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16.12.2023 Marion Schlegel

Apontis Pharma: Neuer CEO drückt aufs Gaspedal – Bruno Wohlschlegel im Exklusiv-Interview

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Apontis Pharma AG

Die Aktie von Apontis Pharma konnte sich in diesem Jahr alles andere als erfreulich entwickeln. Doch es scheint sich eine Trendwende anzubahnen. Vom Tief konnte sich das Papier bereits mehr als 50 Prozent erholen. Und das Unternehmen rund um den neuen CEO Bruno Wohlschlegel hat in Zukunft einiges vor.

Apontis Pharma hat im November Details zu einem umfassenden Restrukturierungs- und Effizienzprogramm vorgestellt. Das auf Single Pills spezialisierte Pharmaunternehmen erwartet daraus Einsparungen von sechs bis sieben Millionen Euro. DER AKTIONÄR sprach mit dem neuen CEO Bruno Wohlschlegel unter anderem über die Gründe für die schwache Entwicklung in 2023, das neue Vertriebsmodell, ein schnelleres Erreichen des Ziels von 20 Single Pills und seinem „Skin in the Game“. Für 2024 und 2025 strebt Wohlschlegel profitables Wachstum an.

Apontis Pharma AG (WKN: A3CMGM)

DER AKTIONÄR: Herr Wohschlegel, Sie haben am 1. September das Amt als Vorstandsvorsitzender von Apontis Pharma übernommen, nachdem Ihr Vorgänger Karlheinz Gast im Juli 2023 sein Amt aus persönlichen Gründen niedergelegt hatte. Was hat Sie an dieser Aufgabe gereizt?

Bruno Wohlschlegel: Der sehr große Medical Need bei der Behandlung von Herz-Kreislauferkrankungen, die in Deutschland die Todesfallstatistik anführen und die Tatsache, dass Apontis Pharma als führendes deutsches Pharmaunternehmen im Bereich Single Pills darauf eine äußerst wirksame und praktikable Antwort hat.

Wie fällt Ihre aktuelle Analyse nach nun drei Monaten im Amt aus? Was sind die wesentlichen Stärken und Schwächen der Gesellschaft?

Zu den überzeugenden Stärken von Apontis Pharma zählt das umfangreiche Single Pill-Kombinations-Portfolio mit dem sich bereits jetzt die Prognose von fünf Millionen Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland signifikant verbessern ließe. Eine weitere Stärke sind die Mitarbeitenden von APONTIS, die sich mit überdurchschnittlich hoher Motivation für eine wirksamere Therapie für Patientinnen und Patienten einsetzen.
Für mich ist Apontis Pharma ein Paradebeispiel für eine „Purpose getriebene Organisation“. „Purpose getriebene Organisationen“ mit einem sehr guten Produktportfolio finden sich überdurchschnittlich oft bei den Outperformern in ihrem Marktumfeld. Deshalb überrascht auf den ersten Blick die schwache Entwicklung und die besonders enttäuschenden Ergebnisse in 2023.

Und auf den zweiten Blick?

Bei genauerer Analyse lassen sich drei Gründe dafür identifizieren: Die strategische Festlegung, die Kommunikation ausschließlich auf das Dachkonzept Single Pill zu beschränken und die einzelnen Single Pill-Kombination-Brands dadurch in der Bewerbung zu vernachlässigen. Zum zweiten ein Vertriebskonzept, das als einzigen Kanal einen großen Außendienst nutzt und damit wenig flexibel, nicht skalierbar und sehr teuer wurde. Als dritter Punkt haben sich in 2023 einige Risiken realisiert, die nicht ausgeglichen werden konnten oder für die es keinen Mitigation-Plan zur Schadensminimierung gab. Das betrifft unter anderem die Beendigung von Kooperationsverträgen mit Partnerfirmen, wie auch den Lieferausfall eines der Hauptprodukte.

Was unterscheidet Apontis Pharma von anderen Unternehmen, die patentfreie Medikamente anbieten?

