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08.10.2018 DER AKTIONÄR

Angst vor neuer Banken-Krise: Deutsche Bank und Commerzbank im Rückwärtsgang

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Deutsche Bank

In Südeuropa verschärft sich die Krise einiger Geldhäuser. In Italien und Griechenland sacken seit einigen Tagen die Bank-Aktien immer weiter ab. Auch in Deutschland wächst deshalb die Angst vor einer neuen Bankenkrise. Die Aktien von Commerzbank und Deutsche Bank stehen zu Wochenbeginn wieder unter Druck, obwohl die anziehenden Anleihenrenditen den Geldhäusern eigentlich zugute kommen.

In Griechenland erlebten die vier größten Geldinstitute - Piräus Bank, Eurobank, Alpha Bank und National Bank of Greece - ein wahres Erdbeben an der Börse. Die vier Institute mussten Einbußen von bis zu vierzig Prozent hinnehmen, der Athener Bankenindex fiel auf den tiefsten Stand seit 31 Monaten. Die Banken sitzen auf einem Berg fauler Kredite: Darlehen im Volumen von 88,6 Milliarden Euro werden nicht mehr bedient oder gelten als ausfallgefährdet. Diese notleidenden Forderungen machen fast 48 Prozent der gesamten Kreditsumme oder nahezu 50 Prozent des griechischen Bruttoinlandsprodukts aus.

Griechen-Kollaps würde zu Einbruch des Systems führen

Ein Kollaps könnte wegen der engen Verflechtung von griechischem und ausländischem Kapitals und wegen der unkalkulierbaren Risiken für den Euro und im Derivate-Bereich zum Einbruch des gesamten Systems führen. Journalist und Buchautor Ernst Wolff hält den Finanzsektor Griechenlands für einen "Teil des völlig außer Kontrolle geratenen internationalen Finanzcasinos".

Die Regierung in Athen erwägt nun einen Hilfsplan für die heimischen Geldhäuser. Gemeinsam mit dem Euro-Rettungsschirm ESM und dem griechischen Banken-Verband werde an einem "Interventionsplan" gearbeitet, um die Banken zu entlasten. Den Griechen-Banken hilft das zumindest am Montag noch nicht: Die Aktien stehen weiter unter Druck.

Auch in Italien rutschen die Bank-Aktien ab, dort allerdings wegen des aggressiven Haushaltskurses der neuen populistischen Koalitionsregierung. Am Montag wurden die Aktien einiger italienischer Banken zeitweise vom Handel ausgesetzt, nachdem die Risikoaufschläge italienischer Staatsanleihen deutlich zugelegt hatten und die Aktienkurse daraufhin um mehr als fünf Prozent abrutschten. Zuvor hatte der Parteichef der rechtsradikalen Regierungspartei Lega EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Haushaltskommissar Pierre Moscovici als "wahre Feinde" Europas bezeichnet. 

 

Steuerzahler müsste nicht mehr blechen 

Die Finanzaufsicht Bafin bereitet sich unterdessen mit Planspielen auf den Ernstfall vor. Anders als zur Finanzkrise vor zehn Jahren sollen Steuerzahler im Insolvenzfall nicht mehr einspringen müssen. "Wir sind heute deutlich besser vorbereitet", sagt Thorsten Pötzsch, Exekutivdirektor der Bafin, in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Für jede Bank gibt es heute einen dezidierten Abwicklungsplan. Seiner Einschätzung nach scheint auch das Problem zu großer Banken ("Too-big-to-fail") weitgehend gelöst.

Dank der neuen Abwicklungsmechanismen sei es inzwischen möglich, auch ein großes Geldhaus abzuwickeln, ohne die Steuerzahler zur Kasse zu bitten oder an den Finanzmärkten Verwerfungen auszulösen, meint Pötzsch, der bei der BaFin für Bankenabwicklung und Geldwäsche zuständig ist. Gleichwohl würde die Aufsicht genau hinsehen, wenn sich große Banken zu noch größeren Instituten zusammenschlössen. "Man kann nicht sagen, dass Fusionen per se schlecht sind, aber wenn Banken fusionieren, werden wir uns das genau anschauen", sagte Pötzsch.

An der Börse interessiert man sich derzeit kaum für die BaFin-Worte. Die Aktie der Commerzbank sackt im MDAX um mehr als fünf Prozent auf 8,41 Euro und damit wieder unter die 90-Tage-Linie ab. Wer hier engagiert ist, beachtet als Stopp-Loss-Marke 7,90 Euro - knapp unterhalb des alten Tiefs.  

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Die Aktie der Deutschen Bank verliert am Montag-Mittag rund zwei Prozent auf 9,51 Euro. Sie nähert sich damit der wichtigen charttechnischen Unterstützung bei 9,46 Euro. Ein Unterschreiten dürfte weitere Kursverluste nach sich ziehen. Der DAX-Wert ist aktuell weiterhin kein Kauf.  

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Zusammenschluss in Großbritannien?

Die im vergangenen Monat neu aufgekommene Fusionsfantasie der beiden deutschen Finanzhäuser ist mittlerweile wieder etwas abgeflaut, könnte aber jederzeit wieder entfacht werden. Siehe Großbritannien: Dort überlegen die beiden Finanzkonzerne Schroders und Lloyds einen Zusammenschluss ihrer Vermögensverwaltungen. Am Wochenende wurde bekannt, dass die beiden ein Joint Venture planen, aber noch nichts entschieden sei.

Die Vermögensverwaltung von Lloyds ist 13 Milliarden Pfund (14,8 Milliarden Euro) schwer. Der TV-Sender Sky berichtete unter Berufung auf Insider, dass Lloyds an der Allianz 50,1 Prozent halten solle und Schroders den Rest. Es wäre einer der größten Zusammenschlüsse im Bereich der Vermögensverwaltung der vergangenen Jahre.

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