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20.02.2019 André Fischer

DIe Goodwill-Falle: Wen es im DAX trifft

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DAX

Die DAX-Unternehmen schleppen einen riesigen Goodwill-Berg vor sich her. Lag der Goodwill der DAX-Konzerne im Jahr 2005 noch bei knapp oberhalb von 120 Milliarden Euro, so sind es heute bereits gut 300 Milliarden Euro. Übernimmt ein Unternehmen eine Firma, deren Kaufpreis höher ausfällt, als dessen Einzelteile addiert wert sind, so wird diese „Prämie“ (englisch Goodwill) in der Bilanz verbucht.

Fragwürdige Bilanzierungspraxis

Bei dem Goodwill-Volumen der 30 DAX-Konzerne handelt es sich somit um Werte aus überteuerten Firmenkäufen, die keinen entsprechenden materiellen Gegenwert haben. Mussten deutsche Unternehmen überhöhte Firmenwerte früher innerhalb von zehn Jahren (spätestens nach 15 Jahren) abschreiben, so gilt diese Vorgabe heute nicht mehr.

Die Konsequenz: Die durch Übernahmen angehäuften Firmenwerte werden kaum noch abgeschrieben. Aus dieser fragwürdigen Bilanzierungspraxis ergeben sich zwei grundlegende Gefahren.

Fallbeispiel Bayer und Monsanto

Stellt sich beispielsweise in Zukunft heraus, dass sich das Geschäftsmodell des aufgekauften Unternehmens wider Erwarten nicht gut rechnet (oder sogar scheitert), muss der Goodwill zwangsweise abgeschrieben werden. Und das kann dann schnell zu außerplanmäßigen milliardenschweren Verlusten führen. Besonders gefährdet erscheint in dieser Hinsicht der Bayer-Konzern, da die Monsanto-Übernahme einen Goodwill in Höhe von 23 Milliarden Euro nach sich zog.

Fresenius: Firmenkäufe als Gefahr

Ein weiteres Negativbeispiel ist der Gesundheitskonzern Fresenius, bei dem der Goodwill mittlerweile größer als das Eigenkapital ist (Faktor 1,07). So zog der Gesundheitsriese im Jahr 2016 den Kauf von Quirónsalud (für 5,76 Milliarden Euro) durch. Die spanische Krankenhausgruppe wurde daraufhin mit der größten privaten Krankenhauskette Deutschlands, Helios, zusammengefügt.

Aber bei den 86 Helios-Krankenhäusern läuft es nicht rund. Fresenius hat Konkurrenten in den letzten Jahren gleich reihenweise angeschlagene Krankenhäuser abgekauft. So erwarb man etwa auf einen Schlag 43 Häuser des Wettbewerbers Rhön Klinikum. Nun aber versagt der Privatisierungsturbo bei den Helios-Kliniken, da sich die Gewinne im deutschen Klinikgeschäft demnächst rückläufig entwickeln könnten. Damit könnten Fresenius in naher Zukunft hohe Goodwill-Abschreibungen drohen.

Vonovia: extremer Goodwill-Anstieg

Ein weiteres Risiko wäre ein unerwarteter rapider Zinsanstieg. Ein derartiges Szenario würde vor allem die deutschen Immobilienkonzerne empfindlich treffen. So blähte etwa der Immobiliengigant Vonovia seinen Goodwill in den letzten vier Jahren um über 3.000 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro auf. Das Wohnungsunternehmen wäre in einem ungünstigen Szenario (massive Konjunkturabschwächung, steigende Zinsen und fallende Haus- und Mietpreise) gezwungen, die hohen Firmenwerte abzuschreiben.

Vorsichtige Anleger bleiben außen vor

DAX-Unternehmen mit einem besonders hohen Goodwill im Verhältnis zum Eigenkapital sind darüber hinaus ThyssenKrupp (Faktor 1,1) und die Deutsche Post (0,87). Diese Firmen sind besonders anfällig für zukünftige negative Überraschungen. Der Shortseller-Börsenbrief rät daher dazu, bei Bayer und Co. trotz kurzfristiger Erholungstendenzen vorsichtshalber außen vor zu bleiben.

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