Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck will in Europa wettbewerbsfähiger werden – und bis 2030 etwa 5.000 Stellen in Deutschland streichen. Das teilte das Unternehmen auf seinem Kapitalmarkttag im US-amerikanischen Charlotte (North Carolina) mit. Die Aktie war zunächst spürbar ins Minus gedreht, gewann zum Handelsschluss aber 1,3 Prozent auf 41,25 Euro.
Bereits am Vorabend hatte Daimler Truck ein weiteres Aktienrückkaufprogramm über bis zu 2 Milliarden Euro über zwei Jahre angekündigt. Analyst Nick Housden von der Bank RBC zog unter dem Strich ein positives Fazit zum Kapitalmarkttag. Michael Aspinall von Jefferies sprach von etwas besser als erwartet ausgefallenen Zielen in der Nordamerika-Sparte. Auch der Geldzufluss durch den geplanten Börsengang des in Asien aufgesetzten Gemeinschaftsunternehmens könnte der Aktie noch Schwung verleihen.
Maue Nachfrage in Europa
Das schwache Wirtschaftsumfeld in Europa und insbesondere in Deutschland bremst das DAX-Unternehmen seit längerem aus. Konzernweit ging der Absatz 2024 um zwölf Prozent zurück, im ersten Halbjahr 2025 um knapp sieben. Bei Mercedes-Benz Trucks fiel das Minus deutlich stärker aus. Sowohl 2024 als auch zu Jahresbeginn verkaufte die Marke deutlich weniger Lkw. Im zweiten Quartal stabilisierte sich der Absatz etwas.
Lange hatte Daimler Truck vom Bestellboom der Speditionen nach der Corona-Pandemie gezehrt. Probleme gab es nicht mit der Nachfrage, sondern vor allem mit der Versorgung mit Teilen wie Elektronikchips. Hinzu kamen teils deutlich gestiegene Energie- und Frachtkosten. Seit einiger Zeit hat sich das Bild aber gewandelt: Viele Speditionen warten ab – und bestellen gerade keine neuen Lastwagen. Der Auftragseingang ging im ersten Quartal erneut zurück.
Daimler Truck will wettbewerbsfähiger werden
Daimler Truck will wettbewerbsfähiger werden
Das zeigt sich auch bei den Geschäftszahlen: Umsatz und Gewinn gingen 2024, aber auch zu Jahresbeginn, zurück. Bei Mercedes-Benz Trucks fiel das Minus in beiden Fällen besonders deutlich aus. Im ersten Quartal sank der Umsatz um 15 Prozent, der operative Gewinn um fast die Hälfte. In anderen Sparten läuft es für den Konzern aus Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart hingegen besser.
Das Management um Chefin Karin Radström zieht daraus den Schluss: Sparen. „Mit der konsequenten Umsetzung unserer neuen strategischen Prioritäten werden wir eine grundlegende Verbesserung unserer finanziellen Performance erzielen, angetrieben durch unser umfassendes Effizienzprogramm Cost Down Europe“, sagte Finanzchefin Eva Scherer laut Mitteilung.
Die Anstrengung hat auch damit zu tun, dass die Hauptkonkurrenten zum Teil deutlich profitabler sind. Bei der Vorstellung von Radström als neue Konzernchefin hatte Aufsichtsratschef Joe Kaeser ihnen den Kampf angesagt. „Mittel- bis langfristig wollen wir nicht nur der größte Truck-Anbieter der westlichen Welt sein“, sondern auch bei der Marge führend, sagte er damals. Es gebe keinen Grund, weshalb Daimler Truck absehbar hinter anderen Anbietern zurückstehen sollte. Kaeser verwies auf die operative Marge einiger Wettbewerber von bis zu 15 Prozent.
Daimler Truck will durch das Sparprogramm also auch profitabler werden. Es soll mehr Gewinn vom Umsatz übrig bleiben. 2024 kam das Unternehmen auf eine um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite von 8,9 Prozent. Radström peilt bis 2030 nun einen Wert von mehr als zwölf Prozent an. Die Zahlen beziehen sich auf das Industriegeschäft, die Finanzdienstleistungen umfassen sie nicht. Bisher hatten die Schwaben ein solches Niveau nur für den Fall günstiger Bedingungen erwartet. Über den Konjunkturzyklus soll die bereinigte Marge im Fahrzeuggeschäft bis 2030 zwischen 9 und 13 Prozent liegen. Hier hatte Daimler Truck bisher 7 bis 11 Prozent veranschlagt.
Mindestens eine Milliarde soll gespart werden
Um dieses Ziel zu erreichen, sollten die wiederkehrenden Kosten insgesamt um mehr als eine Milliarde Euro dauerhaft gesenkt werden. Erreicht werden soll das spätestens 2030. Von dem Programm sind sowohl die Produktion als auch die Zentrale, die Verwaltung, der Vertrieb und Entwicklung betroffen. Gesenkt werden sollen neben den Personalkosten zum Beispiel auch Ausgaben für Material, Verwaltung, IT-Infrastruktur sowie Forschung und Entwicklung.
Die rund 5.000 Stellen sollen einem Unternehmenssprecher zufolge weitgehend über natürliche Fluktuation und Altersteilzeit abgebaut werden. Es seien aber auch gezielte Abfindungsprogramme möglich, hieß es.
Die Aktie von Daimler Truck ist auf ein neues Hoch seit März geklettert. Gelingt nun der nachhaltige Ausbruch über den Widerstandsbereich zwischen 41,00 und 41,50 Euro, wäre das März-Hoch bei 45,33 Euro das nächste Ziel. Es gibt trotz der durchaus positiven Signale am Kapitalmarkttag aktuell aber spannendere Werte im DAX als den Lkw-Bauer.
Enthält Material von dpa-AFX
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Daimler Truck Holding AG.
08.07.2025, 18:43