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14.04.2022 von Financial Times

Amazon: Verkäufern drohen höhere Kosten

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Amazon.com

Von Dave Lee
Financial Times
Übersetzung: Stefanie Konrad

Amazon erhöht seine Liefergebühren um fünf Prozent. Das teilte der E-Commerce-Riese seinen Drittanbietern am Mittwoch mit. Dies betrifft ab Ende April alle Verkäufer die Amazons Logistiknetzwerk nutzen. Damit reagiert das Unternehmen auf die „weiteren Herausforderungen“ aufgrund der höheren Kraftstoffkosten und der steigenden Inflation.

Die Gebühr gilt ab dem 28. April für alle Verkäufer in den USA, die Amazons Logistiknetzwerk Fulfillment By Amazon für die Lieferung ihrer Produkte nutzen. Sie soll nicht auf Dauer erhoben werden und auch nicht direkt an die Verbraucher weitergegeben werden.

Nach Angaben eines Unternehmenssprechers wird die Gebühr auf die Lieferkosten pro Paket aufgeschlagen, nicht auf den Gesamtpreis des Produkts. So würden beispielsweise die Kosten für die Zustellung eines T-Shirts von 5,07 auf 5,32 Dollar steigen. Durchschnittlich wird sich der Preis um 24 Cent pro Paket erhöhen.

Das Unternehmen gibt zwar nicht an, wie viele Pakete es versendet. Nach einer Schätzung des Logistikberaters MWPVL wurden 2021 aber 3,25 Milliarden Pakete von Drittanbietern über Fulfillment By Amazon an US-Kunden versandt.

Der Preisaufschlag gilt nicht für Sendungen, die von anderen Unternehmen wie dem US Postal Service oder UPS zugestellt werden.

In der Mitteilung, die Amazon am Mittwoch an die Verkäufer gesendet hatte, erklärte das Unternehmen, bisher einige der gestiegenen Kosten seines Geschäftsbetriebs aufgefangen zu haben. So hat es zum Beispiel 750.000 neue Mitarbeitern eingestellt, die Löhne erhöht und seine Lagerflächen stark vergrößert.

„Wir dachten, dass wir 2022 wieder zur Normalität zurückkehren können, nachdem weltweit die Corona-Beschränkungen gelockert wurden. Aber die Kraftstoffpreise und die Inflation haben uns vor weitere Herausforderungen gestellt“, hieß es in der Mitteilung.

„Es ist noch unklar, ob diese inflationären Kosten steigen oder sinken werden und wie lange sie noch bestehen bleiben.“

Amazon.com (WKN: 906866)

Das ist eine von mehreren Maßnahmen, die Amazon zum Ausgleich der steigenden Kosten seines Logistikbetriebs getroffen hat. Im Februar kündigte das Unternehmen an, dass die Kosten für eine Prime-Mitgliedschaft – bei der die Kunden eine monatliche oder jährliche Gebühr für die kostenlose Lieferung zahlen – von 119 auf 139 Dollar pro Jahr angehoben werden.

Damals teilte Amazon mit, dass es diesen Schritt unter anderem aufgrund des Anstiegs der „Lohn- und Transportkosten“ in seinem Logistiknetz unternommen habe.

Die Pandemie hat die Spannungen zwischen Amazon und seinen Millionen von Drittanbietern noch verstärkt, deren Produkte im letzten Quartal 56 Prozent der Artikel ausmachten, die über den E-Commerce-Shop verkauft wurden.

„Ich habe einfach nur die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen“, sagte Jason Boyce, CEO der Markenagentur Avenue7Media. „Womit müssen die Verkäufer als nächstes rechnen? Amazon ist aktuell einfach in einer übermächtigen Position, in der es alles tun kann, was es will.“

Zu Beginn der Corona-Pandemie hat das Unternehmen abrupt die Annahme von Artikeln in seinen Lagern gestoppt, die nicht als notwendig erachtet wurden, wie zum Beispiel Reinigungsmittel.

In einer kürzlich von der E-Commerce-Softwareplattform Jungle Scout durchgeführten Umfrage unter 3.500 internationalen Amazon-Verkäufern gaben 64 Prozent an, dass die steigenden Logistikkosten die größte Sorge für ihr Unternehmen im Jahr 2022 seien.

Mike Scheschuk, Chief Marketing Officer von Jungle Scout, sagte aber auch, dass die Änderungen wahrscheinlich nicht zu Preiserhöhungen für die Verbraucher in den Geschäften führen werden. „Wenn die Gebühren steigen, denken Verkäufer vielleicht jedes Mal darüber nach, die Kosten an die Kunden weiterzugeben. Viele werden davon allerdings absehen, um auf dem Markt wettbewerbsfähig zu bleiben“, so Scheschuk.

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