Trotz operativer Probleme und der enttäuschenden Performance der Aktie im vergangenen Jahr denkt Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner nicht an einen vorzeitigen Rücktritt. Er sieht das Institut trotz allem gut gerüstet für die Zukunft – egal was die Kritiker sagen.
Er denke nicht an Rücktritt und sei auch nicht amtsmüde, so Achleitner im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS). „Die Aktionäre haben mir ein Mandat bis 2022 anvertraut. Ich stelle mich der Verantwortung.“
Schwach laufende Geschäfte, hohe Umbaukosten und zuletzt auch noch Geldwäschevorwürfe ließen den Wert der Aktie 2018 um 56 Prozent einbrechen. Damit war die Deutsche Bank auf Jahressicht der größte Verlierer im DAX. Achleitner betonte, der Börsenkurs entwickle sich „mehr oder weniger im Gleichklang mit den europäischen Banken“ – alle hätten mit den selben Herausforderungen zu kämpfen. Auch der Referenzindex Stoxx Europe 600 Banks hat 2018 mit rund 28 Prozent deutlich verloren, die Deutsche Bank war allerdings auch dort Schlusslicht.
Dafür macht Achleitner auch die jüngste Razzia in den Geschäftsräumen der Deutschen Bank mitverantwortlich. Man habe in der Vergangenheit Vertrauen bei Öffentlichkeit und Investoren eingebüßt. „Das müssen wir ändern“, sagte er der Zeitung.
Optimismus statt „Endzeitstimmung“
Für die Zukunft sieht der Aufsichtsratsvorsitzende das Institut aber dennoch gut gerüstet. „Die Deutsche Bank steht mit einer sehr starken Kapitalbasis da, die Liquidität ist auf einem Rekordniveau.“ Man habe eine Strategie, die konsequent umgesetzt werde, und Vorstandschef Christian Sewing habe die Persönlichkeit, um die Bank in eine neue Wachstumsphase zu führen.
Helfen würde dabei eine rasche Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB): „Wer wie die Deutsche Bank 270 Milliarden Euro Liquidität täglich vorhält, dem würde es schon helfen, wenn die EZB zumindest keine negativen Zinsen auf Einlagen verlangen würde“, so der Aufsichtsratschef. „Über Nacht stiege unser Gewinn um einen Milliardenbetrag.“ Über den Zeitpunkt der Zinswende wollte er im FAS-Interview allerdings nicht spekulieren.
Bedenken, wonach die angeschlagene Bank im Krisenfall womöglich mit Steuergeld gerettet werden muss, versucht Achleitner zu zerstreuen: „Dieser Fall wird nicht eintreten.“ Selbst eine Rezession und der daraus womöglich resultierende Ausfall von Darlehen könnten der Bank nichts anhaben. Zu den Spekulationen über eine mögliche Fusion der Deutschen Bank mit der Commerzbank oder einer anderen europäischen Bank wollte er sich indes nicht äußern.
Aktuell kein Kauf
Die Aktie der Deutschen Bank ist am Mittwoch mit moderaten Verlusten ins neue Jahr gestartet und notiert damit weiterhin nur knapp über ihrem bisherigen Tiefststand aus der Vorwoche bei 6,68 Euro. In Anbetracht des trüben Chartbilds und der operativen Herausforderungen bleibt sie auch Anfang 2019 zunächst nur auf der Watchlist.