Konkurrenten aus China in die USA drastisch verteuern, können wir dort sogar profitieren." Mittelbar seien die Folgen von Trumps Zollpolitik aber verheerend: "Es drohen Wohlstandsverluste auf der ganzen Welt, das Risiko einer neuen Weltwirtschaftskrise ist groß."
Zwar hatte Trump dann nach großen Turbulenzen an den Aktien- und Finanzmärkten entschieden, vielen Staaten 90 Tage lang eine Pause von bestimmten Zöllen zu gewähren, um Zeit für Verhandlungen zu schaffen. Das Thema sorgt jedoch natürlich nach wie vor für Unsicherheiten, die sich auf Investitionsentscheidungen vieler Unternehmen auswirken und auch Konsumenten zuletzt schon zurückhaltender stimmten.
Abseits des Zollthemas erklärte Kullmann, dass Evonik in den nächsten beiden Jahren "keine Zukäufe tätigen" wolle. Das Unternehmen konzentriere sich derzeit voll auf den größten Umbau in der Evonik-Geschichte. "Unser Dreisprung - sparen, umbauen, wachsen - ist komplex genug. Nach 2027 sehen wir weiter", sagte der Vorstandsvorsitzende der Zeitung. Beim geplanten Stellenabbau in der Verwaltung sei die Hälfte erreicht. Bis zum Jahre 2027 sollen 2.000 Stellen – 1.500 davon in Deutschland – wegfallen
Es sind weiterhin herausfordernde Zeiten für deutsche Chemiehersteller wie Evonik. Doch der MDAX-Titel schlägt sich relativ wacker. Verständlich, denn die Essener sind breit und gut aufgestellt. Zudem ist die Dividendenperle immer noch relativ günstig bewertet. Wer bei Evonik investiert ist, bleibt weiterhin mit einem Stoppkurs bei 16,00 Euro investiert.
Enthält Material von dpa-AFX