Russlands Präsident Wladimir Putin gibt sich im Krieg gegen die Ukraine weiter unnachgiebig. Am Freitag kündigte Putin ungeachtet der schweren Niederlage seiner Armee im Gebiet Charkiw weitere Angriffe auf ostukrainische Gebiete an. Damit riskiert er immer größeren Schaden für die russische Wirtschaft.
Laut der Ratingagentur Scope wird die russische Wirtschaft nicht vor Ende des Jahrzehnts das Vorkriegsniveau erreichen. Das berichtet Reuters. Bis Ende 2023 werde das BIP etwa acht Prozent unter dem Stand von 2021 liegen. Nach 2023 werde das BIP-Wachstum auf ein bis 1,5 Prozent zurückgehen, während es vor dem Ukraine-Krieg noch 1,5 bis zwei Prozent gestiegen war.
„Die russische Regierung hat mit Hilfe der Bank von Russland unerwartete Exporteinnahmen genutzt, um die unmittelbaren Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und der Sanktionen auf die Binnenwirtschaft abzumildern“, so Scope-Analyst Levon Kameryan. „Aber die längerfristigen Aussichten haben sich verschlechtert.“
Starke Belastungsfaktoren für die russische Wirtschaft seien die hohen Ausgabe für den Krieg, der begrenzte Zugang zu westlicher Technologie und die negative demografische Entwicklung.
Bereits vor wenigen Wochen war ein russisches Geheimpapier aufgetaucht, das ein düsteres Bild für das Land zeichnete (siehe Artikel hier). Das interne Dokument beinhaltet drei Szenarien, die alle davon ausgehen, dass der Druck der Sanktionen des Westens zunehmen wird – mit dramatischen Folgen für Russlands Wirtschaft.
Angesichts solcher Prognosen dürfte Putins Rückhalt in der Heimat zunehmend schwinden. Erschwerend hinzu kommt für ihn (und das Land), dass Russland durch den Gaslieferstopp Einnahmen von 6,6 Milliarden Euro pro Jahr durch die Lappen gehen. Kommt es zu Verhandlungen der Kriegsparteien, dürften die Kurse an der Börse spürbar anziehen.
18.09.2022, 13:25