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16.08.2020 Martin Mrowka

DAX: Werden die kurzfristigen Aufschwung-Aussichten nun dünner?

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DAX

Die steigenden Corona-Neuinfektionen verunsichern auch die Börsianer, die Berichtssaison hat ihren Höhepunkt überschritten. Das neue Konjunkturpaket in den USA ist immer noch nicht abgesegnet, der Streit mit China schwelt ebenfalls weiter. Ein Aufschwung am Aktienmarkt könnte somit kurzfristig schwierig werden. Ein Wochenausblick.

Ein richtiger "Kracher" war die vergangene Börsenwoche am deutschen Aktienmarkt sicherlich nicht, und auch die kommenden Handelstage dürften angesichts der wieder steigenden Corona-Neuinfektionen sowie Reisebeschränkungen in Europa durch viel Unsicherheit geprägt sein. Die Impulse von der Berichtssaison lassen ebenfalls nach. Ein weiterer Aufschwung könnte für viele Aktienkurse kurzfristig schwer werden.

Zwar hatte der Deutsche Aktienindex DAX zuletzt erstmals seit rund drei Wochen wieder die Marke von 13.000 Punkten überschritten, doch konnte sich der deutsche Leitindex dort nicht lange halten.

Auch fehlten dem DAX frische Impulse, sagten Marktbeobachter. Der deutsche Leitindex ging am Freitag mit einem Wochenplus von 1,8 Prozent bei 12.901 Punkte ins Wochenende. Die runde 13.000-Punkte-Marke, die das Börsenbarometer am Dienstag nach fast drei Wochen übersprungen hatte, rückte damit wieder etwas in die Ferne.

"Die mit den Corona-Sorgen verknüpfte Risikoaversion definiert weiterhin die Marktdynamik", sagte Marktbeobachter Timo Emden von Emden Research. "Steigende Corona-Zahlen in Europa haben die schwelenden Probleme den Investoren wieder vor Augen geführt und das Virus realer und damit greifbarer gemacht."

DAX (WKN: 846900)

Damit bremste der DAX noch vor der Wall Street das Tempo ab, wo zumindest die Technologiewerte ihre Rekordjagd auch in der vergangenen Woche fortsetzten. Doch auch in den USA mehren sich die Zweifel, ob die hohen Bewertungen tatsächlich gerechtfertigt sind.

Die Ermüdungserscheinungen, die den deutschen Aktienmarkt befallen haben, dürften nicht zuletzt in der hohen Dynamik begründet liegen, mit der sich die Kurse seit dem Corona-Crash von ihren Tiefs seit Mitte März erholt haben. Von dort aus war es bis zum DAX-Zwischenhoch Mitte Juli bei knapp 13.314 Punkten um rund 60 Prozent nach oben gegangen. Mehr war aber nicht drin. Inzwischen muss den Börsianern in Deutschland offenbar mehr geboten werden als die Zahlen der auslaufenden Bilanzsaison und die Hoffnung auf eine schnelle wirtschaftliche Erholung.

Mehrere Hemmschuhe

Viele Widerstände stehen nämlich dagegen: die zuletzt wieder angezogenen Spannungen zwischen den Handelskontrahenten USA und China etwa, die Sorge um die deutsche Exportwirtschaft und die wirtschaftliche Bedrohung durch eine womöglich wieder steigende Zahl regionaler Corona-Lockdowns. So mag es auch nicht verwundern, dass die Anleger angesichts der in eine Sackgasse geratenen Diskussionen um ein neues Corona-Hilfspaket in den USA zuletzt lieber die Deckung gewählt haben.

Dazu passt, dass der erlebte Konjunkturoptimismus Ende Juli durch weltweit steigende Einkaufsmanager-Indizes wesentlich beeinflusst worden war, denen einige gute realwirtschaftliche Daten folgten. Doch inzwischen lässt etwa die Wachstumsdynamik in China sukzessive wieder nach, wie Chris-Oliver Schickentanz, Chefanlagestratege der Commerzbank, anmerkte.

Dennoch: Echter Pessimismus sieht anders aus, konstatiert Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank. Die Verfassung an den Märkten sei stabil, von Verkaufspanik keine Spur. Aus charttechnischer Sicht dürfte sich die Erholung laut Halver daher weiter fortsetzen, sofern der DAX nachhaltig über der Barriere von 13.101 Punkten schließt. Auch Experte Andreas Büchler vom Börsenstastistik-Magazin Index-Radar sieht die Entwicklung im Börsenbarometer kurzfristig eher positiv. "Allerdings dürften Käufer nicht mehr zu jedem Preis zugreifen, was weitere Gewinne verlangsamen sollte."

Wichtige Konjunkturdaten

In der Eurozone stehen in der Woche vom 17. bis 20 August wichtige Frühindikatoren auf dem Kalender. So wird die erste Schätzung zu den Einkaufsmanager-Indizes für den Monat Juli veröffentlicht. Volkswirte wollen vor allem wissen, ob sich die Konjunkturerholung nach dem Einbruch in der Corona-Krise fortsetzt und wie sich die zuletzt gestiegenen Infektionszahlen auswirken. Aus der Eurozone steht zudem noch das Verbrauchervertrauen im August auf der Agenda.

Ansonsten stehen datenseitig am Donnerstag einmal mehr die wöchentlichen US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe im Fokus. Zuletzt hatte sich die Lage am Arbeitsmarkt zwar deutlicher entspannt als gedacht, doch liegt die Zahl der Arbeitslosen durch die Corona-Krise in den Vereinigten Staaten immer noch auf einem hohen Niveau. Am Mittwoch dürfte zudem das Protokoll der US-Notenbank Fed interessieren, dem am Donnerstag das Protokoll der Europäischen Zentralbank (EZB) folgt.

Berichtssaison neigt sich dem Ende zu

Auf Unternehmensseite ist derweil der Höhepunkt der Berichtssaison vorbei, es werden nur noch einige Nachzügler aus den hinteren Reihen von MDAX und SDAX erwartet: So öffnet etwa am Montag die Immobiliengesellschaft Grand City Properties ihre Bücher, am Donnerstag folgt der Branchenkollege TAG Immobilien. Vom Tierbedarfshändler Zooplus wird der Quartalsbericht am Dienstag erwartet.

Am Freitag schlägt höchstwahrscheinlich das letzte DAX-Stündchen für den insolventen Zahlungsabwickler Wirecard. Nach einer Regeländerung der Deutschen Börse AG wird der Skandalkonzern den Leitindex noch vor der ordnungsgemäßen Index-Überprüfung im September verlassen müssen. Der Essenslieferant Delivery Hero gilt neben dem Duftstoff- und Aromenhersteller Symrise als Top-Kandidat für die Nachfolge. (Mit Material von dpa-AFX)

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DER AKTIONÄR 34/20
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