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05.03.2019 Florian Söllner

China-Schock für Tesla: Neue Probleme für das Model 3

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Tesla

Spannende Zeiten für Tesla. Nach den weltweiten, teils drastischen Preissenkungen waren bereits Berichte durchgesickert, dass gerade in Asien die Kunden erbost darüber sind. Jetzt tauchen auch noch Probleme mit den Behörden auf. Businessinsider zufolge wird der Verkauf des Model 3 untersagt, da sie nicht richtig "ausgezeichnet" sind. Die Behörden hätten zahlreiche "Unstimmigkeiten" unter den bereits 1.600 nach China verschifften Teslas entdeckt. Der Verkaufsstart sollte eigentlich in diesem Monat beginnen. Neben Europa sollte China den schwieriger werdenden US-Markt auffangen. Selbst der Bau einer Fabrik in China wird angegangen. Die Aktie bleibt zunächst unter Druck und kein Kauf. Erst die Vorstellung des Model Y am 14. März könnte die Stimmung der Anleger wieder heben.

Duch die radikalen Preissenkungen haben Tesla-Kunden hohe Wertverluste ihrer bereits vorher gekauften Elektroautos hinnehmen müssen. So wurde etwa der Preis für ein long range Model S in den USA von 96.000 Dollar auf 83.000 Dollar gesenkt. Performance-Modelle sind in absoluten Zahlen noch weit mehr im Preis gefallen. Viele Tesla-Fans nehmen es sportlich, das sei bei modernen Produkten wie Computern oder Fernsehern eben üblich: Ein User berichtet, er hat vor zwei Jahren 185.000 Euro für seinen Tesla bezahlt, nun gibt es ihn neu für 117.000 Euro zu kaufen. Andere äußern ihren Unmut deutlicher: "Das Problem ist, dass immer wieder behauptet wurde, dass Teslas wertstabiler sind als andere Autos. Jetzt sieht man, das stimmt nicht." Einige kommen sich "verarscht" vor und fordern eine "Entschädigung".

We’re trying to make EVs & autonomy more affordable over time. This is the right thing to do. However, we cannot then also retroactively make earlier buyers whole without killing the company.

Und Elon Musk reagiert: Kunden, die Pech hatten kurz vor den Preissenkungen zu kaufen, erhalten nun den Autopilot oder full self-driving zum halben Preis. Doch der Preisrutsch, den Tesla im Schnitt mit sechs Prozent angibt, aber bei einigen Varianten über Nacht über 40 Prozent liegt, trifft indirekt alle Tesla-Fahrer - denn parallel dazu kommen die Gebrauchtwagenpreise ins Rutschen. Eine interessante Frage ist, welche Abschreibungen auf Bestandswägen und Vorräte Tesla vornehmen muss. Auch die Marke Tesla könnte leiden. Barclays zufolge sei damit die These, dass Tesla die neue Apple und das Model 3 das neue iPhone sei, nur noch schwer zu halten.

$tsla slashes prices in China pic.twitter.com/PbXGFqFvMb

Zunächst hatten Tesla-Fans auf die Vorung des Model Y gehofft, mit der Ankündigung massiver Preisnachlässe beim Model 3, Model X und S hatten die wenigsten gerechnet. Die Aktie reagiert deutlich negativ, Trader warten weiterhin den Bruch der 320-Dollar-Marke ab. Elektroauto-Fans, die noch keinela haben und nun günstiger zuschlagen können, feiern die günstigeren Preise, doch Investoren sind verunsichert: Ist eine zu schwache Nachfrage und Auslastung der Grund für die neuen Preise? Jetzt veröffentlichte Zahlen von insideevs zeigen, dass offenbar im Februar in den USA nur noch 5.750 Model 3 ausgeliefert wurden. Im Januar waren es immerhin noch geschätze 6.500. Zum Vergleich: Da viele Kunden noch die auslaufende Förderung nutzen wollten, wurden im Dezember "erstaunliche" 25.250 Model 3 ausgeliefert. 

