Von Everybody’s Darling zur toxischen Position im Portfolio: Selten hat sich bei Aktien so schnell der Wind gedreht wie zuletzt bei Banken. Erst waren die steigenden Zinsen aus Anlegersicht für sie ein Segen, ließen sie doch die Gewinne der Unternehmen kräftig anziehen. Die Commerzbank etwa erzielte 2022 den höchsten Überschuss seit zehn Jahren, die Deutsche Bank sogar seit 15 Jahren. Doch plötzlich waren die steigenden Zinsen ein Fluch: Ihretwegen musste die Silicon Valley Bank (SVB) Anleihen mit Verlust verkaufen, was der Anfang ihres Endes war. Die Pleite der SVB sendete Schockwellen rund um den Globus – die Anleger trennten sich in Panik von ihren Bank-Aktien, was auch den Gesamtmarkt stark belastete. Dann geriet auch noch die Credit Suisse an den Abgrund, wodurch die Sorge der Börsianer vor einem Dominoeffekt im Sektor noch größer wurde. 15 Jahre nach der Finanzkrise steht die Frage im Raum: Kommt jetzt Lehman 2.0?
DER AKTIONÄR hält dies zwar für ziemlich übertrieben, trotzdem könnten die Nerven der Anleger dünn und die Volatilität an den Märkten hoch bleiben. Sehr viel hängt davon ab, was die Notenbanken machen. Am Mittwoch um 19 Uhr (nach Redaktionsschluss) trifft sich die Fed – eine Zinserhöhung von 25 Basispunkten ist in den Kursen eingepreist. Eine Erhöhung um 50 Basispunkte würde die Bankenbranche weiter unter Druck bringen. Auch der Gesamtmarkt würde leiden.
Allerdings ist die oberste Aufgabe der Notenbanken, für Preisstabilität zu sorgen. Die Preise sind aber immer noch deutlich zu hoch. Und so müssen Fed, EZB und Co einen Balanceakt schaffen: die Inflation einfangen und gleichzeitig eine ernst zu nehmende Bankenkrise verhindern.
Einfach wird es nicht und doch äußert sich Deka-Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater optimistisch. Für den wahrscheinlichen Fall, dass es nicht einfach bleibt an der Börse, empfiehlt DER AKTIONÄR sieben Aktien, die aktuell trotz – oder gerade wegen – der Widrigkeiten laufen. Und auch wenn der Spuk bald vorbei sein sollte, bleiben diese sieben Werte attraktive Investments.
Rendite in der Krise
Anfang 2022 gab es ebenfalls Stress an den Börsen, ausgelöst unter anderem durch die Ukraine-Krise (damals noch kein Krieg) und die steigenden Zinsen. DER AKTIONÄR empfahl in der Titelgeschichte 6/22 zehn Aktien: Abbvie, Deutsche Telekom, Glencore, Møller-Mærsk, Munich Re, Philip Morris, RWE, Sealed Air, TotalEnergies und Wells Fargo. Im Schnitt hat diese Anti-Stress-Auswahl 10,2 Prozent zugelegt und den DAX klar geschlagen.
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24.03.2023, 12:00