Airbnb steigt in das Dienstleistungsgeschäft ein und positioniert sich damit deutlich breiter als bisher. Zukünftig sollen nicht nur Wohnungen, sondern auch Fitnesstrainer, Fotografen oder Friseure über die Plattform gebucht werden können. Damit wandelt sich die Buchungsplattform zu einer umfassenden Lifestyle-Zentrale und tritt noch stärker in Konkurrenz zu Hotelriesen wie Hilton, Hyatt oder Marriott.
„Hotels haben eine Sache, die wir nicht haben: Dienstleistungen“, konstatierte Airbnb-CEO Brian Chesky am Dienstagabend im Rahmen einer Präsentation in Los Angeles. Diese Lücke will das Unternehmen nun schließen. Der Strategiewechsel kommt nicht von ungefähr: Airbnb sucht angesichts schwächerer Buchungszahlen und des verschärften Wettbewerbs in der Tourismusbranche nach neuen Umsatzquellen und will sich als Service-Plattform neu ausrichten.
Spa-Behandlungen, Catering, Stadtführungen und sogar VIP-Events wird man zunächst in 260 Städten weltweit über die Airbnb-App buchen können. Dieses Angebot ist nicht an eine Übernachtung gebunden. Einige Dienstleistungen sollen weniger als 50 Dollar kosten, womit Airbnb Premium-Erlebnisse auch für den Massenmarkt erschwinglich machen möchte.
Qualitätssicherung hat dabei oberste Priorität: Die Anbieter müssen sich bewerben, durchlaufen einen sorgfältigen Auswahlprozess und verfügen laut Unternehmen im Schnitt über zehn Jahre Berufserfahrung – darunter ausgezeichnete Sterneköche und Make-Up-Artisten aus der Filmbranche.
Neue App, neues Geschäft – neues Bewertungsmodell?
Um das neue Dienstleistungs- und Erlebnisangebot ins Nutzererlebnis zu integrieren, wurde die Airbnb-App überarbeitet. In Zukunft erhalten Gäste nach der Buchung einer Unterkunft automatisch personalisierte Vorschläge für passende Aktivitäten in der Nähe – ein Konzept, das Konkurrenten wie Booking.com bereits umgesetzt haben. Ziel ist eine stärkere Kundenbindung über die reine Wohnungsvermittlung hinaus.
Airbnb-Mitgründer Nate Blecharczyk glaubt an das Potenzial des neuen Geschäftszweigs: Auf Reisen entfielen auf jeden Dollar, der für die Unterkunft ausgegeben wird, drei Dollar für Essen, Shopping und Ausflüge. Die Ausweitung auf Service-Angebote könnte daher langfristig sogar mehr Geld einbringen als das Kerngeschäft.
Auch Analysten der Branche sehen in der Expansion eine Chance: Gelingt der Ausbau, könnte Airbnb an der Börse nicht mehr nur nach traditionellen Kriterien der Reiseindustrie bewertet, sondern zunehmend als Tech-Plattform wahrgenommen werden. Dennoch bleiben Platzhirsche wie Hilton in puncto Marktstellung, Servicequalität und Premium-Erfahrung wohl vorerst unangefochten.
Airbnb wagt den Schritt in ein Geschäft, in dem spezialisierte Anbieter einzelne Nischen bereits besetzt haben. Hinzu kommen regulatorische Hürden. Das Konzept klingt vielversprechend, doch der Erfolg ist keineswegs garantiert. Anleger bleiben deshalb bei der Empfehlung des AKTIONÄR: Hilton bleibt die bessere Wahl.