Single Pill-Kombinationen von Apontis Pharma bieten einen messbaren medizinischen Mehrwert zu existierenden Präparaten und Therapien. So haben wissenschaftliche Studien gezeigt, dass kardiovaskuläre Ereignisse und die Mortalität durch ein Single Pill-Therapiekonzept besser gesenkt werden können als durch eine substanzgleiche Mehr-Tabletten-Strategie. Patentfreie Präparate, sprich Generika, versuchen die Eigenschaften der Originalpräparate zu einem günstigeren Preis nachzuahmen. Einen medizinischen Mehrwert bieten Generika in der Regel nicht.

Bruno Wohlschlegel, CEO von Apontis Pharma
Quelle: Apontis Pharma
Bruno Wohlschlegel, seit September CEO bei Apontis Pharma

Apontis Pharma ist mit dem Anspruch an die Börse gegangen, die Single Pill als „Goldstandard“ zu etablieren. Gilt diese Zielsetzung nach wie vor oder müssen Sie in diesem Punkt zurückrudern?

Ein wichtiges Etappenziel hat Apontis Pharma dabei bereits erreicht: Die Therapie mit Single Pill-Kombinationen wird seit 2023 in nationalen und europäischen Leitlinien als Therapie der ersten Wahl bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen empfohlen. Auf Expertenebene sind Single Pill-Kombinationen von APONTIS PHARMA also bereits Standard.
In unserer täglichen Arbeit konzentrieren wir uns darauf, Ärztinnen und Ärzte dabei zu unterstützen diesen Standard möglichst schnell und effizient im klinischen Alltag umzusetzen. Wir messen unseren Erfolg in der steigenden Zahl von Patientinnen und Patienten, die profitieren und dem Mehr an Lebensjahren und der Lebensqualität, die sich daraus ergeben.

Das Kerngeschäft Single Pills steht demnach nicht zur Disposition. Wie sieht das aktuelle Single Pill-Portfolio von Apontis aus und was haben Sie kurzfristig noch in der Pipeline?

Wir haben inzwischen bereits die 14. Single Pill eingeführt und werden bis 2025 sukzessive weitere sechs Single Pill-Kombinationen in den Markt bringen. Das Ziel von 20 Single Pills erreichen wir damit ein Jahr früher als ursprünglich zum IPO-Zeitpunkt geplant.
Mit diesen Single Pill-Kombinationen decken wir Standardkombinationen in den wichtigsten Indikationsbereichen ab. Dazu zählen Hypertonie, Fettstoffwechselstörungen und Post-Infarkt-Prophylaxe.

Trotz zahlreicher neuer Single Pills erwartet Apontis Pharma im laufenden Jahr ein deutlich rückläufiges Umsatzniveau und tiefrote Zahlen. Was ist schiefgelaufen?

Auf der Umsatzseite haben vor allem die Lieferschwierigkeiten mit Atorimib, unserem größten Produkt, sowie der Verlust von Marktanteilen durch Tender-Ausschreibungen bei Atorimib und einem weiteren Umsatzträger zu Verlusten geführt. Das Auslaufen von Kooperationsverträgen verschärfte diese Situation in 2023 zusätzlich. Ohne eine gezielte Bewerbung einzelner Wachstumsprodukte ließ sich dieser Ausfall nicht kompensieren. Gleichzeitig verschärfte die hohe Kostenbasis des alten Vertriebsmodells die Ertragssituation, da kein kurzfristiges Einsparpotenzial gehoben werden konnte.

Sie wollen nun mit einem Restrukturierungs- und Effizienzprogramm gegensteuern. Sie sprechen dabei von „APONTIS 3.0“. Was planen Sie konkret?

Wir konzentrieren uns strategisch und operativ auf unser Single Pill-Kombinations- Wachstumsgeschäft. Um das Potenzial richtig auszuschöpfen, setzen wir unser Vertriebsmodell neu auf. Dieses Modell ist auf Effektivität im Markt ausgerichtet und nutzt neben einem umsetzungsstarken Außendienst auch andere Elemente konkurrenzfähiger Vertriebsmodelle. Trotz erhöhter Effektivität kommen wir so auf eine deutliche Reduktion von Positionen im Außendienst und den assoziierten Funktionen im Innendienst. Durch stärkeres Wachstum im Kerngeschäft und eine deutliche Senkung der Kostenbasis stellen wir sicher, dass Apontis Pharma ab 2024 profitabel wachsen kann.