Doch Insideevs blickt auch nach vorne und erwartet durch den Start des 35.000-Dollar-Model-3 wieder eine massive Steigerung der Nachfrage. Das Model 3 in der gestern verkündeten Standard-Version kommt in "bis zu sechs Monaten" auch nach Europa. Die Nachfrage nach diesem gelungenen Elektroauto zu diesem niedrigeren Preis wird gewaltig sein - auch weil die europäischen Hersteller nichts vergleichbares entgegensetzen können. "Das ist der Tod der deutschen Autoindustrie", so ein Tesla-Fan. Doch was den Autokäufer freut, muss nicht immer auch den Anlegern gefallen. Der Preis des 35.000-Dollar-Autos sind wohl sinkende Margen. Auch weil Elon Musk gestern auf Einmalbelastungen durch Entlassungen - viele Tesla-Offline-Shops werden geschlossen - hinwies, wird im ersten Quartal wohl ein Verlust ausgewiesen. Der Wortlaut: “Given that there is a lot happening in Q1, and we are taking a lot of one time charges, there are a lot of challenges getting cars to China and Europe, we do not expect to be profitable in Q1. We do think that profitability in Q2 is likely.”

Trader warten weiter ab. Zumal selbst Morgan Stanley skeptisch auf die Preissenkungen (im Schnitt 6 Prozent auf alle Modelle) reagiert. Die Bären hätten mit diesen News nun mehr "Stoff zu arbeiten" als die Tesla-Bullen.

 Es ist nicht das einzige Datum, welches Tesla-Anleger derzeit im Blick behalten müssen. Bloomberg zufolge wurde Elon Musk nun eine Deadline bis zum 11. März eingeräumt, um sich gegenüber der SEC zu seinem umstrittenen 500.000-Autos-Tweet zu äußern. Die Fronten sind verhärtet. "Ich möchte ganz klar sagen: Ich respektiere die SEC nicht", sagte Musk etwa 2018 gegenüber dem Sender CBS. 

Elon Musk hat die SEC jüngs erneut gegen sich aufgebracht, weil er zu offensiv getwittert hat. Seine Reaktion darauf? Ein weiterer, respektloser Tweet gegen die US-Börsenaufsicht: 

Exactly. This has now happened several times. Something is broken with SEC oversight.

Der Hintergrund: Elon Musk sorgte vor einer Woche auf Twitter wieder einmal für Irritationen. Zunächst hatte er geschrieben, dass man 2019 "rund 500.000" Autos bauen will - was Medien wie Bloomberg begeistert aufgegriffen hatten. Doch einige Stunden später die Richtigstellung des Tesla-Chefs: "Ich meinte eine annualiserte Produktionsrate Ende 2019, die wahrscheinlich bei 500.000 Autos oder 10.000 pro Woche liegen wird. Das Auslieferungziel für 2019 liegt weiterhin bei rund 400.000." Dies wäre dennoch ein bemerkenswertes Wachstum von über 60 Prozent gegenüber dem Niveau von 2018.

Tesla made 0 cars in 2011, but will make around 500k in 2019

Am considering taking Tesla private at $420. Funding secured.

Folgende Grafik zeigt, dass der Absatz von Tesla (obwohl die Firmenbewertung bereits das Niveau der großen Autohersteller erreicht) dennoch noch hinter den Auslieferungen von BMW, Daimler und Co zurückliegt. Doch Tesla verkauft bisher hochpreisige und innovative Elektroautos, während klassische Hersteller 2018 erst 1,4 Prozent ihrer Flotte elektrifiziert haben. Bis 2025 dürften jedoch einige Premiumhersteller bis zu 25 Prozent ihrer Autos ebenfalls mit Batterieantrieb anbieten.

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Hinweis auf mögliche Interessenskonflikte:

Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Tesla.

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