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24.08.2015 Michael Schröder

DAX im freien Fall: Wieso? Weshalb? Und vor allem wohin?

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DAX

In Asien rauschen die Kurse zu Beginn der neuen Handelswoche in die Tiefe. Der deutsche Leitindex DAX sackt unter die Marke von 10.000 Punkten. Nach den Kursanstiegen der Vergangenheit scheinen die Börsen derzeit nur eine Richtung zu kennen: abwärts. Aber woher kommt diese Verkaufspanik wirklich? DER AKTIONÄR blickt hinter die Kulissen.

Schwarzer Montag: Alle 30 DAX-Werte notieren im Minus. Mit Blick auf die Unternehmensseite ist die Nachrichtenlage eher dünn. Der Leitindex ist gegenüber dem Rekordhoch aus dem Frühjahr bereits rund 20 Prozent eingebrochen. Nun droht eine Ausweitung der Korrektur.


Warum geht es seit Tagen an den Börsen nach unten?

DER AKTIONÄR hat bereits erklärt, dass Chinas schwächelndes Wirtschaftswachstum die Finanzwelt in Alarmbereitschaft versetzt. Anleger befürchten eine deutliche Abkühlung der chinesischen Wirtschaft mit Folgen für die globale Konjunktur. Konkreter Auslöser des jüngsten Kursrutsches war eine überraschende Abwertung der chinesischen Währung Yuan (Renminbi) vor gut zwei Wochen, die die Sorgen um den Zustand der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt verstärkten. Seither hat der DAX rund 15 Prozent eingebüßt. Experten zufolge fehlten in den vergangenen Tagen auch die Schnäppchenjäger, die sonst bei Kursrückrückgängen gerne zugreifen.

Wie wichtig ist China für die deutsche Wirtschaft?

China ist mit Abstand Deutschlands wichtigster Wirtschaftspartner in Asien. Im vergangenen Jahr wurden laut Statistischem Bundesamt Waren "made in Germany" im Gesamtwert von 74,5 Milliarden Euro nach China ausgeführt. Damit war das Riesenreich der viertwichtigste Absatzmarkt für deutsche Firmen – nach Frankreich, den USA und Großbritannien. Zum Vergleich: Nach Frankreich gingen Produkte im Volumen von 101,9 Milliarden Euro. Für die deutschen Maschinenbauer ist China bereits der wichtigste Absatzmarkt. Auch für Autobauer ist das Land ein Muss.

Was würde ein Konjunktureinbruch in China für Deutschland bedeuten?

"Früher hieß es, wenn Amerika hustet, hat die Weltwirtschaft eine Grippe. Heute kann der Schwächevirus durchaus aus China kommen", meint Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Bisher reagieren Ökonomen aber gelassen. Sie verweisen auf den robusten Privatkonsum hierzulande und den niedrigen Ölpreis, der die Budgets der Verbraucher und der energieintensiven Unternehmen entlastet. Der Export-Boom nach China sei schon länger vorbei, argumentiert Commerzbank -Experte Ralph Solveen. Das Geschäft mit Asien habe die deutsche Wirtschaft schon in den letzten drei Jahren kaum noch angeschoben. Nach Einschätzung von Holger Schmieding, Chefvolkswirt von der Berenberg Bank, ist die Wirtschaft in den USA und der Europäischen Union inzwischen in besserer Verfassung, mit moderaten externen Schocks umzugehen als in den vergangenen fünf Jahren.

Welche Rolle spielen die großen Notenbanken für die Börsen?

Die wichtigsten Notenbanken haben die Märkte mit Geld geflutet und die Zinsen auf nahe Null gedrückt. Das billige Geld soll die Unternehmensinvestitionen und den Privatkonsum ankurbeln und so die Konjunktur beflügeln. Die Kehrseite: Sparbücher, Tagesgeld, aber auch viele festverzinslichen Wertpapiere werfen nichts mehr ab. Viele Investoren flüchteten daher in Aktien, das trieb die Kurse an den Börsen lange Zeit in die Höhe.

Warum hilft die Geldschwemme aktuell nichts?

