Coinbase sorgte mit der 2,9 Milliarden Dollar schweren Übernahme der Krypto-Derivateplattform Deribit am gestrigen Donnerstag für Schlagzeilen. Wall-Street-Analysten sehen darin einen Wendepunkt für die US-Börse, die nun in direkte Konkurrenz zu globalen Schwergewichten wie Binance tritt. Doch die nachbörslich veröffentlichten Quartalszahlen des Unternehmens dämpften die Euphorie deutlich.
Die Übernahme von Deribit, das 85 Prozent des globalen Krypto-Optionsmarktes kontrolliert und im vergangenen Jahr ein Handelsvolumen von 1,2 Billionen Dollar verzeichnete, katapultiert Coinbase an die Spitze der Krypto-Derivateplattformen. „Dies ist mehr als nur eine Expansion. Es ist ein Paradigmenwechsel für die Branche“, schrieb das Analysehaus KeyBanc in einem Bericht. Analysten sehen den Beginn eines neuen Konsolidierungszyklus im Krypto-Handel, in dem kleinere Börsen unter Druck geraten und traditionelle Finanzinstitute (TradFi) verstärkt in den Sektor drängen.
Strategischer Schachzug
Deribit ergänzt Coinbase strategisch perfekt: Die Plattform bringt eine starke institutionelle Kundenbasis und eine internationale Präsenz mit, die Coinbase bisher fehlte. Derzeit stammen nur 20 Prozent der Umsätze des Unternehmens aus dem Ausland, wie Barclays-Analyst Benjamin Buddish betont. Mit Deribit schließt Coinbase diese geografische Lücke und stärkt seine Position in einem Markt, der durch stabile Handelsvolumen über Marktschwierigkeiten hinweg attraktiv bleibt. Barclays schätzt den Umsatz von Deribit für 2024 auf 425 bis 450 Millionen Dollar – ein signifikanter Beitrag zur Bilanz von Coinbase.
Eine "legitime Bedrohung"
Oppenheimer bezeichnet die Übernahme als „legitime Bedrohung“ für etablierte Börsen wie Binance. Ein entscheidender Vorteil von Coinbase: Als börsennotiertes Unternehmen konnte es die Akquisition teilweise mit Aktien finanzieren – eine Option, die privaten Wettbewerbern meist fehlt. Mit 8,5 Milliarden Dollar in bar ist Coinbase zudem in der Lage, weitere Übernahmen aggressiv voranzutreiben. „Coinbase könnte zum dominanten Konsolidierer im Kryptomarkt werden“, so KeyBanc.
Enttäuschende Quartalszahlen trüben die Stimmung
Trotz der positiven Nachrichten rund um die Deribit-Übernahme konnte der Kurs nicht nachhaltig davon profitieren, da die nachbörslich veröffentlichten Quartalszahlen das Bild wieder eintrübten. Coinbase verfehlte die Erwartungen der Wall Street für das erste Quartal 2025 deutlich. Beim Gewinn je Aktie rechneten Analysten mit 1,93 Dollar, Coinbase konnte hier nur 0,24 Dollar vorlegen. Auch beim Umsatz wurden die Erwartungen enttäuscht - wenn auch nicht so extrem. Geschätzt waren 2,1 Milliarden Dollar, tatsächlich waren es nur 2,03 Milliarden. Die Aktie ist daraufhin im nachbörslichen Handel um drei Prozent abgerutscht und hat einen großen Teil der Tagesgewinne von fünf Prozent wieder wettgemacht.
Mit der Übernahme von Deribit positioniert sich Coinbase als globaler Marktführer im Krypto-Derivatehandel und sendet ein klares Signal an die Konkurrenz. Die enttäuschenden Quartalszahlen zeigen jedoch, dass der Weg an die Spitze nicht ohne Hindernisse ist. Anleger bleiben dennoch weiter an Bord.