Bitcoin fiel am Sonntag auf ein neues Sechsmonatstief. Massenhafte Liquidationen und extreme Angst prägen den Markt. Doch während viele Anleger verkaufen, sehen Analysten eine klare Ursache für den Kursrutsch – und eine noch klarere Chance für eine Trendwende.
Der Krypto-Markt zeigt sich von seiner brutalsten Seite. Über das Wochenende sackte der Bitcoin-Kurs zeitweise auf rund 93.000 Dollar ab – der tiefste Stand seit Anfang Mai. Zwar konnte sich die wichtigste Digitalwährung bei rund 95.000 Dollar stabilisieren, doch der Schaden ist angerichtet.
In den vergangenen 24 Stunden wurden Positionen im Wert von 619 Millionen Dollar liquidiert, allein 243 Millionen davon entfielen auf Bitcoin. Der „Fear & Greed Index“ hat mittlerweile nur noch einen Wert von 14 was „extreme Angst“ signalisiert.
Der Grund: Es fehlt an Geld
Der Haupttreiber für den Abverkauf ist für Experten schnell gefunden: die Liquidität. „Der Markt wird primär von der Liquidität bestimmt“, analysiert Derek Lim, Forschungsleiter bei Caladan. Diese sei vorübergehend knapp, da der Shutdown der US-Regierung das allgemeine Konto des Finanzministeriums (Treasury General Account) künstlich hochgehalten habe.
Doch Lim erwartet eine baldige Umkehr. Sobald die Regierung ihre Ausgaben wieder aufnehme und aufgeschobene Zahlungen tätige, werde frisches Geld ins System gespült. Ein zusätzlicher Impuls könnte aus Japan kommen: Ein dort diskutiertes Konjunkturpaket im Umfang von 17 Billionen Yen (rund 110 Milliarden Dollar) dürfte die globale Liquidität weiter befeuern.
Ein Déjà-vu von 2018
Auch Edward Carroll, Marktexperte der MHC Digital Group, verweist auf den Liquiditätsstress. „Indikatoren an den Anleihe- und Repo-Märkten blinken auf, ähnlich wie Ende 2018 und 2019“, so Carroll. „Krypto als reaktionsschnellerer Markt hat sich einfach früher angepasst als die traditionellen Märkte.“
Verschärft wurde die Lage durch die schwindende Hoffnung auf eine weitere Zinssenkung im Dezember. Diese toxische Mischung führte dazu, dass Anleger allein in der vergangenen Woche 1,1 Milliarden Dollar aus den US-Bitcoin-ETFs abzogen – und den Kursdruck damit massiv erhöhten.
Keine fundamentale Krise
Carroll sieht den jüngsten Rücksetzer nicht als Bruch der Fundamentaldaten, sondern als direkte Folge der angespannten Finanzierungsbedingungen. Die Rolle von Bitcoin als „digitales Gold“, die Erwartung einer Liquiditätswende und das anhaltende institutionelle Interesse bildeten ein solides Fundament. „Sobald der Liquiditätszyklus dreht“, prognostiziert Carroll, „erwarten wir, dass digitale Vermögenswerte als Erste wieder anziehen – so wie nach jeder größeren Intervention in den letzten zehn Jahren.“
Damit teilt Edward Carroll auch die bereits seit Längerem bestehende Meinung des AKTIONÄR: Kurzfristig dürfte es zwar volatil bleiben, die langfristige Story ist aber weiterhin intakt.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.
17.11.2025, 08:00