Experten sehen den Kursrutsch zwar als übertrieben an. Einige Anleger schienen aber bereits panisch zu agieren, schreibt Analyst Tobias Basse von der NordLB in einer Studie. Marktstratege Mislav Matejka von der US-Bank JPMorgan betont, die Konjunkturdaten würden das negative Bild nicht unbedingt untermauern. Der Markt erscheine beinahe überverkauft. Analyst Christian Schmidt von der Landesbank Helaba rechnet aber mit weiteren großen Kursausschlägen im DAX.

Was könnten die großen Notenbanken bei einer Krise tun?

Als die Weltwirtschaft in der Finanzkrise 2008 weltweit einbrach, drehten die großen Notenbanken den Geldhahn weit auf, um die Konjunktur wieder anzukurbeln. Sollte wegen der Turbulenzen in China ein erneuter Konjunkturabsturz drohen, hätten Europäische Zentralbank (EZB) und Co inzwischen nicht mehr so viele Pfeile im Köcher. Die US-Notenbank könnte beispielsweise die für Herbst erwartete erste Zinserhöhung seit 2006 verschieben.

Warum steigt der Euro wieder?

Investoren hatten lange daraufgesetzt, dass die US-Notenbank Fed die Zinszügel im Herbst strafft. Das beflügelte den Dollar, der Euro geriet im Gegenzug unter Druck. Doch mit der wachsenden Sorge vor einer ernsten Konjunkturflaute in China verstärken sich am Devisenmarkt Spekulationen auf einen späteren Zinsschritt in den USA, das belastet den Dollar. Ein stärkerer Euro macht deutsche Exporte außerhalb der Eurozone teurer, was den Absatz mindern kann.

Was bedeutet die Entwicklung für Verbraucher?

Aktienbesitzer können zunächst auf steigende Kurse warten, bevor sie ihre Papiere verkaufen. Sollte die Weltwirtschaft durch die Entwicklung in China massiv in Mitleidenschaft gezogen werden, würde dies allerdings auch auf Deutschland durchschlagen. Das Wirtschaftswachstum könnte sich abschwächen mit negativen Folgen für den Arbeitsmarkt. Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise sieht allerdings keine Anzeichen für einen globalen Abschwung und spricht von "überzogenen Rezessionsängsten". Die chinesische Regierung werde Maßnahmen ergreifen, um eine deutliche Konjunkturabkühlung zu vermeiden. "Für die kurzfristige Entwicklung ist deshalb übertriebene Skepsis nicht geboten."

Was sagt die Charttechnik?

Aus charttechnischer Sicht hat der DAX die Unterstützungszone zwischen 10.050 und 9.800 Punkte bereits erreicht. Gelingt die Verteidigung dieser Zone nicht, muss mit einem Rutsch bis 8.900 Punkte gerechnet werden. Auf Basis einer erst am Anfang stehenden Abwärtsbewegung am US-Aktienmarkt und dem ungünstigen zyklischen Ausblick der traditionell schwachen Aktienmonate August und September verbleiben weitergehende Kursrückschlagsrisiken.
Anleger sollten sich nach Einschätzung der WGZ Bank nach dem Kursrutsch zunächst zurückhalten. Der deutsche Leitindex zeige zwar erste Anzeichen, die auf eine Gegenbewegung deuteten, ein eindeutiges Signal sei aber nicht zu erkennen, so Charttechnik-Experte Stephen Schneider. Erst in den kommenden Tagen wird sich Schneider zufolge zeigen, ob die Kurslücke zur Eröffnung am Montag ein sogenanntes "Exhaustion-Gap" ist. Eine solche Lücke markiere einen Ausverkauf und leite häufig eine Gegenbewegung ein. Klare Anzeichen eines Endes des Ausverkaufs seien allerdings noch nicht erkennbar. Ein mögliches, rechnerisches Ziel der Abwärtsbewegung liege bei 9.675 Punkten. Weitere Unterstützungsbereiche sieht der Analyst bei um die 9.380 Punkte sowie die 9.220 Punkten.
Für eine übergeordnete Gegenbewegung nach oben müsste laut Schneider schnell die bisherige Unterstützung bei gut 10.000 Punkten zurückerobert werden. Das würde zwar noch kein Ende der Abwärtstendenz signalisieren, wäre aber ein Anfang.

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(Mit Material von dpa-AFX)


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Foto: Börsenmedien AG

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