Die Nebenwerte-Favoriten für 2023
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18.05.2014 Andreas Deutsch

Die Prognosen der Profis

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Wie entwickelt sich die Börse? Welche Risiken gibt es? Wo locken Chancen? In seiner Reihe "Die Prognosen der Profis" geht DER AKTIONÄR diesen spannenden Fragen nach. In dieser Folge erklärt Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege bei Flossbach von Storch, worauf Anleger jetzt setzen sollten.

DER AKTIONÄR: Trotz einiger Probleme – schwächeres Wachstum in China, Eurokrise – sind Sie mittel- bis langfristig bullish für den Aktienmarkt. Wie kommt’s?

PHILIPP VORNDRAN: Es gibt ja kaum Alternativen zu erstklassigen Aktien. Wenn die Zinsen über viele Jahre niedrig bleiben – und davon gehe ich aus –, wäre es ja grob fahrlässig, sein Geld in kurz laufende Anleihen zu investieren oder auf dem Festgeldkonto zu lassen. Nach Kosten und Steuern bleibt da kaum etwas übrig. Ihre Sparziele können sie so nicht erreichen. Nein, an guten Aktien, am besten mit einer stabilen Dividendenrendite, führt kein Weg vorbei. Das werden immer mehr Menschen einsehen.

Da habe ich meine Zweifel. Schließlich gelten doch die Deutschen als ausgemachte Aktienmuffel.

Stimmt. Und die herrschende Regulationsflut macht eine Gezeitenwende sicher nicht einfacher. Aber ich beob­achte, dass immer mehr Menschen frus­triert sind wegen der niedrigen Zinsen. Irgendwann, vielleicht in zwei Jahren, werden sie so frustriert sein, dass sie mehr Risiko eingehen. Und dann werden sie und ihre Berater dividendenstarke Qualitätsaktien entdecken – und kaufen. Leider wie immer etwas spät.

Welche Titel meinen Sie genau?

Vermeintlich langweilige Aktien wie Reckitt-Benckiser, Nestlé oder Microsoft, aber auch eine SAP werden einen zweiten oder sogar dritten Frühling erleben. Die Bewertung der Titel wird merklich steigen. Die Leute werden die Preise ohne mit der Wimper zu zucken bezahlen.

Wie hoch werden die KGVs steigen?

KGVs von 25 bei absoluten Top-Aktien wie diesen werden in knapp drei Jahren möglich sein.

Mit welchen Aktien werden die Anleger in den kommenden Monaten und Jahren aller Voraussicht nach keine Freude haben?

Europäische Universalbank-Aktien haben meiner Meinung nach noch immer wenig Potenzial. Die Banken werden in den kommenden Jahren dramatisch mehr Kapital brauchen. Dafür wird der Gesetzgeber sorgen, um eine neue Finanzkrise zu verhindern. Außerdem sind Teile der Bankbilanzen immer noch völlig undurchsichtig. Das müssen die Jains, Fitschens und Blessings dieser Welt ändern, wenn sie wollen, dass jemand in ihre Aktien inves­tiert und nicht nur kurzfristig spekuliert.

Wie viele Einzelaktien sollten Privatanleger im Depot haben?

Viele. Am besten 20 bis 25 oder noch mehr. Wir bei Flossbach von Storch sind große Anhänger sehr breiter Streuung in unterschiedlichste Qualitätsinvestments. Wer es sich nicht leisten kann, so viele Positionen aufzubauen, sollte die Finger vom Stock-Picking lassen.

Und stattdessen lieber ein paar Fonds kaufen?

Richtig, vier bis fünf Fonds sollten es mindestens sein. Am besten sollten sie von richtigen Investoren gemanagt werden, die sich über Jahre an der Börse verdient gemacht haben und bei denen man sicher sein kann, dass sie ihren Job nicht morgen an den Nagel hängen. Damit meine ich passionierte Vermögensverwalter vom Schlage Warren Buffetts, Jens Ehrhardts, Eduard Carmignacs, Luca Pessarinis, Klaus Kaldemorgens oder eben auch Bert Flossbachs. Dies sind für mich alles keine Portfoliomanager, sondern lupenreine Investoren. Die haben ihr eigenes Geld in ihren eigenen Fonds investiert und managen diese unabhängig und konsequent nach ihrem eigenen Weltbild.

Sie sagten einmal, Ehrhardt sei seit Jahrzehnten ein Vorbild für Sie.

Ehrhardt lebt die Börse. Seine Finanzwoche habe ich schon als Jugendlicher verschlungen. Warren Buffett ist wahrscheinlich der beste Geldanleger der Welt. In solche Köpfe muss ich investieren, nicht in Produkte, die irgendwelchen Benchmarks nachjagen. Klar können auch ein Ehrhardt, ein Carmignac oder auch wir dem Markt eine Zeit lang hinterherlaufen. Aber dass all die Genannten ihr außerordentliches Investmenttalent hinlänglich bewiesen haben, das verantwortlich ist für einen langfristigen Anlageerfolg, steht für mich außer Frage.

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