Die alte Börsenweisheit „Sell in May and go away“ hat in traditionellen Märkten wie dem S&P 500 eine gewisse Berechtigung. Historisch gesehen sind die Monate von Mai bis Oktober oft von geringeren Renditen und höherer Volatilität geprägt. Auch im Kryptomarkt hat sich diese saisonale Schwäche etabliert. Doch dieses Mal könnte alles anders sein, argumentieren Analysten des Research-Hauses K33 in einem aktuellen Bericht.
„Es gibt kaum vollständig überzeugende Erklärungen für diese saisonale Renditeentwicklung“, erklären Vetle Lunde, Head of Research, und David Zimmerman, Senior Analyst bei K33, in einem aktuellen Bericht. „Urlaubseffekte und Steuerfristen könnten jedoch eine Rolle spielen. Generell gibt es im Sommer weniger Katalysatoren als im restlichen Jahr.“ Doch dieses Jahr könnte anders verlaufen – vor allem aufgrund von Präsident Trumps Einfluss auf den Kryptomarkt.
Trump als Treiber für Bitcoin
Die Analysten von K33 sehen in Trumps Politik zahlreiche positive Impulse für Bitcoin, während Aktienmärkte unter erneuten Zöllen leiden könnten. Bereits wenige Tage nach seiner Amtseinführung im Januar unterzeichnete Trump eine Verordnung zur Schaffung einer „Presidential Working Group on Digital Asset Markets“ unter der Leitung von Krypto-Zar David Sacks. Diese Gruppe soll bis zum 22. Juli einen umfassenden Bericht über ein föderales Regelwerk für digitale Vermögenswerte, einschließlich Stablecoins, vorlegen und die Schaffung einer strategischen nationalen Krypto-Reserve prüfen.
Zusätzlich wurde ein „U.S. Digital Asset Stockpile“ für andere digitale Vermögenswerte geschaffen, die ebenfalls aus Beschlagnahmungen stammen. Allerdings plant die Regierung nicht, aktiv weitere Vermögenswerte für diesen Bestand zu erwerben. Fristen für Berichte über die Umsetzung dieser Maßnahmen – etwa die Evaluierung der strategischen Reserve durch das Finanzministerium – sind jedoch verstrichen, ohne dass Ergebnisse veröffentlicht wurden. „Die 60-Tage-Frist für die Bewertung der strategischen Bitcoin-Reserve ist ohne öffentliche Ankündigung verstrichen“, so Lunde und Zimmerman. „Die Ergebnisse könnten in den kommenden Wochen für erhebliche Volatilität sorgen.“
Zölle als Risiko, Bitcoin als Gewinner
Trumps Zollankündigungen trafen sowohl die traditionellen als auch die Kryptowährungsmärkte im April hart, bevor eine 90-tägige Zollpause für Erleichterung sorgte. „Ein Aufschub der Zölle bedeutet eines - das Thema wird im Hochsommer mit all seiner schrecklichen Pracht wieder auftauchen“, warnten die Analysten von K33. „Die Wahrscheinlichkeit, dass die Märkte erneut das Chaos vom April erleben, ist daher relativ hoch und zwingt die Marktteilnehmer zu einer risikoaversen Positionierung.“
Sie argumentieren jedoch, dass sich Bitcoin während des Drawdowns im April als robust erwiesen hat, wobei die stärksten Abwärtstage des S&P 500 die führende Kryptowährung übertrafen - ein sehr seltenes Phänomen eines niedrigeren BTC-Betas in Zeiten von Marktturbulenzen. „Das oben erwähnte Verhältnis zwischen einer strategischen Bitcoin-Reserve und den potenziellen negativen langfristigen Auswirkungen von Zöllen auf Gewinne und Beschäftigung deutet auf stärkere Fundamentaldaten für Bitcoin im Vergleich zu Aktien hin“, so die Autoren.
Da ein Blick in die Zukunft nahezu unmöglich ist, vor allem wenn der US-Präsident Donald Trump heißt, fahren Anleger derzeit mit einem Blick auf den Chart besser. Oberhalb der Marke von 92.000 Dollar stehen die Zeichen gut für einen "sonnigen" Sommer, darunter eher nicht. Langfristig orientierte Anleger bleiben aber in jedem Fall an Bord.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.