Die liquiden Mittel von Apontis Pharma waren zuletzt auf rund 21 Millionen Euro gesunken. Können Sie das Restrukturierungs- und Effizienzprogramm, bei dem Sie mit einem einmaligen Aufwand von fünf bis acht Millionen Euro rechnen, sowie die angedachte Ausweitung des Single-Pill-Portfolios aus eigener Kraft stemmen oder benötigen Sie ggf. noch externes Kapital?

Unsere Restrukturierung ist solide mit Eigenmitteln durchgeplant und finanziert.

Auf Ihrer Investorenpräsentation auf dem Frankfurter Eigenkapitalforum haben Sie anklingen lassen, dass Sie noch vor Ihrem Amtsantritt persönlich Apontis-Aktien erworben haben. Wie hoch ist Ihr „Skin in the Game“?

In unserem Depot liegen 15.000 Apontis-Pharma Aktien, die ich im August 2023 noch vor meinem Antritt als CEO erworben habe. Für mich persönlich ist Apontis Pharma beruflich und finanziell auch zukünftig eine sehr gute Investition in weiteres Wachstum. Zudem ist meine Incentivierung an deutliches Wachstum und eine positive Entwicklung des Aktienkurses gekoppelt. Nur wenn der Kurs der Apontis-Pharma-Aktie dauerhaft über zehn Euro steigt, kann ich am Erfolg partizipieren.

Ihr Vertrag läuft vorerst nur zwei Jahre bis Ende August 2025. Was wollen Sie bis dahin erreicht haben und unter welchen Umständen würden Sie Ihren Vertrag langfristig verlängern?

Die Aufgaben, denen ich mich dauerhaft widme, müssen zwei Bedingungen erfüllen: Sie müssen sinnhaft sein und sie müssen Spaß machen. Der Sinn des Single Pill-Kombinationstherapie-Konzepts steht für mich aufgrund seiner medizinischen Überlegenheit außer Frage und mit dem Apontis-Pharma-Team am Erfolg zu arbeiten, macht auf jeden Fall Spaß. Das profitable Wachstum, das wir mit APONTIS PHARMA in 2024 und 2025 anstreben, wäre auf jeden Fall eine gute Grundlage um über eine Verlängerung nachzudenken.

Das heißt, wenn alles nach Plan läuft, wird es nach APONTIS 3.0 auch ein APONTIS 4.0 unter Ihrer Leitung geben?

APONTIS 3.0 markiert den Start für profitables Wachstum mit unserem Single Pill-Kombinations-Portfolio. Wir können seit diesem Jahr auf eine hervorragende medizinische Evidenz, klare Leitlinienempfehlungen und aktive Unterstützung durch Krankenkassen bauen. Unser Portfolio wird sich bis 2025 auf mindestens 20 Single Pill-Kombinationen verdoppeln, und wir stellen durch unser neues, skalierbares Vetriebskonzept sicher, dass wir dieses Potenzial sowohl in der Tiefe als auch in der Breite ausschöpfen können.  
Darüberhinaus haben wir mit der Option zur Internationalisierung ab Ende 2026 die konkrete Chance, einer erfolgreichen Entwicklung im deutschen Markt auch eine Erfolgsgeschichte in Europa folgen zu lassen. APONTIS 4.0 könnte also durchaus Sinn und Spaß machen.

Herr Wohlschlegel, vielen Dank für das Gespräch.

Nach der überraschend heftigen Umsatz- und Ergebniskorrektur für 2023 und dem Wechsel an der Unternehmensspitze hat Apontis Pharma die Weichen für eine Rückkehr zu profitablem Wachstum gestellt. Die Überlegenheit der Single Pill-Strategie ist wissenschaftlich erwiesen, nun gilt es für die Gesellschaft, auch entsprechende Vertriebserfolge zu zeigen. Gelingt Apontis im Jahr 2024 der Rückkehr in die Gewinnzone, hat die Aktie durchaus Verdopplungspotenzial. Die Kursziele der Analysten liegen im zweistelligen Kursbereich. Ein Stopp bei 3,00 Euro sichert die spekulative Position ab.

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