Mit großer Spannung fiebern Anleger dem Mittwoch entgegen. Dann legt die Deutsche Bank ihre Zahlen zum zweiten Quartal vor. Nachdem die US-Konkurrenz zuletzt mit überwiegend positiven Bilanzen geglänzt hat, sind auch die Erwartungen hierzulande hoch – trotz eines Dämpfers von der juristischen Spitzen-Instanz.
So kippte nämlich der Bundesgerichtshof Ende April die bisher übliche Praxis, mit der Banken Gebührenerhöhungen bei ihren Kunden durchsetzten - nämlich ohne deren ausdrückliche Zustimmung. Die Deutsche Bank rechnet deshalb im zweiten und dritten Quartal mit jeweils 100 Millionen Euro weniger Erträgen. Zudem kündigte Finanzchef James von Moltke im Juni an, 100 Millionen für zu erwartende Rückforderungen von Kunden infolge des Urteils zurückzulegen.
Konzern-Boss im Vorfeld mit Optimismus
Vorstandschef Christian Sewing berichtete bei der Hauptversammlung im Mai dennoch von einem guten Geschäftsverlauf im zweiten Quartal. Er zeigte sich zuversichtlich, im Gesamtjahr Erträge "auf dem hohen Niveau des vergangenen Jahres" zu erreichen. Und sein Finanzchef machte zuletzt Hoffnung, dass die Bank in diesem Jahr weniger als die erwarteten 1,1 bis 1,2 Milliarden Euro für mögliche Kreditausfälle zurücklegen muss. Nachdem der Branchenprimus 2020 nach fünf Verlustjahren in Folge zum ersten Mal wieder schwarze Zahlen geschrieben hat, hofft der Vorstand für 2021 auf einen Nettogewinn. Dann sollen die Aktionäre auch wieder eine Dividende erhalten.
Milliarden-Gewinn erwartet
Von der Bank selbst bis 20. Juli befragte Analysten rechnen für 2021 im Schnitt mit einem Gewinn in Milliardenhöhe. Der auf die Aktionäre entfallende Überschuss dürfte demnach etwa 1,45 Milliarden Euro erreichen. Das wäre fast 13 Mal so viel wie im Corona-Jahr 2020. Nach den ersten sechs Monaten des Jahres dürfte dieser Betrag schon fast erreicht sein. So erwarten Analysten nach 908 Millionen Euro Überschuss im ersten Quartal nun 372 Millionen Euro für das zweite Jahresviertel.
Risikovorsorge noch nicht hinreichend vorgenommen
Allerdings ist darin ein Großteil der für das Gesamtjahr erwarteten Risikovorsorge noch nicht enthalten. Im ersten Quartal hatte die Deutsche Bank dafür 69 Millionen Euro zurückgelegt, und für das zweite Quartal haben Analysten lediglich 174 Millionen Euro auf dem Zettel. Für das Gesamtjahr gehen sie jedoch von einer Risikovorsorge von 931 Millionen Euro aus. Wenn sie richtig liegen, sind hier im zweiten Halbjahr noch Belastungen von fast 700 Millionen Euro zu erwarten. Im Corona-Jahr 2020 hatte die Deutsche Bank knapp 1,8 Milliarden Euro in die Risikovorsorge für gefährdete Kredite gesteckt.
Die Chancen stehen gut, dass die Deutsche Bank, die im ersten Quartal vor allem dank des Investmentbankings glänzend dastand, erneut starke Zahlen vorlegt. So haben die US-Investmentbanken gerade in diesem Geschäftsfeld jüngst top Quartalsausweise serviert. Wird dann auch der Juni-Abwärtstrend im Bereich von 10,80 Euro überwunden, können auch Neueinsteiger wieder zugreifen. Investierte Anleger bleiben in jedem Fall weiter dabei.
Mit Material von dpa-Afx)