Im Jahresverlauf hatten es Banktitel an der deutschen Börse bisher schwer. Am Freitag verzeichnet die Commerzbank nach starken Jahreszahlen aber einen gewaltigen Kurssprung. Am frühen Nachmittag liegt die Aktie rund 15 Prozent vorne. Konzernchef Martin Blessing zeigt sich zuversichtlich, dass der Erfolgskurs auch 2016 fortgesetzt wird.
Im vergangenen Jahr hat die Commerzbank den Überschuss auf 1,06 Milliarden Euro gesteigert – fast vier Mal so viel wie ein Jahr zuvor. Der Konzern stellt deshalb eine Dividende von 20 Cent pro Aktie in Aussicht. Es wäre die erste Ausschüttung seit der Finanzkrise. Trotz der Sorgen um die Weltwirtschaft und der aktuellen Turbulenzen an den Kapitalmärkten will die Commerzbank in diesem Jahr ihren Gewinn weiter steigern. Ebenfalls positiv: Das Eigenkapital hat sich deutlich auf 12 Prozent verbessert und die interne Bad Bank kann früher als erwartet aufgelöst werden.
„Wir haben frühzeitig die richtige Strategie eingeleitet und die Maßnahmen erfolgreich umgesetzt. Deshalb steht die Commerzbank heute signifikant besser da als vor der Finanzkrise", bilanzierte Blessing, der bereits seit Mai 2008 an der Spitze des Konzerns steht. Nun verlängert der Konzernlenker seinen Ende Oktober auslaufenden Vertrag aber nicht. Bis zur Hauptversammlung will die Commerzbank Klarheit über geeignete Kandidaten für die Nachfolge schaffen.
Zwei Ziele verfehlt
Der einzige Makel an der starken Bilanz: Blessing musste zwei wichtige Ziele aufgeben. So lag die Netto-Eigenkapitalrendite Ende 2015 im Kerngeschäft bei 8,1 Prozent und werde wohl 2016 nicht mehr auf die erhofften zehn Prozent steigen. Zudem dürfte es der Bank auch noch nicht gelingen, das Verhältnis der Kosten zum Ertrag von zuletzt 72 Prozent auf 60 Prozent zu drücken. Gründe für das Verfehlen dieser Ziele sieht Blessing aber außerhalb der Bank. Zum einen sei bei der Festlegung der Vorgaben noch nicht absehbar gewesen, wie tief die Zinsen noch sinken würden. Zum anderen seien die Kosten für die neuen Vorgaben der Aufseher stärker gestiegen, als Ende 2012 abzusehen war.
Nicht einsteigen
Trotz des Kurssprungs sollten Anleger nicht zu euphorisch werden. Im angespannten Marktumfeld bleibt die Situation für Bankentitel schwierig. Eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung erscheint unwahrscheinlich. Ein Einstieg bietet sich derzeit nicht an.
(Mit Material von dpa-AFX)