+++ 5 Top-Titel zum Sonderpreis +++
Foto: Börsenmedien AG
10.09.2016 Fabian Strebin

Analyst Hein: „Deutsche Bank sollte Investment-Banking aufgeben"

-%
Deutsche Bank

Im Interview mit dem AKTIONÄR steht Analyst Dieter Hein, von der Research-Gesellschaft Fairesearch, Rede und Antwort zu den Fusionsplänen von Deutscher Bank und Commerzbank, die aus seiner Sicht wenig sinnvoll sind. Außerdem bewertet der Experte die aktuelle Situation der beiden Banken und erklärt, ob die Aktien ein Kauf sind.

DER AKTIONÄR: Herr Hein, bei der Deutschen Bank und der Commerzbank liegt das Kurs-Buchwert-Verhältnis bei knapp 0,3. Sind die Titel für Anleger jetzt ein Schnäppchen?

Dieter Hein: Nein, absolut nicht. Niedrige Kurs-Buchwert-Verhältnisse bei Banken drücken derzeit vor allem eine massive Skepsis gegenüber der Bilanzqualität der Institute aus. Die Investoren misstrauen der Werthaltigkeit der Vermögenswerte in der Bilanz. Gerade im Investment-Banking ist nicht abzuschätzen, wie viel bestimmte Assets tatsächlich wert sind.

DER AKTIONÄR: Was sagen Sie zu den Fusion-Plänen zwischen Deutscher Bank und Commerzbank, die kürzlich die Runde machten?

Dieter Hein: Zur bisherigen Strategie der Deutschen Bank passt das gar nicht. Der Konzern will eigentlich das Deutschland-Geschäft verkleinern, um Eigenkapital für das Investment-Banking freizubekommen. Die 2010 gekaufte Postbank steht ja wieder auf der Verkaufsliste. Generell braucht die Deutsche Bank höhere Eigenkapitalquoten, aber bei der derzeitigen Bewertung ist eine Kapitalerhöhung über die Börse schwierig. Sowohl die Postbank-Integration bei der Deutschen Bank, also auch die der Dresdner-Bank bei der Commerzbank, haben nicht zu dem geführt, was man sich vorher erhofft hatte.

DER AKTIONÄR: Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage bei der Deutschen Bank?

Dieter Hein: Bei der Deutschen Bank sind fast alle wichtigen Positionen durch Manager aus dem Investment-Banking besetzt. Viele neue Vorstände haben wenig Erfahrung mit der Deutschen Bank und dem deutschen Markt. Das neue Management macht die gleichen Fehler wie die Vorgänger, es fehlt an neuen Ideen. Ich glaube, die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass dadurch der Fokus zu stark auf der riskanten und unprofitablen Investment-Banking-Sparte lag und daran hat sich nichts geändert. Die Deutsche Bank sollte sich vom Investment Banking verabschieden.

DER AKTIONÄR: Aber geht es nicht allen Banken schlecht wegen der Niedrigzinsen und der verschärften Regulierung?

Dieter Hein: Es gibt Banken, die sehr erfolgreich sind in Deutschland. Am Marktumfeld kann das schlechte Abschneiden von Deutscher Bank und Commerzbank also nicht liegen. Die Kreditrisikokosten sind im klassischen Bankgeschäft in den letzten Jahren aufgrund der soliden Konjunktur-Entwicklung auch gesunken. Ich sehe das Problem bei den beiden deutschen Großbanken ganz klar beim Management. Die Manager müssen ihr Institut und den Markt kennen, um eine erfolgreiche Strategie aufzustellen, eigentlich eine Selbstverständlichkeit.

DER AKTIONÄR: Herr Hein, vielen Dank für das Gespräch!

Behandelte Werte

Name Wert Veränderung
Heute in %
Deutsche Bank - €
Commerzbank - €

Buchtipp: Kapitalismus und Marktwirtschaft

In diesem bahnbrechenden Buch bietet Jonathan McMillan eine neue Perspektive auf den Kapitalismus und deckt grundlegende Fehler in unserer Finanzarchitektur auf. McMillan liefert, was in den aktuellen Debatten fehlt: Er stellt die jüngsten Probleme im Bankwesen in einen größeren historischen Zusammenhang und entwickelt einen radikalen, aber durchdachten Reformvorschlag. McMillan fordert eine Anpassung des Finanzsystems und eine Neugestaltung der Geldpolitik. Dabei bindet er die notwendigen Veränderungen in einen konkreten Übergangsplan ein, der auf ein wichtiges Ziel abzielt: die Wiederherstellung der wirtschaftlichen Grundlagen für eine freie, offene und demokratische Gesellschaft.
 

Kapitalismus und Marktwirtschaft

Autoren: McMillan, Jonathan
Seitenanzahl: 208
Erscheinungstermin: 18.04.2024
Format: Softcover
ISBN: 978-3-86470-943-2

Jetzt sichern