Wie hoch sind die finanziellen Risiken, die aus den Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten in den USA hervorgehen? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hat die Schätzungen der Analysten genauer unter die Lupe genommen und festgestellt, dass die höhe der Vergleichskosten von 2,5 Milliarden bis 20 Milliarden Dollar variieren.
Nach Einschätzung von Tom Claps, der Analyst für Rechts- und Regulierungsfragen bei Susquehanna in New York sei, seien aufgeblähte Vergleichsschätzungen zum Teil für den Kurseinbruch verantwortlich. Er rechne mit einer Vergleichssumme in der Spanne von 2,5 bis 4,5 Milliarden Dollar, so Bloomberg.
Drei Szenarien
“Es macht einen großen Unterschied, ob Bayer zunächst einen der Fälle, oder das Berufungsverfahren gewinnt”, zitiert Bloomberg David Evans, Analyst bei Kepler Cheuvreux in London. Deshalb habe Evans drei verschiedene Szenarien entwickelt. Wenn Bayer alle anstehenden Rechtsstreitigkeiten gewinnen könne (eine geringe Wahrscheinlichkeit, merkte er an), würde die Zahlung sehr gering ausfallen. Sollte der Konzern aber weitere Schlappen vor Gericht erleiden, wären kolossale 20 Milliarden Dollar möglich, berichtet die Nachrichtenagentur. In seinem mittlerem Szenario gehe Evans von einer Zahlung von etwa fünf Milliarden Dollar aus.
Mit hohen Kosten rechnet auch die HSBC. Analyst Stephen McGarry kappte vor Kurzem das Kursziel um 13,00 Euro auf lediglich 63,00 Euro für die Bayer-Aktie, das Votum lautet "Hold".Auf die Leverkusener dürften laut seiner Einschätzung in den kommenden zehn Jahren noch um die 20 Milliarden Euro an Kosten zukommen, die im Zusammenhang mit dem Glyphosat-Mittel entstehen.
Das unkalkulierbare Risiko hat seine Spuren in der Kursentwicklung der Bayer-Aktie hinterlassen. Zumindest hat der Aufsichtsrat des Konzerns vor Kurzem ein Maßnahmenpaket beschlossen, um die Glyphosat-Problematik in den Griff zu bekommen. Dennoch rät DER AKTIONÄR vorerst weiter von einem langfristig angelegten Einstieg auf der Long-Seite ab.